Zusammenfassung
Der Begriff der Identität ist vielschichtig. Begnügen wir uns zunächst mit einer Annäherung aus dem Bereich der Philosophie, die mit dem Terminus die relativ-konstanten Eigenschaften eines Dinges oder Individuums erfaßt.1 Bezogen auf die gesellschaftliche und politische Dimension wird Identität zumeist noch als das relativ-konstante Gefühl der Zugehörigkeit eines Menschen zu einer räumlichen Einheit verstanden. Die vorherrschenden gesellschaftlichen und politischen Deutungsmuster „lokalisieren“ Identität in den räumlichen Kategorien Stadt, Landschaft, Nation — und nun umstrittenerweise Europa. Zwar differenziert sich auch hier Identität von Fall zu Fall nach Manifestationen aus Geschichte, Sprache, Brauchtum und sozialer Gemeinschaft, aber diese bleiben doch häufig gleichermaßen Ursache wie Folge der Identität des Raumes. Dieses Verständnis von Identität hat seine Gültigkeit auch dadurch erlangt, weil jene angesprochenen historischen, sozialen, sprachlichen und politischen Kriterien traditionell zumeist geographisch zusammenfielen. Mit dieser historischen Erfahrung, daß Identitäten parallel zu politischen Strukturen verlaufen, leben wir noch heute, wenn auch neuerdings Untersuchungen über die Schichtungen und Lebensstile unserer Gesellschaften Hinweise dafür liefern, daß sich diese einheitlichen Bezüge auflösen.2
Für wertvolle Anregungen und Unterstützung danke ich Herrn Dirk Manthey.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft. Hrsg. von Hans Jörg Sandkühler. Bd. 2: F-K. Hamburg 1990, S. 611.
Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Frankfurt 1993.
Vgl. Rainer Frank: Kultur auf dem Prüfstand. Ein Streifzug durch 40 Jahre kommunaler Kulturpolitik. München 1990, S. 25.
Vgl. Rainer Frey/Stefan Schmalhaus: Europäische Einigung - kulturelle Vielfalt. In: West falenspiegel. Heft 2/1991. S. 7.
Vgl. ebenda.
Unter Heimat wird allgemein die Umwelt verstanden, mit der der einzelne Mensch durch Geburt oder Lebensumstände verwachsen ist. Heimat stellt somit einen Komplex von Um¬weltbezügen dar. Das Verlangen von Heimat ist ein menschliches Grundbedürfnis, dessen Erfüllung auf einen konkret erlebbaren Raum, der Beständigkeit und Identität garantiert, angewiesen ist. Heimat ist bildlich gesprochen die „Welt im Kleinformat“. - Vgl. Staats¬lexikon Recht - Wissenschaft - Gesellschaft, hrsg. von der Görres-Gesellschaft. Bd. 2: DEU-HOCH. Freiburg 1986. S. 1235f.; Vgl. Brockhaus Enzyklopädie. Bd. 8: H-IK. Wies¬baden 1969. S. 316.
Vgl. Nicola GlaB/Stefan Schmalhaus/Dagmar Steffans (Berichterstattung): Die Situation Westfalens zum Beginn der neunziger Jahre. Zusammenfassung der Podiums-und Plenar¬diskussion. In: Dieter Fischer/Rainer Frey/Wolfgang Kuhr ( Hrsg. ): Die Zukunft Westfalens in der Europäischen Gemeinschaft. A.a.O., S. 56
Walter Hostert: Europa 1993 - und die Auswirkungen auf die Kulturpolitik in Nordrhein Westfalen. In: Fischer/Frey/Kuhr ( Hrsg. ): Die Zukunft Westfalens in der Europäischen Gemeinschaft. A.a.O., S. 86.
Vgl. Joseph Lee: Brauchen wir eine Europäische Identität? Ist sie eine Hilfe auf dem Weg zu einem geeinten Europa? In: Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Projekt Europa. Die Verantwortung der EG für Europa und ihre Rolle in der Welt. Paderborn o.J., S. 53–57.
Vgl. Wilfried Loth: Der Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration 1939¬1957. Göttingen 1990.
Joseph Lee: Brauchen wir eine Europäische Identität? A.a.O., S. 51f.
Vgl. Walter Hostert: Europa 1993 - und die Auswirkungen auf die Kulturpolitik in Nord¬rhein-Westfalen. A.a.O., S. 88.
Vgl. Rainer Frey/Stefan Schmalhaus: Europäische Einigung - kulturelle Vielfalt. A.a.O., S. B.
Vgl. Edeltraud Klueting: Die Situation Westfalens zum Beginn der neunziger Jahre für den Bereich Kultur-und Heimatpflege. In: Fischer/Frey/Kuhr ( Hrsg. ): Die Zukunft Westfa¬lens in der Europäischen Gemeinschaft. A.a.O. S. 45.
Bodo Hombach: Nordrhein-Westfalen: Eine europäische Region formiert sich. Ausgangslage, Perspektiven und Handlungsbedarf. In: Ulrich von Alemann/Rolf G. Heinze/Bodo Hombach (Hg.): Die Kraft der Region: Nordrhein-Westfalen in Europa. Bonn 1990. S. 89.
Vgl. Joseph Lee: Brauchen wir eine Europäische Identität? A.a.O., S. 57
Uwe Leonardy: Gegenwart und Zukunft der Arbeitsstrukturen des Föderalismus: Status quo, „Europa der Regionen“ und staatlicher Einheit Deutschlands. In: ZParl 2/1990. S. 190.
Wolf Hanke: Keine Angst vor der Provinz. Europa muß Ja sagen zu seinen Regionen. In: Dokumente. Heft 4/1991. S. 304.
Ralf Dahrendorf: Politik. Eine Kolumne. Europa der Regionen? In: Merkur. Heft 8/1991. S. 705.
Jacques Derrida: Kurs auf das andere Kap - Europas Identität. In: Liber. Europäische Kulturzeitschrift. Heft 3/1990. S. 11.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Frey, R. (1998). Lokale, regionale, nationale, europäische Identität — Synthese oder Fragmentierung?. In: Konegen, N., Kevenhörster, P., Woyke, W. (eds) Politik und Verwaltung nach der Jahrtausendwende — Plädoyer für eine rationale Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95073-4_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95073-4_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2134-2
Online ISBN: 978-3-322-95073-4
eBook Packages: Springer Book Archive