Zusammenfassung
Das wissenschaftsgeschichtliche Interesse an der Politikwissenschaft kann vor dem Dritten Reich nicht ausweichen. Der vor mehr als zehn Jahren geführte Disput zwischen Johannes Weyer und Kurt Lenk um die Existenz einer eigenständigen universitär institutionalisierten Politikwissenschaft im Dritten Reich hat dieses in Vergessenheit geratene Gebiet der Wissenschaftsgeschichte wieder zutage gefördert und zahlreiche Publikationen nach sich gezogen.1 Heute steht fest, daß es etwa mit der Fortexistenz der Deutschen Hochschule für Politik, Berlin bis 1939 und der Auslandswissenschaftliche Fakultät an der Berliner Universität Ansätze wissenschaftlicher Beschäftigung mit Politik auch unterhalb der Ebene einer Institutionalisierung als wissenschaftlicher Disziplin gegeben hat.2 Darüber hinaus gab es in allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen Konzeptionen „politischer Wissenschaften“, etwa politische Soziologie, politische Staatswissenschaft, politische Pädagogik, die mit dem Impetus synoptischer Betrachtung die politischen Ziele des Nationalsozialismus in ihr Wissenschaftsprogramm inkorporiert haben und mit dem Gedanken der Politisierung die Weltanschauung in das Zentrum ihrer wissenschaftlichen Arbeit gestellt haben. Der Philosoph Alfred Baeumler war beispielsweise Leiter des Berliner Instituts für „politische Pädagogik“, der Soziologe Hans Freyer folgte einem Ruf auf einen Lehrstuhl für „politische Wissenschaften“ in Leipzig und auch an den juristischen Fakultäten wurden Institute für „politische Wissenschaft“ eingerichtet.
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Walkenhaus, R. (1999). Gab es eine „Kieler Schule“?. In: Bleek, W., Lietzmann, H.J. (eds) Schulen der deutschen Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95069-7_8
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