Zusammenfassung
Wahlen gehören zu den wichtigsten Legitimationsmechanismen politischer Systeme; in ihnen drückt sich der Wille des Volkes aus. Wahlen sind jedoch mehr als die Stimmabgabe des Bürgers als Souverän, sie sind zugleich von Parteien zunehmend professionell geführte Kampagnen, in denen mit den potenziellen Wählern kommuniziert wird. Dieses Phänomen wird mittlerweile zunehmend diskutiert und analysiert. Amerikanisierung ist dabei das zentrale Schlagwort. Leider ist die Verwendung dieses Begriffes vielfach unscharf, sodass man gut daran tut, ihn zu definieren. Welche Merkmale lassen sich dem Stichwort Amerikanisierung der Politik und der Wahlkämpfe in Deutschland zuordnen? Wichtig sind vor allem folgende Aspekte:
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„Die politischen Kommunikationsaktivitäten der Parteien richten sich vorwiegend nach den Selektions- und Präsentationsbedingungen der Massenmedien.
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Politische Vermittlung ist durch ihre Orientierung auf das Fernsehen von einer starken Visualisierung geprägt.
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Die strategisch kalkulierte Inszenierung von Ereignissen gewinnt in der öffentlichen Darstellung von Politik an Bedeutung, dabei wird Politik zunehmend in unterhaltenden Kontexten präsentiert.
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In der Ansprache von Wählern werden Strategien, die auf emotionale Loyalitätsbindungen zielen, wichtiger.
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Kampagnen als zeitlich wie sachlich fokussierte und lifestylegerechte Aktionsformen prägen die politischen Werbeaktivitäten.
„Die Kunst des Wahlkampfes besteht in der inhaltlichen Koordination von Politik und Werbung durch eine gute Organisation.“ (Wolf 1985: 76)
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Griese, H. (2002). Von der Notwendigkeit des Wahlkampfmanagements. In: Berg, T. (eds) Moderner Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95052-9_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3532-5
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