Zusammenfassung
Wahlergebnisse unterscheiden sich im Zeitverlauf, zwischen den verschiedenen Wahlebenen und nicht zuletzt zwischen Bundesländern, Städten, Gemeinden, Stadt- und Ortsteilen. Welche Faktoren beeinflussen die Unterschiede zwischen Wahlentscheidungen1, den Wahlterminen, politischen Ebenen und Gebieten? In der Wahlforschung werden zur Interpretation von Wahlergebnissen verschiedene Faktoren herangezogen. Jeder kennt die Interviews mit Politikwissenschaftlern an Wahlabenden im Fernsehen. Sie greifen in ihren Stellungnahmen in sehr unterschiedlicher Gewichtung auf solche Einflussfaktoren zurück: das Spektrum der angetretenen Parteien, die Parteiprogramme, die Schwerpunktthemen des Wahlkampfes, die regionale Ebene der Wahlen, die regionalpolitische Kultur, die „politische Großwetterlage“ und die aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussionen in der Öffentlichkeit. Der Wahlforschung ist darüber hinaus bekannt, dass sich Wahlentscheidungen zwischen verschiedenen sozialen Räumen unterscheiden. Dementsprechend werden an Wahlabenden neben den Wahlergebnissen auch Ergebnisse über die Wahlentscheidungen nach Arbeiter- und Angestelltengebieten, nach städtischen und ländlichen, katholischen und evangelisch dominierten Regionen präsentiert. Diese Auswahl an Eigenschaften von Räumen beruht auf klassischen Annahmen über die Zusammenhänge von sozialer Schichtung und politischen Präferenzen von Personen. Ganz grob lassen sie sich wie folgt beschreiben:
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Arbeiter, Mitglieder der evangelischen Kirche, Bevölkerung mit niedrigeren Bildungs- und Berufsabschlüssen, geringem Einkommen, die in größeren Städten leben, wählen die SPD.
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Angestellte, Beamte, Katholiken, Bevölkerung mit mittleren bis höheren Bildungsabschlüssen, mittlerem bis höherem Einkommen, die in größeren Städten, aber vor allem der Teil von ihnen, der in ländlichen Gebieten lebt, wählt die CDU.
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Die Grünen sind eine Partei, die von Höherqualifizierten gewählt wird, meist Angestellte jüngeren bis mittleren Alters, die in alternativen großstädtischen Milieus verhaftet sind und der Umwelt- und Friedensbewegung nahe stehen.
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Die FDP teilt sich mit den Grünen diese Gruppe zu gewissen Teilen: Sie wird von Bevölkerungsgruppen gewählt, die höherqualifiziert sind, ein überdurchschnittliches Einkommen aufweisen, dagegen aber weniger links-alternativen Milieus zugehören, sondern „Modernisierungsgewinner“ mit leistungsorientierten Aufstiegs-Lebensstilen repräsentieren.
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Neubauer, J. (2002). Sozialstruktur und Wahlentscheidung in kleinräumiger Perspektive. In: Andersen, U., Bovermann, R. (eds) Im Westen was Neues. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95037-6_6
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