Zusammenfassung
Aus dem Blickwinkel von heterogenen Zuwandererminderheiten stellt sich die Vorstellung von einer multikulturellen Gesellschaft leicht als eine trügerische Illusion heraus, hinter der sich die harte Wirklichkeit des Ausgegrenztseins und Ausgegrenztbleibens verbirgt. Die Hoffnungen, die man anfangs mit der Auswanderung in ein fremdes Land verband, richteten sich auf Verbesserung der eigenen Lebenschancen, und weder der Erhalt der mitgebrachten ethnischkulturellen Identität noch die Möglichkeit einer andauernd vorenthaltenen Gleichberechtigung wurden dabei als Problem gesehen. Die Desillusionierung erfolgt durch Erfahrungen: Das fremde Land ist durch eine eigene Dominanzkultur geprägt, die zur Anpassung zwingt. Und selbst wenn man diese erbringt, ist das Risiko groß, nur einer mehr oder weniger verkleideten Ignoranz oder sogar offener Fremdenfeindlichkeit zu begegnen. Es ist schwierig, sich in der Gesellschaft einer neuen und fremden Kultur zurechtzufinden, und noch schwieriger, als Gleicher unter Gleichen akzeptiert zu werden (Fijalkowski 1988). Die Erfahrung dieser Schwierigkeiten ist unter heterogenen Zuwanderern einer der nächstliegenden Anlässe, sich mit seinesgleichen enger zusammenzuschließen, um nach innen einander mit Hilfen beispringen und nach außen gemeinsame Interessen besser vertreten zu können.
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Literatur
Elwert, Georg (1982): Probleme der Ausländerintegration - Gesellschaftliche Integration durch Binnenintegration? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 34, S. 717–731
Fijalkowski, Jürgen/Gillmeister, Helmut (1997): Ausländervereine - ein Forschungsbericht. Über die Funktion von Eigenorganisationen für die Integration heterogener Zuwanderer in eine Aufhahmegesellschaft - am Beispiel Berlins. Berlin
Fijalkowski, Jürgen (1994): Solidarités intra-communautaires et formations d’associations au sein de la population étrangère d’Allemagne. In: Revue Europeenne des Migrations Internationales, 10/1, S. 33–57
Fijalkowski, Jürgen (1994): Die Bundesrepublik und das Migrationsproblem: Historische Erfahrungen und aktuelle Herausforderungen. In: Manfred Knapp (Hrsg.): Migration im neuen Europa. Stuttgart, S. 13–128
Fijalkowski, Jürgen (1991): Nationale Identität versus multikulturelle Gesellschaft, Entwicklungen der Problemlage und Alternativen der Orientierung in der politischen Kultur der Bundesrepublik in den 80er Jahren. In: Werner Süß (Hrsg.), Die Bundesrepublik in den achtziger Jahren — Innenpolitik, Politische Kultur, Außenpolitik. Opladen, S. 235–250
Fijalkowski, Jürgen (1988): Ethnische Heterogenität und soziale Absonderung in deutschen Städten. Zu Wissensstand und Forschungsbedarf. Occasional Papers Nr. 13 des Forschungsgebietsschwerpunktes „Ethnizität und Gesellschaft“der Freien Universität Berlin. Berlin
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© 2001 Leske + Budrich, Opladen
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Fijalkowski, J. (2001). Die ambivalente Funktion der Selbstorganisation ethnischer Minderheiten. Das Beispiel Berlin. In: Gesemann, F. (eds) Migration und Integration in Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94931-8_9
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