Zusammenfassung
Politisches Handeln bezieht seine Rationalität wie auch seine Legitimität aus bestimmten Annahmen oder Vorstellungen über die Wirklichkeit. Argumente, Programme und Begriffe der Politik spiegeln nicht die reale Welt, sondern spezifische Interpretationen derselben wider.
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Literatur
Anders jedoch Mayntz ( 1982, S. 74), die zumindest vor einer »Ontologisierung« dieser Untersuchungsperspektive gewarnt hat: Wohl könne der politische Prozeß als Problemverarbeitung untersucht werden, man dürfe daraus aber nicht ableiten, daß »er nach Anlaß und Ergebnis auch im Verständnis der beteiligten Akteure lediglich ein Problemverarbeitungsprozeß« sei; vgl. auch Scharpf (1985, S. 165), der sich gegen eine Verabsolutierung dieses Ansatzes wandte und die (anhaltende) Bedeutung institutionenbezogener Fragestellungen betont.
Als ein Beispiel unter vielen: »Relativ frühzeitig, nämlich bereits Ende der siebziger/ Anfang der achtziger Jahre, wurde in Berlin erkannt, […] daß eine zukunftsorientierte Politik Forschungs-und Innovationspolitik zu sein hätte. Dabei kann offenbleiben, ob diese Einsicht der Klugheit der Regierenden zu verdanken oder dem Zwang der Verhältnisse geschuldet war […].« (Väth 1988, S. 236) Weder auf Wahl noch Wollen oder Überzeugung fußt die Entstehung dieses Politikfeldes, sondern sie scheint allein Produkt der ökonomischen Verhältnisse zu sein.
Daß auch konfliktbeladenere Politikfelder durchaus gemeinsame Orientierungen von Wissenschaft und Politik aufweisen, die unter Umständen grundlegender sind als der vorliegende Dissens, beschreibt Nowotny ( 1982, S. 118) für den Bereich der Sozialpolitik. Zu häufig werde von den Sozialwissenschaften übersehen, daß sie selbst »als handelnde und theoretisierende Instanzen« an der politischen Konstitution von gesellschaftlichen Problemen mitwirken; vgl. auch Alford/Friedland (1985, S. 29), die die schärfsten Konflikte dort vermuten, wo übereinstimmende Grundpositionen vorliegen.
Der keineswegs unwesentliche Unterschied zwischen den Ansätzen von Majone und Blume besteht in den zugrundegelegten Theoriebegriffen. Blume hält an der Vorstellung einer eigenständigen akademischen Theoriebildung fest, deren Fruchte ex post von der Politik aufgenommen werden (expliziter noch findet sich dieser Gedanke bei Leeuw 1991 ). Majone hebt statt dessen ihren sozialen Charakter hervor, so daß die Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen oder alltagsweltlichen Prozessen der Theorieerzeugung nurmehr artifiziell erscheint (vgl. auch Rein/ Schon 1991, S. 263 ).
Erklären bedeutet also für eine mit dem Sinn des Handelns befaßte Wissenschaft soviel wie: Erfassung des Sinnzusammenhangs, in den, seinem subjektiv gemeinten Sinn nach, ein aktuell verständliches Handeln hineingehört.« (Weber 1980/1921, S. 4)
Für die deutsche Diskussion vgl. etwa Strothmann 1982; Blum/Kaufmann 1985; Kayser 1985; Corsten 1986; Sättler u.a. 1987; Allesch u.a. 1988; Böhler u.a. 1988; Büchmann u a 1988; Schimank 1988; Schuster 1990; Weitzel 1987, 1990; Schroeder u.a. 1991. Theoretisch anspruchsvoller ist die Arbeit von Täger/Uhlmann 1984. Skepsis gegenüber den Folgen verstärkter wirtschaftlich-wissenschaftlicher Zusammenarbeit für die Fachhochschulen äußern Schulte/Rüschenschmidt 1988.
Die internationale Diskussion über die Beziehung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft geht zum Teil deutlich über den deutschen Forschungsstand hinaus. Für diese Untersuchung wichtig sind unter anderem die Arbeiten von Gibbons/Johnston 1974; Etzkowitz 1983; Mowery 1983a, 1983b; Nelson 1986, 1989; Pavitt 1987, 1991.
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Hofmann, J. (1993). Einleitung. In: Implizite Theorien in der Politik. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 132. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94245-6_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12494-0
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