Zusammenfassung
Zunächst soll dargestellt werden, wie die Frauen als Mädchen, Jugendliche und als Verheiratete eine “Geschlechtsidentität” ausbilden, die in sich sehr widersprüchlich ist und die in der Spannung von Akzeptanz und Überschreitung ihre Begrenzung und Auflösung erkennen läßt. Nach Judith Butler umfaßt Geschlechtsidentität auch jene diskursiven, kulturellen Mittel, durch die eine “geschlechtliche Natur” oder ein “natürliches Geschlecht” als “vordiskursiv”, als der Kultur vorgelagert, hergestellt und etabliert wird. (J. Butler, 1991, S. 22ff.) Begreift man mit Butler Geschlechtsidentität als “kulturellen Konstruktionsapparat”, so läßt sich das vorliegende Material dahingehend interpretieren, daß die Frauen Normzuweisungen nur bedingt akzeptieren. Sie vertreten sie häufig als rhetorische Formeln, eben als Wortfächer. Andererseits sind sie an der rekursiven Bestätigung von Geschlechtsidentität, an der Erzeugung und Erhaltung des Geschlechtszirkels durch Denken und Handeln selbst, bewußt oder unbewußt, beteiligt. Geschlechtsidentität wird für sie zur Absicherung, um sich Handlungsspielräume für eigenes Wollen, für Selbständigkeit und Selbstbeschreibung als gegenkulturellen Akt zu erwirken. Die Geschlechtsnorm zu erfüllen, und sei es als verbale Beteuerung, heißt, akzeptiert zu werden, und diese Anerkennung ist als Selbstversicherung der Schlüssel zu Eigensinn.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Modelmog, I. (1994). Leben als Zitat und Einfall. In: Versuchungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94217-3_20
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94217-3_20
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12637-1
Online ISBN: 978-3-322-94217-3
eBook Packages: Springer Book Archive