Interdisziplinarität als Problemverschiebung: Das Gutachten der unabhängigen Regierungskommission zur Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt

Zusammenfassung

Die Vorschläge der unabhängigen Gewaltkommission und die ihrer Arbeit zugrundegelegten Problemstellungen sind vielfach diskutiert und häufig kritisiert worden.¹ Dem bleibt wenig hinzuzufügen. Eine Auseinandersetzung mit der Arbeit der Kommission und ihrem Gutachten insgesamt steht zwar noch aus; eine solche erfordert m.E. jedoch eine ausführliche Diskussion mit der Funktion solcher Kommissionen für die Politik und — wichtiger noch — ihrer Legitimierung. Eine solche Analyse wissenschaftlicher Politikberatung setzt eine weit über den eigentlichen Gegenstand — Ursache, Prävention und Kontrolle von Gewalt — hinausgreifende Vorgehensweise voraus. Das Ziel der folgenden Ausführungen ist demgegenüber sehr viel begrenzter. Nachgegangen werden soll der Frage, in welcher Weise die Kommission und das Gutachten unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen für ihre Analyse und Vorschläge genutzt hat. Interdisziplinarität ist eine der zentralen Quellen, aus denen die Kommission Legitimität für ihre Vorschläge schöpft.²