Zusammenfassung
Anfang der 70er Jahre kritisierte Helmut Kohl, der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, den „Linkstrend“ in der bundesdeutschen Presse. Als Problemlösung empfahl er eine Nachwuchsförderung für junge Journalisten. Einige Jahre später begann in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt ein Aufbaustudiengang Journalistik mit der Ausbildung journalistischen Nachwuchses. Etwa zur gleichen Zeit (1978) erarbeitete der medienpolitische Koordinierungsausschuß der CDU/CSU „zehn medienpolitische Thesen“. In seiner Erläuterung dieser Thesen kritisierte Christian Schwarz-Schilling, der damalige Medienexperte der CDU, die mangelnde Ausgewogenheit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Als Problemlösung empfahl er eine bessere Ausbildung der Journalisten. Sein Parteifreund, der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, konkretisierte 1979 die Kritik: Er sei nicht länger bereit, den „gesellschaftspolitischen Quark im Fernsehen“ (zit. Lührssen 1984: 5) zu schlucken. Dann, Anfang der 80er Jahre, gab Ernst Albrechts Staatskanzlei ein Gutachten in Auftrag. Der Titel lautete: „Einrichtung eines Studiengangs Diplom-Joumalistik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover“. Einige Zeit später begann in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein Aufbaustudiengang Journalistik mit der Ausbildung joumalistischen Nachwuchses.1
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Literatur
Die Planung und Implementation des Studiengangs in Mainz konnte nur eingeschränkt analysiert werden, weil das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium nur schriftlich befragt werden wollte und damit eine gewisse Oberflächlichkeit bei den Antworten verbunden war (vgl. zur Sample-Bildung, zur Methodik und zu den Methodenproblemen der Analyse: Löffelholz 1989: 21 ff.).
Vgl. Gertraude Steindl: Acht Semester nicht nur von vielem etwas. Baden-Württembergs Weg der Journalistenausbildung, in: Die Zeitung 1975/4: 4;
Gertraude Steindl: Trotz Fachstudium behält das Handwerkliche sein Gewicht. Münchener Modell der Journalistenausbildung, in: Die Zeitung 1976/10: 5;
Gertraude Steindl: Mainzer und Dortmunder Modell für Journalisten-Ausbildung: Studium und Praxis eng verzahnt, in: Die Zeitung 1976/3: 5.
Für weitere Beispiele hochschulinterner Konkurrenz einzelner Fachbereiche um knappe Finanzmittel und ihre oftmals negativen Folgen für die Planung und Implementation der Journalistik-Studiengänge vgl. Löffelholz 1989: 77 ff.
In die folgende Analyse wurden die wichtigsten Medienpapiere der politischen Parteien einbezogen: Vgl. CDU/CSU: Medienpolitische Leitsätze, in: Media Pespektiven 1971: 22–23;
CDU/ CSU: Medienpapier der CDU/CSU, vorgelegt von der Medienkommission der CDU/CSU, in: Media Perspektiven 1973/6: 265 H.;
CDU/CSU: Presse–Rundfunk–Neue Medien. Ein CDU/ CSU-Medienkongreß. Ergebnisse der Arbeitsgruppe IV: Berufliche Bildung, Berufsbedingungen und soziale Sicherheit der Journalisten. Berichterstatter: Dr. Jürgen Reiß, in: Media Perspektiven 1974/6: 274–275;
CDU/CSU: Medienpapier. Vorgelegt und nicht angenommen vom Mannheimer Parteitag, Mannheim 1975 (unveróff. Manuskript);
CDU/CSU: Zehn medienpolitische Thesen. Formuliert vom Koordinierungsausschuß für Medienpolitik anläßlich eines Medientages am 7. und 8.11.1978, Bonn (unveróff. Manuskript); CDU/CSU, Bundesgeschäftsstelle: Ausbildung und Weiterbildung von Journalisten, Bonn 1978 (unveróff. Manuskript);
CDU/CSU: Medien von Morgen. Für mehr Bürgerfreiheit und Meinungsvielfalt, Bonn 1985; SPD: Anträge “Massenmedien” zum Außerordentlichen Parteitag der SPD, in: Vorwärts vom 28.10. 1971: 5–13;
SPD, Vorstand: Entschließung zur Medienpolitik vom 26.1.1973, in: ZV und ZV 1973/5: 179;
SPD, Außerordentlicher Parteitag: Entscheidung zur Lage und Entwicklung der Massenmedien in der Bundesrepublik Deutschland vom 20.11.1971, in: Media Perspektiven 1971/11: 359–363;
SPD, Landesvorstand Baden-Württemberg: “Die Zukunft gestalten”–auch die Zukunft der Massenmedien, in: Media Perspektiven 1971/2–3: 42–43
SPD, Parteivorstand: Antrag zum Thema “Massenmedien”, in: Media Perspektiven 1970/141 (Juni): 6–8;
SPD: Sozialdemokratischer Informationsbrief, Pressemitteilung zur Journalistenausbildung vom 28. 4. 1982;
SPD, Vorstand (Hrsg.): Medienpolitisches Aktionsprogramm der SPD 1984. Für eine detailliertere Analyse der Zielentwicklung und Interessenartikulation der politischen Parteien zur hochschulgebundenen Journalistenausbildung vgl. Löffelholz 1989: 102–115. Dort finden sich auch weitere Quellenangaben und Literaturverweise.
Vgl. Christian Schwarz-Schilling: Medienpolitische Herausforderung. Darstellung und Erläuterung der zehn medienpolitischen Thesen. Manuskript der Rede für den Medientag der CDU/ CSU am 7./8.11.1978 in Bonn, in: Media Perspektiven 1978/11: 791–804.
Vgl. Deutscher Bundestag, B. Wahlperiode (Hrsg.): Bericht der Bundesregierung Ober die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland. Drucksache 8/2264 (1978);
Vgl. Beate Schneider: Einrichtung, a.a.O.; Jens Borchert: Vier Thesen zu der gutachterlichen Stellungnahme von Frau Dr. Beate Schneider zur Einrichtung eines Studienganges “Diplom-Journalistik” an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Hannover (unveröff. Manuskript); Rainer Butenschön: “Flankierende Maß-Journalisten”, in: Funkreport 1984/16: 5;
Das Interview mit dem Referenten liegt dem Verfasser als Tonbandaufnahme und als transkribierte Fassung vor. Zur weiteren Analyse der allgemeinen Programmziele der Landesregierungen vgl. Löffelholz 1989: 159 ff.
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Löffelholz, M. (1990). Vom Markt zum Staat. In: Weischenberg, S. (eds) Journalismus & Kompetenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94174-9_6
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