Zusammenfassung
In den Lehrbüchern der Methoden der empirischen Sozialforschung wird das Interview neben anderen Verfahren wie Beobachtung, schriftliche Befragung etc. als eines der meistgebrauchten Erhebungsmethoden aufgeführt. Es hat sich als Verfahren der Datensammlung innerhalb eines Forschungsprozesses etabliert, zum einen als notwendiges Hilfsmittel zur Verifizierung soziologisch-theoretischer Konzepte, zum anderen als Instrument zur Durchführung empirisch-praktischer Forschungstätigkeiten.
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Literatur
Scheuch charakterisiert in diesem Zusammenhang den Unterschied zwischen Alltagsgespräch und wissenschaftlichem Interview: “Der Forscher sendet im voraus festgelegte Reize an eine Anzahl im Prinzip austauschbarer Personen, deren Reaktionen den Plan für die Übermittlung von Reizen bzw. den Sender nicht direkt beeinflussen, sondern als Reflexe registriert werden“ (Scheuch 1973: 69).
Von Noelle-Neumann wird eher das demoskopische Interview definiert. Von dem standardisierten Interview, in dem Fragen vor der Durchführung festgelegt worden sind, die mit gleichem Wortwechsel und in gleicher Reihenfolge allen Befragten gestellt werden, wird das nichtstandardisierte Interview unterschieden, in dem das Vorgehen des Interviewers beweglich ist und von einem Befragten zum anderen verändert wird, vgl. Maccoby/Maccoby ( 1972: 39 ).
Der asymmetrische Charakter des Interviews wird z. B. von Scheuch (1973: 70) hervorgehoben.
Unter “Response Bias“ wird die Differenz zwischen empirischen Werten und “wahren“ Werten verstanden. Davon unterschieden wird die “Response Variance“ als die Variation der empirischen Daten unter verschiedenen Erhebungsbedingungen, vgl. O’Muircheartaigh/Payne (1978: 194).
Es ist zu beachten, daß Meßfehler theoretisch keine größere Gültigkeit besitzen können, als sie verläßlich sind. Reliabilität ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung der Validität, vgl. auch Maccoby/Maccoby (1972: 76ff).
Es werden zwei Formen der Kriteriumsvalidität unterschieden: “Predictive Validity“ und “Concurrent Validity“. Prädiktive Validität besitzt ein Instrument dann, wenn Voraussagen, die auf einer ersten Messung mit dem Instrument beruhen, durch spätere Messungen mit einem anderen Instrument bestätigt werden können. Zur Prüfung der Konkurrenzvalidität erfolgt die Messung des Kriteriums zum selben Zeitpunkt wie die zu beurteilende Messung. Der Unterschied zwischen prädiktiver Validität und Konkurrenzvalidität liegt darin, daß bei Überprüfung auf Konkurrenzvalidität Vorhersagen auf denselben Zeitpunkt bezogen sind, vgl. Schnell/Hill/Esser (1989: 152ff).
Eine Überprüfung auf Konstruktvalidität kann z. B. mit Hilfe der konfirmatorischen Faktorenanalyse erfolgen, vgl. Weede/Jagodzinski (1977).
Campbell/Fiske gehen davon aus, daß die Ursachen von Methodenvarianz in “test-form factors“ oder “response sets“ zu suchen sind, vgl. Campbell/Fiske (1959: 85) und Cronbach (1946).
Mit der Anwendung von multiplen Indikatorenmodellen ist das Problem der unsystematischen Meßfehler praktisch gelöst, während systematischer Meßfehler modelliert oder zumindestens deren Auswirkungen kontrolliert werden können, vgl. Costner (1969), Blalock (1969, 1985). Die Anwendung des Multi-Trait-Multi-Method-Designs in Verbindung mit multiplen Indikatorenmodellen zeigen Althauser/Heberlein (1970) und Althauser/Heberlein/Scott (1971).
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© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Reinecke, J. (1991). Das Interview als sozialer Prozeß. In: Interviewer- und Befragtenverhalten. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 106. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94163-3_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-94163-3
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