Skip to main content

Politische Herkunft und politische Karriere

  • Chapter

Zusammenfassung

Die Verbindung von Herkunft und Karriere im Titel ruft verschiedene Assoziationen hervor. Die ersten Gedanken mögen in Richtung der sogenannten politischen Familien gehen, von denen die Kennedy-Familie in den USA sicherlich die bekannteste ist. Mit Vater und Sohn Liebknecht um die Jahrhundertwende und Namen wie Arndt, Arnold und Nevermann/Fuchs1 nach dem Zweiten Welktkrieg kann auch die deutsche Geschichte solche Familien aufweisen. Reicht die Gedankenkette nicht ganz so weit, so verbindet man mit dem Titel doch zumindest Vorstellungen über die Tradierung politischer Orientierungen und Parteiidentifikationen von Eltern auf ihre Kinder, eventuell über mehrere Generationen hinweg. Derartige Ideen sind des öfteren verworfen worden. So schreibt Herzog: „Untersuchungen über die politische Sozialisation von Kindern und Jugendlichen — ein Forschungsbereich, der bisher vor allem in den USA gepflegt worden ist — kommen allgemein zu dem Ergebnis, daß politische Werte und darüber hinaus spezielle parteipolitisch-ideologische Orientierungen bereits frühzeitig im Lebenszyklus, vor allem durch das Elternhaus, vermittelt werden. Dies scheint in allen Ländern der Fall zu sein, die eine historisch gefestigte und verhältnismäßig ungebrochene ‚politische Kultur‘ haben. Für Deutschland trifft das weniger zu. Darüber hinaus wirkt sich hier im allgemeinen die politische Sozialisation durch die Eltern kaum mehr als Impuls für politisches Engagement oder sogar für eine politische Karriere... aus. Nicht einmal die parteipolitische Option des Heranwachsenden läßt sich — jedenfalls in Befragungen von Führungspersonal — auf eine gleichartige politisch-ideologische Orientierung der Eltern zurückführen — wenngleich eine solche inter-generationsmäßige Übermittlung von Parteiidentifikationen durchaus bei Familien mit längerer sozialdemokratischer Tradition noch häufig anzutreffen ist. Generell jedenfalls scheint das Elternhaus als Institution der politischen Sozialisation an Bedeutung zu verlieren. An seine Stelle sind die Bildungsinstitutionen (Schule, Hochschule) sowie die politiknahen Jugendorganisationen getreten. Dort werden vorrangig jene Impulse vermittelt, die zu einer dezidierten parteipolitischen Orientierung, zu aktivem politischem Handeln, zum Parteibeitritt und zur Übernahme politischer Positionen führen können. Sucht man also nach den ersten Voraussetzungen für politische Führungsrekrutierung, liegen sie in der Bundesrepublik vor allem im ... Bildungssystem.“2

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   69.95
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Zur Tradition der Mitgliederschaft im Bundestag s. Peter Schindler, Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1980 bis 1987, Baden-Baden: Nomos 1988, S. 190f.

    Google Scholar 

  2. Dietrich Herzog, Politische Führungsgruppen,Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1982, S. 91f (Hervorhebungen von H.R.).

    Google Scholar 

  3. Uwe Schleth, Once again: Does it pay to study Social Background in Elite Analysis?, in: Sozialwissenschaftliches Jahrbuch für Politik, Bd. 2, hrsg. v. Rudolf Wildenmann, München, Wien: Olzog 1971, S. 99–118.

    Google Scholar 

  4. Siehe hierzu den wohl mittlerweile bekanntesten Vertreter dieser These: Ulrich Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986.

    Google Scholar 

  5. Vgl. SPD (Hrsg.), Planungsdaten für die Mehrheitsfähigkeit der SPD, Bonn 1984.

    Google Scholar 

  6. Siehe insbesondere Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede,Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2. Aufl. 1988. Seine Thesen haben zu einer heftigen Diskussion geführt. Siehe hierzu Klaus Eder (Hrsg.), Klassenlage, Lebensstil und kulturelle Praxis,Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1989. Dagegen wieder Michael Vester, Neue soziale Bewegungen und soziale Schichten, in: Ulrike C. Wasmuth (Hrsg.), Alternativen zur alten Politik? Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1989, S. 38–63.

    Google Scholar 

  7. Bourdieu, Unterschiede (Anm 6), S. 171–276, Schaubild des sozialen Raumes S. 212, 213. Siehe zu den Kapitalsorten auch: Pierre Bourdieu, Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: Soziale Ungleichheiten,Sonderband Soziale Welt 2, hrsg. v. R. Kreckel, S. 183–198.

    Google Scholar 

  8. Die Erhebung fand statt im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten, unter der Leitung von Dietrich Herzog am Zentralinstitut für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin durchgeführten Forschungsprojekts “MdB - Rolle und Kommunikationsbeziehungen des Abgeordneten in der repräsentativen Demokratie”. Projektveröffentlichung: Dietrich Herzog, Hilke Rebenstorf, Camilla Werner, Bemhard Weßels, Abgeordnete und Bürger, Opladen: Westdeutscher Verlag 1990.

    Google Scholar 

  9. Richard E. Dawson, Kenneth Prewitt, Political Socialization, Boston: Little, Brown and Company 1969.

    Google Scholar 

  10. Vgl. hierzu Axel Görlitz, Politische Sozialisationsforschung,Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1977, S. 24ff.

    Google Scholar 

  11. Zur Begrifflichkeit und dem Modell s. David Easton, A Systems Analysis of Political Life, New York u.a.: John Wiley 1965.

    Google Scholar 

  12. Die Orientierung an Dawson, Prewitt erscheint auch dadurch gerechtfertigt, daß in der deutschen politischen Sozialisationsforschung ihr Ansatz breit rezipiert wurde. Siehe z.B. Christine Kulke, Politische Sozialisation, in: Klaus Hurrelmann, Dieter Ulich (Hrsg.), Handbuch der Sozialisationsforschung,Weinheim und Basel: Beltz, 2. Auflage 1980; Helmut Fogt, Politische Generationen,Opladen: Westdeutscher Verlag 1982, S. 55ff; Görlitz, Sozialisationsforschung (Anm. 13).

    Google Scholar 

  13. Vgl. Dawson, Prewitt, Political Socialization (Anm. 12), S. 120–142; Fogt, Generationen (Anm. 15), S. 63–66. Zur Wirkungsweise der Formung politischer Meinungen durch peer groups s. auch Paul F. Lazarsfeld, Bernard Berelson, Hazel Gaudet, The People’s Choice, New York: Columbia University Press 1948, und Leon Festinger, Theorie der kognitiven Dissonanz, Bern u.a.: Huber 1978.

    Google Scholar 

  14. Vgl. Dawson, Prewitt, Political Socialization (Anm 12), S. 194–200; Fogt, Generationen (Anm. 15), S. 66–68. Zur indirekten Wirkungsweise der Medien siehe auch Elihu Katz, The Two-Step Flow of Communication, in: Public Opinion Quaterly XXI, 1957, S. 61–78.

    Google Scholar 

  15. Vgl. Fogt, Generationen (Anm 15), S. 68; M. Rainer Lepsius, Wahlverhalten, Parteien und politische Spannungen, in: Politische Vierteljahresschrift, 14. Jg. 1973, H. 2, S. 295–313.

    Google Scholar 

  16. Zu den Führungsgruppen s. Dietrich Herzog, Politische Karrieren, Opladen: Westdeutscher Verlag 1975.

    Google Scholar 

  17. Insgesamt haben von den Abgeordneten des 11. Deutschen Bundestages 70,3% eine höhere Schule besucht, 71,5% eine Hochschulbildung. Siehe Schindler, Datenhandbuch (Anm 1 ), S. 188f.

    Google Scholar 

  18. Dietrich Herzog, Der moderne Berufspolitiker, in: Eliten in der Bundesrepublik Deutschland,Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1990, S. 28–51, hier S. 33.

    Google Scholar 

  19. Für den Bundestag s. Renate Mayntz, Friedhelm Neidhardt, Parlamentskultur: Handlungsorientierungen von Bundestagsabgeordneten, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 20. Jg. 1989, H. 3, S. 370–387.

    Google Scholar 

  20. Vgl. Bernhard Badura, Jürgen Reese, Jungparlamentarier in Bonn–ihre Sozialisation im Deutschen Bundestag, Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog 1976; Ulrich Sarcinelli, Parlamentarische Sozialisation in der Bundesrepublik Deutschland, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 20. Jg. 1989, H. 3 S. 388–407.

    Google Scholar 

  21. Siehe hierzu und auch zum Einfluß der Bildungsinstitutionen: Bourdieu, Unterschiede (Anm 6) und Pierre Bourdieu, Sozialer Raum und Klassen, in: ders., Sozialer Raum und Klassen. Leçon sur la leçon, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1985, S. 7–46.

    Google Scholar 

  22. Vgl. Helmuth Berking, Sighard Neckel, Die Politik der Lebensstile in einem Berliner Bezirk, in: Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile, Soziale Welt, Sonderband 7, 1990, hrsg. v. Peter A. Berger und Stefan Hradil, S. 481–500.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Hans-Dieter Klingemann Richard Stöss Bernhard Weßels

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Rebenstorf, H. (1991). Politische Herkunft und politische Karriere. In: Klingemann, HD., Stöss, R., Weßels, B. (eds) Politische Klasse und politische Institutionen. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 66. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94153-4_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94153-4_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12306-6

  • Online ISBN: 978-3-322-94153-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics