Zur Theorie und Praxis des sozialen Lernens im Bereich der schulischen Sozialisation

Zusammenfassung

Konzeptionen von sozialem Lernen in der Schule sind während des letzten Jahrzehnts zu einem vielbehandelten Gegenstand der Erziehungswissenschaften geworden. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, wenn man davon ausgeht, daß in den meisten Schulen der Bundesrepublik nach wie vor Lernprozesse ohne Berücksichtigung der sozialen Beziehungen der am Schulleben beteiligten Schüler, Lehrer und Eltern stattfinden und daß eine wesentliche Aufgabe der Förderung von Prozessen des sozialen Lernens in der Schule darin besteht, dieses Manko zu überwinden. Soziales Lernen findet bei einer solchen Betrachtung eine erziehungswissenschaftliche Begründung und zugleich seine pädagogische Legitimation im Nachweis der zahlreichen Widersprüche und Belastungen, die die Überbetonung des Stofflich-Inhaltlichen gegenüber der Beziehungsebene im herkömmlichen Schulbetrieb mit sich bringt. Für die praktische Durchsetzung von Konzeptionen des sozialen Lernens sind freilich diese oder ähnlich einfache erziehungswissenschaftliche Begründungen noch keine hinreichende Voraussetzung. Erziehungswissenschaftlichen Vorstellungen von der Richtigkeit und Notwendigkeit pädagogischer Konzeptionen stehen oft machtvolle Interessen mit ganz anderen Auffassungsperspektiven entgegen. Erst im bildungspolitischen Bereich und im Schulalltag zeigt sich, was machbar und durchsetzbar ist. Gleichwohl wäre der schulischen Praxis mit einer einfachen und handfesten Konzeption von sozialem Lernen sicher gedient.