Zusammenfassung
„Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte verhängnisvoller sein?“(Arendt 1987: 11 f). Diese erstmals 1958 publizierte Prognose von Hannah Arendt hat vor allem in den letzten knapp 20 Jahren immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen und nichts an Bedrohlichkeit eingebüßt. „Hauptsache Arbeit“ lautet die Parole — was auch immer das sei, unter welchen Bedingungen auch immer „Beschäftigung“ geboten wird. „Arbeit! Arbeit! Arbeit!“ — demgegenüber ist alles andere nachrangig; was auch immer sich nur einigermaßen glaubhaft mit dem Argument der Sicherung oder gar Schaffung von Arbeitsplätzen schmücken kann, kann mit Zustimmung und Förderung rechnen. Die Gier nach Arbeit erstickt jedes andere Argument — im Zweifel auch den Umweltschutz, die Frauenförderung, die Lebensqualität; selbst beim Lebensstandard werden Zugeständnisse gemacht, wenn man damit nur seinen Arbeitsplatz erhalten oder einen ergattern kann. Arbeit ist längst nicht mehr ein notwendiges Übel, sondern das knappe Gut an sich, um das alle konkurrieren, von dem viele nicht genug bekommen können, von dem niemand mehr freiwillig etwas abgibt.
Dr. habil. Ingrid Kurz-Scherf, Dipl.-Volkswirtin, war von 1978 bis 1988 als wissenschaftliche Referentin, zunächst fier zwei Jahre im Statistischen Bundesamt, danach im Wirtscharts- und Sozialwissenschaftlichen Institut des DGB (WSI) tätig. 1984 promovierte sie zum Thema: Volkswirtschaftliche Lohn- und Gehaltsstrukturen. 1988–1990 war sie Abteilungsleiterin für Tarifpolitik beim DGB. 1990/91 wurde sie zur Staatssekretärin für Arbeits- und Frauenpolitik im Saarland und anschließend in Brandenburg berufen. Heute ist sie Leiterin des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg. Außerdem hat sie eine Lehrstuhlvertretung für politische Wissenschaften an der Universität Marburg inne. Sie hat sich 1994 im Fachbereich für politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin habilitiert.
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Literatur
Agnoli, J. P. Bruckner (1967): Die Transformation der Demokratie, Frankfurt (2. Aufl.)
Arendt, H. (1987): Vita activa. Oder: Vom tätigen Leben, München, Zürich (erstmals Chicago 1958 )
Gorz, A. Kritik der ökonomischen Vernunft, Sinnfragen am Ende der Arbeitsgesellschaft
Kronauer, M. (1995): Beitrag zur SOFI-Tagung “Gesellschaft im Übergang - Beiträge zu einer anderen Standortdebatte” vom 12. bis 14.01.1995 (unveröff. Manuskript)
Kurz-Scherf, I. (1995): Zeit der Vielfalt - Vielfalt der Zeiten. Individuelle und betriebliche Arbeitszeiten in Berlin, Berlin
Miegel, M. (1994): Ist Vollbeschäftigung eine Utopie? Beitrag zum 2. Jahreskolloquium der Alfred Herrhausen Gesellschaft (veröffentlicht in: Arbeit der Zukunft. Zukunft der Arbeit, Stuttgart )
Offe, C. (1995): Jenseits der Arbeitslosigkeit, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 2
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Kurz-Scherf, I. (1996). Vom guten Leben. Feministische Perspektiven jenseits der Arbeitsgesellschaft. In: Knapp, U. (eds) Beschäftigungspolitik für Frauen in der Region. Schriftenreihe der HWP, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93684-4_5
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