Zusammenfassung
Die fehlende militärische Beteiligung Deutschlands am Golfkrieg wurde gegenüber den USA vor allem mit verfassungsrechtlichen Argumenten begründet. Der Autor zeigt, daß das Grundgesetz jedoch nicht eindeutig jede Form eines Einsatzes deutscher Truppen außerhalb des Nato-Gebietes untersagt, und wirft einige weitere Fragen im Hinblick auf mögliche Einsätze der Bundeswehr auf Er weist schließlich auf die Notwendigkeit einer Verfassungsdebatte über die zukünftige Rolle Deutschlands bei internationalen Konflikten hin.
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Literatur
Zur Chronologie der Ereignisse siehe: Dokumente zur Krise in der Golf Region, Europa-Archiv 1991, S. D39–D62.
Siehe Regierungserklärung von Bundeskanzler Kohl nach der Bundestagswahl 1991
Der WEU gehören mit Ausnahme von Dänemark, Griechenland und Irland alle Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft an.
Süddeutsche Zeitung vom 20./21.06.1992, S. 1.
Siehe im einzelnen Rojahn, in: von Münch: Grundgesetzkommentar. Bd. 2, 2. Aufl., 1983 (nachfolgend zitiert: von Münch/Bearb.), Artikel 24, RandNr. 24.
BVerfGE 68, S. 1, 93f. (Nachrüstung); siehe dazu Randelzhofer, in: Maunz und Dürig: Grundgesetz, Artikel 24 II RandNr. 3 (nachfolgend zitiert: Maunz/Dürig); K. Ipsen: Die rechtliche Institutionalisierung der Verteidigung im atlantischen westeuropäischen Raum, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts, 21 (1972), S. 1–53, 51.
Von Münch/Rojahn Artikel 24, RandNr. 27 m.w.N.
Siehe näher Kewenig: Festschrift für Scheuner, 1973, S. 259ff.
Siehe von Münch/Rojahn, Artikel 24, RandNr. 27.
BVerfGE 68, S. 1 (93 f.).
Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 10; Frowein: Der völkerrechtliche Status von VN-Friedenstruppen und seine Bedeutung für das deutsche Recht, in: Bernhardt et al. (Hrsg.): Rechtliche Aspekte einer Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an Friedenstruppen der Vereinten Nationen, 1990, S. 1–15, 10ff.; siehe auch die Materialien zur Entstehung des Grundgesetzes, in. Jahrbuch des öffentlichen Rechts, 1 n.F. (1951), S. 1, 222ff.
Siehe z.B. Delbrück: Collective Security, in: Bernhardt (Hrsg.): Encyclopedia of Public International Law. Instalment 3, 1984, S. 105.
Siehe Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 13; siehe auch Maynes: Dateline Washington: A Necessary War, in: Foreign Policy, 82 (1991), S. 159, 164 zu regionalen Konzepten kollektiver Sicherheit.
Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 14.
Von Münch/Rojahn, Artikel 24 RandNr. 52; Maunz, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 I RandNr. 27; Wieland: Verfassungsrechtliche Grundlagen und Grenzen für einen Einsatz der Bundeswehr, in: Deutsches Verwaltungsblatt, (1991), S. 1174–1182, 1180.
Siehe die Nachweise in der vorherigen Fußnote, aA. Blumenwitz: Der nach außen wirkende Einsatz deutscher Streitkräfte, in: Neue Zeitschrift für Wehrrecht, (1988), S. 133–145, 140.
N. Riedel: Deutsche als UNO Soldaten?, in: DÖV, (1989), S. 890–897, 895; Wieland: Verfassungsrechtliche Grundlagen, S. 1180.
So z.B. Riedel, Deutsche als UNO Soldaten?, S. 895, mit weiteren Nachweisen.
In diesem Sinne auch Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II, RandNr. 28; Tomuschat, in: Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Artikel 24 II RandNr. 156; Frowein, Der völkerrechtliche Status, S. 10ff.
Siehe K. Ipsen: Völkerrecht, 3. Aufl., § 74 RandNr. 2.
Mit den allgemeinen Regeln des Völkerrechts ist das allgemeine Völkergewohnheitsrecht gemeint. Dazu werden unter anderen gezählt: Die Regeln der Haager Landkriegsgesetze, (siehe die Materialien zur Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts, 1 n.F. (1951), S. 230), der wesentliche Kern eines fairen Gerichtsverfahrens (BVerfGE S. 63, 323, 338), ein angemessener Rechtsschutz für Ausländer (BVerfGE 67, S. 43, 63) und bestimmte Grundregeln im diplomatischen Verkehr (BVerfGE 46, S. 342, 402); siehe Jarass und Pieroth: Grundgesetzkommentar, Artikel 25, RandNr. 2 ff.
Grewe spricht von einer Verfassungsentscheidung des Grundgesetzes für internationale Zusammenarbeit, in: Isensee und Kirchhof: Handbuch des Staatsrechts. Bd. 3, 1988, S. 957.
Die Rechtsgrundlage wird in Artikel 29 und 34 bzw. Artikel 22 der VN-Charta oder im Satzungsgewohnheitsrecht gesehen; siehe Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 52; Verdroß und Simma: Universelles Völkerrecht, 3. Aufl., 1984, S. 152ff.; Frowein, Der völkerrechtliche Status, S. 3ff.
Der Internationale Gerichtshof hat in einem Rechtsgutachten festgestellt, daß neben dem Sicherheitsrat auch die Generalversammlung den Einsatz von Friedenstruppen beschließen darf, International Court of Justice Reports, 1962, S. 152, 162 (Certain Expenses Case). In der Praxis wird in diesem Zusammenhang allerdings stets der Sicherheitsrat tätig.
In der Praxis schließen die betreffenden Staaten mit den Vereinten Nationen spezielle Verträge.
Riedel, Deutsche als UNO Soldaten?, S. 890, 895.
Juristischer Begriff für Erst-recht-Schluß; in diesem Sinne auch Fro-wein, Der völkerrechtliche Status, S. 12.
Übersicht bei Heinz, Philipp und Wolfrum: Zweiter Golfkrieg: Anwendungsfall von Kapitel VII der UN-Charta, 29 Vereinte Nationen 1991, S. 121–128, 122; Text aller Resolutionen in: Europa-Archiv 1991, S. D39–D62.
Siehe dazu näher Heinz, Philipp und Wolfram, Zweiter Golfkrieg, S. 125ff.
Siehe dazu Bothe: Die Golfkrise und die Vereinten Nationen - eine Rückkehr zur kollektiven Sicherheit?, in: Demokratie und Recht, (1991), S. 2ff.
So z.B. K. Ipsen, in: K.-D. Schwarz: Sicherheitspolitik, 3. Aufl., 1978, S. 625; Tomuschat, in: Bonner Kommentar, Art. 24, RandNr. 173.
Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II 33 RandNr. 63 ff.; T. Stein: Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit einer Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an Friedenstruppen der Vereinten Nationen, in: Bernhardt et al. (Hrsg.): Rechtliche Aspekte einer Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an Friedenstruppen der Vereinten Nationen, 1990, S. 17–20, 23ff.
In seiner ursprünglichen Fassung (von 1956) war Artikel 87a eine reine haushaltsrechtliche Vorschrift, die lautete: “Die zahlenmäßige Stärke der vom Bund zur Verteidigung aufgestellten Streitkräfte und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.”
Vgl. Bundestagsdrucksache V, 2873; von Münch/Hernekamp, Artikel 87a, RandNr. lff.; K. Ipsen, in: Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Art. 87a, RandNr. lff.
Siehe näher Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 66ff.; Stein, Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit, S. 23ff.
Randelzhofer, in: Maunz/Dürig, Artikel 24 II RandNr. 67.
Jarass und Pieroth: Grundgesetzkommentar, Artikel 12a, RandNr. 1; Scholz, in: Maunz/Dürig, Artikel 12a RandNr. 21.
Bundestagsprotokolle, 2. Legislaturperiode, S. 6824.
Siehe dazu Hermes: Der Bereich des Parlamentsgesetzes, 1988, S. 34ff.; Hesse spricht von der Verfassung, die “verwirklicht” werden muß, in: Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, 14. Aufl., 1984, Rz. 41ff.
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Hermes, R. (1992). Deutschland und der Golfkrieg — verfassungsrechtliche und verfassungspolitische Anmerkungen. In: Jakobeit, C., Sacksofsky, U., Welzel, P. (eds) Die USA am Beginn der neunziger Jahre. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93661-5_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93661-5_16
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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