Skip to main content

Diskussion Sozialpsychologische Notizen über „Morenos therapeutische Philosophie“

  • Chapter
Jahrbuch für Psychodrama, psychosoziale Praxis & Gesellschaftspolitik 1991
  • 51 Accesses

Zusammenfassung

Ferdinand Buer hat zusammen mit einer Gruppe von Autoren ein sehr gründliches und nützliches Buch über „Morenos therapeutische Philosophie. Zu den Grundideen von Psychodrama und Soziometrie“ produziert. Buer führt zunächst in den kultur- und ideengeschichtlichen Kontext ein und zeigt werkbiographisch, wie Morenos Suche nach direkter Begegnung der Menschen, welche die tradierten „Kulturkonserven“ überwinden, sich wechselseitig frei wählen, und die Suche nach einer therapeutisch freigesetzten, spielerischen Kreativität im Wiener Milieu vor und nach dem Ende der Donaumonarchie Anregungen erhalten haben. Sein Werk wird aber auch als Schnittpunkt größerer geistesgeschichtlicher Linien dargestellt. Er war nicht der einzige seltsame Heilige, der in einer Welt, in der Nietzsche den Tod Gottes proklamiert hatte und in welcher der Glaube an „höhere Wesen“ jeglicher Art durch Krieg, Migration und den rapiden Plausibilitätsverlust tradierter Normen zerfiel, das Göttliche in der künstlerischen Kreativität der Menschen selbst reaktivieren wollte. Morenos Projekt war zutiefst religiös, der Psychodrama-Therapeut war für ihn auch später noch ein „bearer of the truth“ in der Nachfolge der „improvisierenden Heiligen“, von denen Jesus nur einer war. Buer baut in seinem Beitrag ein Netz von geistesgeschichtlichen Bezügen auf, in denen Moreno stand, die teilweise einleuchten, sich beim (späteren) Moreno selbst erwähnt finden, teilweise aber auf dem Assoziationswege vom Autor hergestellt werden. Die Fülle der aufgezeigten Beziehungen ist einerseits erhellend und Bildungslücken schließend, andrerseits schon fast aufdringlich. Der sozialpsychologische Sinn dieses Projekts liegt m.E. darin, Moreno „aus der Isolation zu holen“, in der er sich selbst oft gefühlt hat und seine Anhänger sich immer noch fühlen, vor allem dann, wenn man auf die religiösen und leicht megalomanen Züge seines theatralischen Kreativitätskonzepts zu sprechen kommt. Es entsteht eine Art „Perzeptionssoziogramm“, welches uns Moreno als ein zwar eigenartiges, aber gut integriertes Element in einem großartigen und dichten kulturellen Beziehungsgefüge von Propheten, Dichtern, Soziologen und Psychologen zeigt. Vielleicht hat Moreno in diesem Soziogramm sogar eine Star-Position innegehabt, die von der Mit- und Nachwelt nur verleugnet wurde?

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Bion, W. (1971). Erfahrungen in Gruppen. Stuttgart.

    Google Scholar 

  • Bradford, L.P. u.a. (1972) (Hrsg.) Gruppen-Training, T-Gruppentheorie und Laborationsmethode. Stuttgart.

    Google Scholar 

  • Buer, F. (1989) ( Hrsg.) Morenos therapeutische Philosophie. Opladen.

    Google Scholar 

  • Castel, R. (1988). Die flüchtigen Therapien. In H.G. Brose & B. Hildenbrand (Hrsg.). Vom Ende des Individuums zur Individualität ohne Ende (S. 153–160). Opladen.

    Chapter  Google Scholar 

  • Freud, S. (1940). Wege der psychoanalytischen Therapie. In Gesammelte Werke XII. (S. 183–194). Frankfurt.

    Google Scholar 

  • Horvath, M. & Scheidl-Trummer, M. (1989). Psychoanalytische Pädagogik seit 1983. In H.G. Trescher & Ch. Büttner, Jahrbuch psychoanalytische Pädagogik I. (S. 173–200). Mainz.

    Google Scholar 

  • Kardorff, E. v. (1987). Veränderter Alltag als Herausforderung der Psychologie. In I. Bergold u.a., Veränderter Alltag und Klinische Psychologie. (S. 126–139). Tübingen.

    Google Scholar 

  • Mangold, W. (1979). Gespräch, Beratung, Therapie — Zur gegenwärtigen Handlungsproblematik in der Sozialarbeit. Der Sozialarbeiter, 5, 7–14.

    Google Scholar 

  • Müller, B. (1984). „Gruppendynamik“ In H. Eyferth, H.-U. Otto, H. Thiersch (Hrsg.).

    Google Scholar 

  • Müller, B. (1989). „Das Persönliche ist Politisch.“ Über kritische Theorie und Psychoanalyse als Orientierungsmuster. In Neue Praxis, 2,160–167.

    Google Scholar 

  • Schäfer, G.E. (1986). Spiel, Spielraum und Verständigung. Weinheim.

    Google Scholar 

  • Schmidbauer, W. (1983). Helfen als Beruf. Die Ware Nächstenliebe. Reinbek.

    Google Scholar 

  • Trescher, H.G. (1988). Erziehungswissenschaft und Psychoanalyse. In Neue Praxis, 18, 455–464.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1991 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Ottomeyer, K. (1991). Diskussion Sozialpsychologische Notizen über „Morenos therapeutische Philosophie“. In: Buer, F., Kieper-Wellmer, M., Schmitz, U. (eds) Jahrbuch für Psychodrama, psychosoziale Praxis & Gesellschaftspolitik 1991. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93651-6_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93651-6_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-0918-0

  • Online ISBN: 978-3-322-93651-6

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics