Zusammenfassung
Wertkonflikte, Konflikte also, die zwischen einer geltenden sozialen Institution im Sinne Durkheims und neuen Geltungsansprüchen bestehen, gehen vielfach — wenn auch nicht notwendigerweise — solchen Konfliktformen voraus, die mit Dahrendorf als Gruppenkonflikte und gegebenenfalls sogar als Herrschaftskonflikte bezeichnet werden können. Wertkonflikte können — wie in dem in Kapitel 2 entwickelten Stufenmodell dargelegt — die Grundlage weitreichenderer Konflikte sein. Geltungsansprüche für bestimmte Werte können sich in der Form der Forderungen gegenüber Trägern anderer, möglicherweise dominanter, Werte, manifestieren. So führt zum Beispiel der Anspruch nach Gerechtigkeit in der Arbeitssphäre in den Kampf um den gerechten Lohn, die Auseinandersetzung zwischen zwei spezifischen Gruppen, den Klassen von Lohnarbeit und Kapital. Aus solchen Konstellationen können aber auch Herrschaftskonflikte entstehen, also Auseinandersetzungen um die politische Macht in der Gesellschaft. Dies ist häufig dann der Fall, wenn die Lösung von Gruppenkonflikten nur begrenzt die Einlösung der formulierten Geltungsansprüche beinhaltet. Die frühe Geschichte der Arbeiterbewegung mit der Forderung und dem Versuch, eine umgreifende Veränderung der Gesellschaft durchzusetzen, ist hierfür ein Beispiel. Es ist das Charakteristikum traditioneller Konflikte, daß es um die Verteilung von Gütern geht, die jemand besitzt, sei dies Geld, Macht, Privilegien u.a.
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Literatur
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Siehe ebd., S. 73 und die dort erarbeitete Bibliographie.
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Man denke z.B. an eine Besteuerung des Verbrauchs von Kohle. Die Kohlenbefeuerung ist in privaten Haushalten hauptsächlich in den niedrigeren Einkommensgruppen zu Emden.
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Vgl. Hickel, Sozialpolitik (Anm. 18 ), S. X.
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Hickel, Sozialpolitik (Anm. 18), S. X.
Narr/Offe, Wohlfahrtsstaat und Massenloylität (Anm. 20), S. 27–37.
Siehe hierzu Richard I. Hofferbert, The Reach and Grasp of Policy Analysis: Comparative View of the Craft, Lausanne, Cahiers de LIDHEAP 1985.
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Siehe Jürgen Kohl, Staatsausgaben in Westeuropa, Frankfurt a.M.: Campus 1985, S. 126–131.
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Siehe Treiber, Politik unter der Oberfläche (Arun. 28), Tab.21, S. 182.
Klaus Zimmermann/Frank G. Müller, Umweltschutz als neue politische Aufgabe: Sub- stitutionseffekte in öffentlichen Budgets, Frankfurt a.M./New York: Campus 1985.
Siehe ebd., insbes. S. 148–201 und die Tabellen auf S. 294, 311, 328.
Siehe Christian Leipert/Udo Simonis, Arbeit und Umwelt: Ansatzpunkte für eine integrierte Beschäftigungs-und Umweltpolitik, IIUG-Preprint 85–7.
Ralf-Dieter Brunowsky/Lutz Wicke, Der Ökoplan, München: Piper 1984.
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Siehe hierzu Hans Kessel/Klaus Zimmermann, Budgetpräferenzen und Zeitpräferenzen für öffentliche Ausgaben, HUG Discussion Paper 85–4,Berlin 1985, insbes. S. 11. Die Zahlen dort sind leider nicht mit den in dieser Analyse zur Verfügung stehenden vergleichbar.
Vgl. ebd., S. 9ff.
Siehe Hans Kessel/Klaus Zimmermann, Zur ‘Wert’-Schätzung öffentlicher Ausgaben, in: Zeitschrift far Parlamentsfragen, 14. Jg. 1983,H. 3, S. 371–389.
Gebildet wurde die Skala für die Ausgaben für Wirtschaft und Sicherheit aus vier Items (Förderung von Wirtschaft und Industrie, Verkehr, Verteidigung, öffentliche Sicherheit). Die jeweilige 7-Punkte-Skala wurde zunächst zusammengefaßt zu -1 = “unzufrieden: zuwenig” (Werte 1 und 2), 0 = “gerade richtig” (Werte 3,4,5) und +1 = “unzufrieden: zuviel” (Werte 6 und 7). Die vier zusammengefaßten Skalen wurden addiert, so daß eine neue Skala mit dem Maximum von +4 und dem Minimum von -4 entstand. Analog wurde bei der Skala für Reproduktionsausgaben verfahren. Hier wurden neun Items zusammengefaßt (Allgemeine Schulen, Fachhochschulen/Universitäten, Gesundheitswesen, Sport/Erholung, Wohnungsbau, Umweltschutz, Entwicklungshilfe, Förderung von Kunst und Kultur, Entwicklung neuer Techniken). Die resultierende Skala hat ein Maximum von 9 und ein Minimum von -9.
Bruno S. Frey, Die politischen Durchsetzungschancen einer Umweltpolitik, in: ders./Wemer Meißner (Hrsg.), Zwei Ansätze der politischen Ökonomie, Frankfurt a.M.: Athenäum 1974, S. 223–240.
durch die Grünen massiv als Etat der Verschwendung kritisiert und ein soziales und ökologisches Sofortprogramm von 28 Mrd. DM gefordert. Daß die Finanzierung aus eher wirtschaftsnahen Staatsausgaben erfolgen sollte, lassen die Äußerungen von Marieluise Beck-Oberdorf vermuten: “Wir lehnen Ihren Haushalt nicht nur ab, weil wir den… Zusammenhang von Haushaltskonsolidierung, Investitionen und Schaffung neuer Arbeitsplätze für eine Irrlehre halten… Wir lehnen diesen Haushalt auch deshalb ab, weil wir die Fortführung einer Wachstumspolitik… für eine Gefahr der Demokratie halten.” Zit. nach Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland, München: Beck 1984, S. 439.
Benutzt wurde LVPLS von Jan-Bernd Lohmöller.
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Die Studie definiert den Begriff “politische Partizipation” als “all voluntary activities by individual citizens intended to influence either directly or indirectly political choices at various levels of the political system.” Ebd., S. 42.
Siehe Hans-Dieter Klingemann, Formen, Bestimmungsgründe und Konsequenzen politischer Beteiligung, Berlin: Universitätsdruck 1985.
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Siehe Hans-Martin Uehlinger, Politische Partizipation in der Bundesrepublik, Opladen: Westdeutscher Verlag 1988, S. 24, 132ff.
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Vgl. Mehlich, Politischer Protest und Stabilität (Anm. 58), S. 156f.70 Siehe Sidney Verba/Norman H. Nie, Participation in America,New York u.a.: Harper 0026 Row 1972, insbes. S. 125–137.
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Claus Offe, Bürgerinitiativen und Reproduktion der Arbeitskraft im Spätzkapitalismus, in ders., Strukturprobleme des kapitalistischen Staates,Frankfurt a.M Suhrkamp 1973, S. 153–168, hier S. 163.
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Christoph Böhr/Eckart Busch, Politischer Protest und parlamentarische Bewältigung, Baden-Baden: Nomos 1984, S. 7.
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Weßels, B. (1991). Umweltschutz, Verteilungsfrage und politischer Konflikt. In: Erosion des Wachstumsparadigmas: Neue Konfliktstrukturen im politischen System der Bundesrepublik?. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93608-0_6
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