Zusammenfassung
Ob, seit wann und in welcher Weise Kindheit als eigenständiges Entwicklungsstadium existiert, wird unter Historikern, Ethnologen, Kultur- und Sozialwissenschaftlern kontrovers diskutiert. In der historischen Kindheitsforschung steht etwa die zivilisationskritische Arbeit „Geschichte der Kindheit“von Philippe Ariès (1975) der eher evolutiven Sichtweise einer „psychogenetischen Geschichte der Kindheit“von Lloyd de Mause (1977) gegenüber. Während ersterer die Geschichte der Kindheit als eine fortschreitende Einengung der kindlichen Lebenswelt sowie als eine Tendenz zunehmender Kontrolle und Überwachung sieht, betrachtet der letztere die Eltern-Kind-Beziehung als Prozeß zunehmender Liberalisierung und Anerkennung des Kindes als eigene Person. Kaum jedoch, daß die Kindheit entdeckt scheint, wird auch bereits ihr Verschwinden verkündet (Postman 1983). Ohne auf die Gegensätzlichkeit, Unvereinbarkeit oder Zuspitzung jeweiliger Positionen (vgl. Hengst 1981, 14ff.) oder deren Fragwürdigkeit angesichts von Überzeichnungen und unzulässigen Verallgemeinerungen (vgl. Ewert 1986) eingehen zu können, bleibt zunächst festzuhalten, daß eine beim ersten Zugriff scheinbar als selbstverständlich unterstellte Lebensphase und deren besonderer sozialer Status in Frage gestellt sind.
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Literatur
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Hörmann, G. (1988). Kinder. In: Hörmann, G., Nestmann, F. (eds) Handbuch der psychosozialen Intervention. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93568-7_16
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