Zusammenfassung
Maria Ansorge ist eine der insgesamt sechs weiblichen ehemaligen Reichstagsabgeordneten, die auch im ersten Deutschen Bundestag wieder vertreten sind und zwar in der ersten Wahlperiode als eine der neun Nachrückerinnen: Von 1951 bis 1953 folgt sie für die SPD im Wahlkreis Leverkusen (NRW) einem plötzlich verstorbenen Abgeordneten, nachdem sie bereits in der Weimarer Republik von 1920–1933 Reichstagsabgeordnete war. In unserer Untersuchungsgruppe ist sie die einzige Arbeiterin, die nach ihrer Reichstagszugehörigkeit den Sprung in das bundesrepublikanische Parlament geschafft hat. In der Nationalversammlung und im Reichstag hatte es in den Parteien der Arbeiterbewegung noch einige Frauen gegeben, die Fabrikarbeiterinnen gewesen waren. Volksvertreterinnen, die nicht nur aus der Arbeiterbewegung kamen, sondern aus proletarischem Milieu stammten, waren in der SPD z.B. in der Nationalversammlung Anna Simon, Else Höfs und in der Nationalversammlung und im Reichstag u.a. Wilhelmine Eichler. Louise Schroeder hat die Herkunft und die Biographien ihrer frühen Fraktionskolleginnen plastisch geschildert.51
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Anmerkungen
Louise Schroeder: Unsere Frauen in der deutschen Nationalversammlung. In: Die Gleichheit, 29. Jg., 1919, H. 11, S. 84ff.
Aufgrund der neun Nachrückerinnen im Verlauf der Jahre von 1949–1953 sind es zu Beginn der Wahlperiode 29 (7,1%) und an ihrem Ende 38 Frauen (9%).
In der Gruppe der ehemaligen Reichstagsabgeordneten umfaßt die Altersstreuung genau zwanzig Jahre, während die neu im Bundesparlament Vertretenen vom Alter her maximal 10 Jahre auseinanderliegen.
Als wesentlich sind hierfür zu nennen: Osterroth, Franz: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1, Hannover 1960 Schumacher, Martin (Hrsg.): M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Zeit in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. Düsseldorf 1992
Hammer, Walter: Hohes Haus in Henkers Hand. Frankfurt am Main 1956
Wickert, Christi: Unsere Erwählten. Bd. 2, Göttingen 1986
Der Historiker Albrecht Theisen beklagt in einem jüngst erschienenen Aufsatz die widersprüchliche Haltung der Deutschen und ihren zwiespältigen Umgang mit Vertreibung, Flucht und Ausweisung aus den früheren Ostgebieten, die die Tradierung und Auseinandersetzung mit einer vielfältigen, reichen Kulturgeschichte weitgehend verhindert hat. Alfred Theisen: Die Vertreibung der Deutschen — Ein unbewältigtes Kapitel europäischer Zeitgeschichte. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament. H. 8, 1995. S. 20ff.
Wilhelm Matull: Ostdeutschlands Arbeiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer. Würzburg 1973
Entschädigungsakte, Landesrentenbehörde Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
An dieser Stelle möchte ich Frau Bender und Frau Zander noch einmal für ihre Bereitschaft zum Gespräch und ihre Informationen über das Leben ihrer Großmutter danken.
Bei Osterroth (1960) und Schumacher (1992) wird sie als Marie Ansorge bezeichnet.
Überwiegend wird der Geburtstag jedoch mit dem 15.12.1880 angegeben und so auch von den Enkelinnen bestätigt.
Osterroth (1960), S. 343ff.
Osterroth (1960), S. 343
Wickert (1986), Bd. 2, S. 153
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Osterroth (1960), S. 343
Nach Osterroth (1960), Wickert dagegen vermerkt die Arbeit in einer Textilfabrik nur von 1893–1911. Wickert (1986), Bd. 2, S. 153
In der Heiratsurkunde ist ihr Beruf als Fabrikweberin angegeben, siehe: Entschädigungsakte, Landesrentenbehörde Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Osterroth (1960), S. 343
Leider findet sich in allen Angaben von Osterroth kein Hinweis auf seine Quellen. Es ist aber zu vermuten, daß er als gebürtiger Schlesier seine Informationen aus persönlichen Gesprächen mit Maria Ansorge oder von Zeitzeugen bezog. Der Vater von Franz Osterroth war Nikolaus Osterroth, in der Weimarer Republik Arbeitersekretär der SPD in Waidenburg. Vgl. dazu: Ausgleich 5/6, 1978
Osterroth (1960), S. 344
Wickert, Christi (1986), Bd. 2
Matull (1973), S. 19
Matull (1973), S. 52
Paul Löbe: Der Weg war lang. Berlin 1954, S. 63ff.
Zeitung aus Marl, o. D.: Zum siebzigsten Geburtstag. 1950
Matull (1973), S. 67
Schumacher, a.a.O.
Osterroth (1960), S. 344
vgl. Wickert (1986)
Die Daten für die Reichstagszugehörigkeit sind folgendermaßen: (bei Wickert (1986) fehlt die Unterbrechung in der Reichstagszugehörigkeit) 1. Wahlperiode: MdR 1920–1924 WK 8 (Breslau)-SPD 2. Wahlperiode 1924 nicht im Reichstag vertreten (Mai- Dezember 1924). Vgl. dazu Schumacher (1992) 3. Wahlperiode: MdR 1924–1928 WK 7 (Breslau)-SPD 4. Wahlperiode: MdR 1928–1930 WK 7 (Breslau)-SPD 5. Wahlperiode: MdR 1930–1932 WK 7 (Breslau)-SPD 6. Wahlperiode: MdR 1932 WK 7 (Breslau)-SPD 7. Wahlperiode: MdR 1932/1933 WK 7 (Breslau)-SPD 8. Wahlperiode: MdR 1933 (3. März) WK 7 (Breslau-SPD
Matull (1973), S. 121
Matull (1973), S. 120
Reichstagsprotokolle, 202. und 203. Sitzung, 17. Juli 1930, S. 6481
Matull (1973), S. 87
Matull (1973), S. 86
Reichstagsprotokolle, 91. Sitzung, 20. Juni 1929, S. 2737
Die Uraufführung wurde 1892 wegen ihrer politischen Explosivkraft in Schlesien verboten und konte in Berlin nur privat, nicht öffentlich vonstatten gehen.
Löbe (1954), S. 62
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Vgl. hierzu die namentliche Abstimmungsliste in: Schattenfroh, Reinold/Benecke, Annerose: 1933. Fünfzig Jahre danach. Das Ermächtigungsgesetz. Berlin 1983, S. 74. Der Hinweis „Maria Ansorge — in Haft, für die Sitzung vom Parteivorstand der SPD krankgemeldet” findet sich auf S. 65
Nach Schumacher (1992) hatte Margarethe Starrmann bereits wegen SA-Übergriffen auf ihre Wohnung im Februar von Leipzig nach Frankfurt am Main übersiedeln müssen. Offensichtlich war sie zur Reichstagssitzung gefahren, hatte vermutlich auch noch an den Beratungsgesprächen der Fraktion teilgenommen, war dann aber bei der Abstimmung als krank gemeldet. Durch den Verhaftungsdruck nach dem 23. März 1933 wurde bei ihr eine eine psychische Krankheit mit Verfolgungswahn ausgelöst. Nach Aussagen ihres Ehemannes (zitiert in Schumacher), kam sie in einem „unbeschreiblich desolaten, elenden Zustand aus Berlin zurück.”
Wickert, Christi: Frauen zwischen Dissens und Widerstand. In: Wolfgang Benz, Walter H. Pehle (Hrsg.): Lexikon des Deutschen Widerstandes. Frankfurt am Main 1994, S. 153
Brief an die Schwiegertochter aus dem Breslauer Gefängnis vom 13.12.1933
Diese Haltung würde auch weitgehend mit der des ehemaligen Reichstagspräsidenten Paul Löbe, einem persönlichen Freund, übereinstimmen, der lange glaubte, mit den neuen Machthabern umgehen und verhandeln zu können. Auch Otto Wels, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Reichstag, hatte noch im Februar 1933 die Bedeutung der Nationalsozialisten verharmlost.
Brief an die Schwiegertochter aus dem Breslauer Gefängnis vom 13.12.1933.
Löbe (1954), S. 240
Entschädigungsakte, a.a.O.
Entschädigungsakte, a.a.O.
Entschädigungsakte, a.a.O.
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Entschädigungsakte, Landesrentenbehörde NRW, Düsseldorf
Matull (1973), S. 139
Osterroth (1960)
Theisen (1995), S. 27
Horst Bienek: Reise in die Kindheit. Wiedersehen mit Schlesien. München/Wien 1988, S. 163
Bienek (1988), S. 86
Aus: 75 Jahre SPD in Marl, Stadtarchiv Marl, o. J.
Das Amt Marl ist ein Zusammenschluß mehrerer kleiner Gemeinden zu einer Verwaltungseinheit. Quellen: Kartei der Ratsmitglieder im Stadtarchiv Marl und Verwaltungsbericht des Amtes Marl und der Gemeinden Stadt Marl, Polsum, Hamm und Altendorf-Ulfkotte vom 1.5.1945–31.12.1952
Interview Frau Bender und Frau Zander
Reichstagsprotokolle, 202. und 203. Sitzung, 17.Juli 1930, S. 6480
Bundestagsprotokolle, 1. Wahlperiode, 279. Sitzung, 2. Juli 1953, S. 13998
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Paul Löbe über Maria Ansorge im „Vorwärts” vom 15.7.1955
So die Bezeichnung in einem Zeitungsartikel. In: Zeitung aus Marl, o. D.: Zum siebzigsten Geburtstag 1950
Deutscher Bundestag, Parlamentarierinnen in deutschen Parlamenten 1919–1983, Bonn 1983, S. 50
Interview mit Frau Bender und Frau Zander
Broszat, Martin: Nach Hitler. Über den schwierigen Umgang mit unserer Geschichte. München 1988, S. 340
Von Konrad Adenauer kolportierte Aussage über Helene Weber während ihrer Bundestagszeit.
Der Nachlaß befindet sich im Institut für Zeitgeschichte in München.
Rieden, Charlotte: Helene Weber als Gründerin der katholischen Schule für Sozialarbeit in Köln und als Sozialpolitikerin. In: Baron, Rüdeger (Hrsg.): Sozialarbeit und Soziale Reform. Zur Geschichte eines Berufes zwischen Frauenbewegung und öffentlicher Verwaltung. Weinheim/Basel 1983
Rieden (1983), S. 143
Morsey, Rudolf: Helene Weber. In: Aretz, Jürgen/Morsey, Rudolf/Rauscher, Anton (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 3. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhundert. Mainz 1979, S. 224
Schroeder, Auguste (1976), zitiert nach Rieden (1983), S. 113
Morsey (1979), S. 224
Rieden (1983), S. 114
Lenz, Marlene: Helene Weber. In: Konrad-Adenauer-Stiftung (Hrsg.): Chrisdiche Demokraten der ersten Stunde. Bonn 1966, S. 403
Stoehr, Irene: Frauenbewegte Nationalgefühle und Staatsbewußtheiten vor 1933. In: Ariadne, Heft 24, 1993: Im Dienst des Vaterlandes? Nationalismus und Internationalismus in der deutschen Frauenbewegung. S. 25
Horion, Emma: Helene Weber und das Industriegebiet. In: Pregardiér, Elisabeth/Mohr, Anne (Hrsg.): Ernte eines Lebens: Helene Weber (1881–1962). Annweiler/Essen 1991, S. 161
Vgl. dazu Prégardier, Elisabeth/Mohr, Anne (Hrsg.): Politik als Aufgabe. Engagement christlicher Frauen in der Weimarer Republik. Annweiler/Essen 1990, S. 253ff.
Carl Sonnenschein, katholischer Geistlicher, der sich insbesondere der sozialen christlichen Studentenarbeit widmete und später, um 1925, eine führende Rolle in der Zentrumspartei innehatte.
Joos, Joseph: Helene Weber. In: So sah ich sie. Menschen und Geschehnisse. Augsburg 1958, S. 28
Gisela Gassen: Helene Weber. In: „Wir Berlinerinnen.” H. 31, 1989. S. 19–21. Archiv der dt. Frauenbewegung, Kassel
Hartmann, Sibille/Dietlein-Rust, Hedwig: Beginn der Sozialarbeit. In: Ernte eines Lebens (1991), S. 26
Vgl. Joos. In: Ernte des Lebens (1991), S. 64
Vgl. dazu v. Hehl, Ulrich: Staatsverständnis und Strategie des politischen Katholizismus in der Weimarer Republik. In: Bracher, Karl Dietrich/Funke, Manfred/Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Die Weimarer Republik 1918–1933. Bonn 1987, S. 239
Lenz (1966), S. 404
Hartmann, Sibille (1991), S. 29. Unter den Lehrkräften war übrigens auch Christine Teusch, die spätere Fraktionskollegin im Reichstag.
Bachern, Jenny/Braune, Maria: Geschichte der Berufsbewegung katholischer Fürsorgerinnen. In: Ernte des Lebens (1991), S. 43
Stegerwald wird 1919 preußischer Minister für Volkswohlfahrt, von April bis November 1921 Ministerpräsident. Außerdem ist er Vorsitzender des 1919 gegründeten christlichnationalen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Persönlicher Referent von Stegerwald wurde 1920 Heinrich Brüning, der spätere Reichskanzler, den Helene Weber aus dieser Zeit gut kannte. In der Spätzeit der Weimarer Repbulik gehörte die Reichstagsabgeordnete daher zu einem engeren Kreis, der sich regelmäßig mit Brüning traf.
Braun, Michael: Helene Weber. In: Buchstab, Günter/Gotto, Klaus: Die Gründung der Union. Traditionen, Entstehung und Repräsentanten. München 1981, S. 146
Joos (1959), S. 31
Lauterer, Heide-Marie: Ein »ruhiges Nationalbewußtsein’? Vorstellungen von der Nation
Vgl. dazu: Bundestagsprotokolle, 1. Wahlperiode, 20./21. Sitzung, 2. Dezember 1949, S. 624
v. Hehl (1987), S. 242
Vgl. zur Debatte über die Zölibatsklausel in der Weimarer Republik: Gerhard, Ute: Unerhört. Reinbek 1990, S. 345
Hahn, Claudia: Der öffentliche Dienst und die Frauen — Beamtinnen in der Weimarer Republik. Frauengruppe Faschismusforschung (Hrsg.), Frankfurt am Main 1981, S. 49–77
v. Hehl erwähnt Vorstöße und Auseinandersetzungen im Zentrum, die die konfessionelle Öffnung der Partei betreffen, für die Jahre 1918, 1920 und 1922. Vgl. v. Hehl (1987)
Vgl. dazu Braun (1981), S. 153
Solltmann, Idamarie: Die Unruhe des Herzens — Quellort sozialer Arbeit. In: Ernte des Lebens (1991), S. 54
Weber, Helene: Vom Amt zur Aufgabe. In: Ernte des Lebens (1991), S. 100
Kramer (1983)
Kramer (1983), S. 47
Kramer (1983), S. 37
Erlaß des Innenministers vom 22. Dezember 1933, zitiert nach Kramer (1983), S. 39
Spiegel vom 17.März 1980, zitiert nach Kramer (1983), S. 38
Zur staatlichen Fürsorge siehe Emilija Mitrovic: Fürsorgerinnen im Nationalsozialismus: Hilfe zur Ausssonderung. In: Ebbinghaus, Angelika (Hrsg.): Opfer oder Täterinnen. Frauenbiographien des Nationalsozialismus. Hamburg 1987
Ebenso: Kramer, David: Das Fürsorgesystem im Dritten Reich. In: Landwehr, Rolf, Baron, Ruedeger (Hrsg.): Geschichte der Sozialarbeit. Weilheim/Basel 1983, S. 173ff.
Weber (1991), S. 101
Weber (1991), S. 101
Weber (1991), S. 101
Weber (1991), S. 100
Bundestagsprotokolle, 1. Wahlperiode, 20./21. Sitzung, 2.12.1949, S. 624
Morsey (1979), S. 230
Bachern, Jenny/Braune, Maria: Geschichte der Berufsbewegung katholischer Fürsorgerinnen. In: Ernte des Lebens (1991), S. 44
Braun (1981), S. 241
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Marquardt, R. (1999). Maria Ansorge (1880–1955). In: Das Ja zur Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93353-9_8
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