Zusammenfassung
Die entscheidende Dimension des Bildungsprozeßes von Erwachsenen besteht darin, in früheren Situationen erworbene Muster bewußt werden zu lassen, zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu gestalten. Ein zentraler Zugang zu biographisch früher geprägten bzw. gelernten Mustern eröffnet sich über die Entschlüsselung unserer in der aktuellen Situation auftauchenden Körperempfindungen, Phantasien und Gefühle. Körperempfindungen sind — soweit sie bewußt wahrgenommen werden können — erfahrungsunmittelbarer als sprachliche Selbstinterpretationen, wenn auch nicht kulturunabhängig. (Dies zeigt etwa die Erfahrung, daß es oft relativ leicht ist, Deutsche und Franzosen am Strand in der Badehose allein aufgrund ihrer Körpersprache zu unterscheiden.) Das häufig zu beobachtende Auseinanderfallen von Körperausdruck, Gefühlen und verbaler Selbstdarstellung deutet auf die vielfältigen, kulturspezifisch verschiedenen Spaltungen hin, die den Preis der sog. Zivilisation darstellen und in jeder unserer Bildungsbiographien in dieser oder jener Form sozial und gesellschaftlich — qua Erziehung — durchgesetzt wurden. Die dabei voneinander abgetrennten, abgespaltenen Dimensionen wieder zu integrieren, ,heil‘ zu werden, könnte als ein allgemeines Ziel humanistischer Bildung bezeichnet werden. (Damit ist nebenbei gesagt, daß ,Bildung‘ in meinem Verständnis sich weitgehend kritisch mit der in Familie und Schule praktizierten ,Erziehung‘ auseinanderzusetzen hat.)
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Dauber, H. (1997). Gestalt und Bewegung — ein Konzept „integrativer Animation“. In: Giust-Desprairies, F., Müller, B. (eds) Im Spiegel der Anderen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93309-6_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93309-6_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-93310-2
Online ISBN: 978-3-322-93309-6
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