Zusammenfassung
Gleichstellungs- und Frauenförderpolitik begann in der Bundesrepublik Deutschland nicht erst mit der Einrichtung der ersten kommunalen Frauenbüros (Köln 1981). Dem voraus ging ein langer Prozeß (Frauenzentrums- und Frauenhausbewegung), in dem das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen und Mädchen skandalisiert wurde und Öffentlichkeit für Tatbestände von Frauendiskriminierung und Benachteiligung in Ausbildung und Erwerbsarbeit, im Steuer- und Rentenrecht, bei Scheidung und in vielen anderen Lebensbereichen mit großem Nachdruck hergestellt wurde. Der Impuls dazu kam aus der autonomen Frauenbewegung Anfang der siebziger Jahre und wurde von Frauen aus Gewerkschaften und Parteien aufgenommen. Sie wollten auf Politik Einfluß nehmen und sie gestalten. Frauengruppen aus Gewerkschaften und Parteien wiesen nach, daß die Belange von Frauen in der Politik nicht berücksichtigt werden. Sie forderten, daß der Anteil von Frauen unter den politischen Mandatsträgern erhöht werden müsse, damit diese ihre Interessen eigenständig wahrnehmen können. Als Kompromiß und mögliche Übergangsregelung galt der Vorschlag, Frauenbeauftragte bei der Verwaltungsspitze anzusiedeln. Sie sollten zwischen weiblicher Bevölkerung, Kommunalverwaltung und lokaler Politik eine Lobbyfunktion wahrnehmen, um Interessen von Frauen auf der politischen Ebene zur Durchsetzung zu verhelfen.
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Literatur
Literatur
Haibach, Marita u.a., 1996: Frauen sind nicht zweiter Klasse; Hamburg
Heiliger, Anita, 1995: Institutionalisierte Frauenpolitik im Umbruch?; in: Zeitschrift für Frauenforschung, 13. Jahrgang (1995), Heft 1/2, S. 8–15
Kahlert, Heike, 1995: Demokratisierung des Geschlechtervertrags. Noch einmal: Differenz und Gleichheit; in: Zeitschrift für Frauenforschung, 13. Jahrgang (1995), Heft 4, S.5–17
Pfarr/Bertelsmanns, 1985: Gleichbehandlungsgesetz. Zum Verbot der unmittelbaren Diskriminierung von Frauen im Erwerbsleben; Wiesbaden
Schiek, Dagmar u.a., 1996: Frauengleichstellungsgesetze des Bundes und der Länder. Kommentar für die Praxis zum Frauenfördergesetz für den Bundesdienst und zu den Frauenfördergesetzen, Gleichstellungs-und Gleichberechtigungsgesetzen der Länder; Köln
Wrangell, Ute von u.a. (Hrsg.), 1998: Frauenbeauftragte — zu Ethos, Theorie und Praxis eines jungen Berufes;
Wrangell, Ute von (Hrsg.), 1996: So arbeiten Frauenbüros. Ein Reader. Schriftenreihe des Instituts Frau und Gesellschaft; Bielefeld
Weiterführende Literatur
Heiliger, Anita, 1995: Institutionalisierte Frauenpolitik im Umbruch?; in: Zeitschrift für Frauenforschung,13. Jahrgang (1995), Heft 1/2, S. 8–15 Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verlauf und den Ergebnissen institutionalisierter Frauenpolitik. Hier wird vor allem die praktische Arbeit der Frauenbüros ins Blickfeld gerückt und die Auswirkungen auf die autonome Frauenbewegung analysiert.
Wrangell, Ute von u.a. (Hrsg.), 1998: Frauenbeauftragte — zu Ethos, Theorie und Praxis eines jungen Berufes Sicherlich die derzeit aktuellste Veröffentlichung von Frauenbeauftragten. Neben einem Resümee aus der praktischen Arbeit von Frauenbüros in Ost und West werden von Theoretikerinnen wie Angelika Wetterer, Barbara Holland-Cunz und Dörthe Jung Überlegungen zur Professionalisierung, der Verrechtlichung und feministischen Bündnispolitik als Strategie für gesellschaftliche Demokratisierungsprozesse thematisiert. Die dort formulierten Thesen fordern zur Auseinandersetzung und Neuformulierung einer zukunftsweisenden Frauenpolitik heraus.
Wrangell, Ute von (Hrsg.), 1996: So arbeiten Frauenbüros. Ein Reader. Schriftenreihe des Institutes Frau und Gesellschaft; Bielefeld Der Reader gibt einen umfangreichen Überblick für Einsteigerinnen in das Berufsfeld der Frauenbeauftragten und zugleich eine interessante Retrospektive in die junge Geschichte der Frauenbüros. Er informiert sehr breit aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern und den Arbeitsweisen von Frauenbeauftragten.
Haibach, Marita u.a. (Hrsg.), 1986: Frauen sind nicht zweite Klasse; Hamburg In diesem „Klassiker“ berichtet die „erste Generation der Frauenbeauftragten” aus ihrer kommunalen und Landespraxis der verschiedenen Bundesländer. In der Retrospektive ist die damalige Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen von Frauenbüros von besonderem Interesse.
Kahlert, Heike, 1995: Demokratisierung des Geschlechtervertrags. Noch einmal: Differenz und Gleichheit; in: Zeitschrift für Frauenforschung, 13. Jahrgang (1995), Heft 4, S. 5–17 Dieser Aufsatz gibt in der Kürze einen guten Überblick über die Debatte um eine „Demokratisierung des Gesellschafts- und Geschlechtervertrags“. Das umfangreiche Literaturverzeichnis motiviert zum Weiterlesen.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Passarge, U., Simon, B. (1999). Kommunale Gleichstellungs- und Frauenförderpolitik. In: Dietz, B., Eißel, D., Naumann, D. (eds) Handbuch der kommunalen Sozialpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93291-4_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93291-4_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2121-2
Online ISBN: 978-3-322-93291-4
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