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Die linken Intellektuellen und die gespaltene Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik

Ein Überblick

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Intellektuelle und Sozialdemokratie
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Zusammenfassung

Die Titelgebung setzt voraus, bereits zu wissen, was doch erklärungsbedürftig ist: Was ist ein/eine Intellektuelle(r), was heißt „links“? Gab es wirklich die Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik oder war dies nur ein Konstrukt? Da diese Fragen auf der Tagung ausführlich diskutiert werden, begnüge ich mich mit den folgenden knappen Voraussetzungen: Als Intellektuelle mögen Menschen (Frauen und Männer) gelten, die in relativer Autonomie ihre Positionen schreibend und redend reflektieren oder/und kommunikatorisch dazu beitragen, daß dies geschehen kann; sie können, müssen aber nicht akademisch gebildet sein. „Links“ präzise beschreiben zu wollen für einen historischen Zeitraum, der wie keiner davor Rechts-Links-Vermischungen bei einzelnen und Gruppierungen gleichermaßen hervorbrachte, erscheint methodisch sehr schwierig. Deshalb mag es operationell brauchbar sein, Intellektuelle dann als „links“ zu bezeichnen, wenn sie, in direkter oder indirekter Weise dem emanzipatorischen Projekt der Moderne verpflichtet, in der Arbeiterbewegung gewirkt haben, für sie, direkt oder randständig, oder sogar nur indirekt, und dies alles unter Umständen doch auf sehr prägende, meist kritisch akzentuierte Weise. Die Kennzeichnung „Arbeiterbewegung“ hat für die Zeit nach 1918 gewiß nur noch eine sehr allgemeine, fast unpräzise Bedeutung, soll sie doch für Sozialdemokraten und Kommunisten einschließlich ihres gewerkschaftlichen und soziokulturellen Umfeldes gelten (Splittergruppen einbezogen), also für Strömungen, Parteien und Gruppen, die sich politisch einander teilweise militant feindlich gegenüberstanden. Dennoch scheint mir die Kennzeichnung vertretbar, bedenkt man, daß bei scharfer politischer Trennung dennoch gerade das soziokulturelle (wie z. T. auch das soziale) Milieu der Arbeiterbewegung bis zum Ende der Republik weitgehend eigenständig ungetrennt bestehen blieb und dies auch die häufigen Positionswechsel von Intellektuellen erklärt.1

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Literatur

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Grebing, H. (2000). Die linken Intellektuellen und die gespaltene Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. In: von Alemann, U., Cepl-Kaufmann, G., Hecker, H., Witte, B. (eds) Intellektuelle und Sozialdemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93209-9_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93209-9_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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