Zusammenfassung
Das Thema enthält ein Versprechen, das ich nicht einlösen kann. Als mir der Themenvorschlag vor gut einem Jahr unterbreitet wurde, war ich offenbar von einer Art höherem Leichtsinn befallen, jener Unbedachtsamkeit, der ich mich gern anheimgebe, wenn der Termin, bei dem es dann zum Schwur kommen soll, sich noch im Nebel ferner Zukunft verliert. Bei größerer Aufmerksamkeit hätte ich auch vor einem Jahr schon wissen können, dass das Thema, dem ich meine Zustimmung gab, ein Unding ist, in dem Sinne, dass es eine unzutreffende Unterstellung enthält. Die Uneinlösbarkeit des Themas wird durch sein unscheinbarstes Element konstituiert, durch die Konjunktion ‚und‘. Die Bindekraft dieses Wörtchens hat eine Doppelnatur. Mit ‚und‘ kann ich zwei Satzglieder in dem Sinne verbinden, dass ich auf ihre Wechselbeziehung anspiele, auf Komplementarität zum Beispiel, so etwa in der Formel: ‘Vater und Mutter‘ oder ‚Arbeit und Freizeit‘, ‚Äpfel und Birnen‘. Dann fügen sich die mit ‚und‘ verbundenen Glieder zu einem Ganzen mit beweglicher Anteiligkeit zusammen, sie ergänzen einander und das Mehr von dem einen bewirkt das Weniger von dem andern. Ich kann aber auch an eine Wechselbeziehung gegenseitiger Bedingtheit denken, so dass das ‚und’ zum Ausdruck bringt, dass die beiden von ihm verbundenen Komponenten sich gegenseitig konstituieren (ich könnte auch sagen: einander verdanken) und ohne einander ihren Daseinsgrund verlieren. ‚Ich und du‘, zum Beispiel: ich werde ich durch dich und du wirst du durch mich.
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Literature
„Denn ‚totalitär‘ ist nicht nur eine terroristische politische Gleichschaltung der Gesellschaft, sondern auch eine nicht-terroristische ökonomisch-technische Gleichschaltung, die sich in der Manipulation von Bedürfnissen durch althergebrachte Interessen geltend macht. Sie beugt so dem Aufkommen einer wirklichen Opposition gegen das Ganze vor. Nicht nur eine besondere Regierungsform bewirkt Totalitarismus, sondern auch ein besonderes Produktions-und Verteilungssystem, das sich mit einem ‚Pluralismus‘ von Parteien, Zeitungen ‚ausgleichenden Mächten‘ etc. durchaus verträgt.“ Herbert Macuse, Der eindimensionale Mensch, 3. Aufl., Neuwied/Berlin 1968, S. 23.
Elias Canetti, Masse und Macht, Frankfurt 1980, S. 208
Vgl. dazu Ekkehart Krippendorf: „Wie war ich: War ich gut?“, in: Frankfurter Rundschau vom 21. Juli 2001 S. 7
Gesten in Genua, in: Frankfurter Rundschau vom 24. Juli 2001, S. 17.
Ivan Illich, Fortschrittsmythen, Reinbek 1978 S. 15ff.
Zygmunt Bauman, Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust Hamburg 1992, S. 239 f.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Gronemeyer, M. (2002). Soziale Bewegungen und Soziale Arbeit. In: Hamburger, F., Eggert, A., Heinen, A., Luckas, H., May, M., Müller, H. (eds) Gestaltung des Sozialen — eine Herausforderung für Europa. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93204-4_11
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Print ISBN: 978-3-8100-2994-2
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