Zusammenfassung
Welche Entwicklungsschwerpunkte zur heutigen Kostenrechnung geführt haben, läßt sich erst dann beschreiben, wenn der Inhalt heutiger Kostenrechnung eingegrenzt ist. Für folgende Problemstellungen sei die Entwicklung von Lösungsansätzen skizziert:
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Im kostenrechnerischen Sprachgebrauch dienen Kosten dazu, auf das Stück, den Auftrag, die Periode (und hierbei untergliedert nach Geschäftsbereichen, Abteilungen bis hin zu Arbeitsplätzen) das zu verrechnen, was vom Bruttoertrag (Erlös) abzuziehen ist, um den Reinertrag (Gewinn) zu erfahren. Der erste Entwicklungsschwerpunkt zur heutigen Kostenrechnung ist im Nachdenken über die auf Leistungen oder Perioden bezogene Erfolgsspaltung (Erlösaufteilung und Saldierung mit erfolgswirksamen Ausgaben) zu sehen. Das Nachdenken über den Reinertrag ist in seinen Anfängen eine rückwärts-schreitende Rechnung: eine Deckungsbeitragsrechnung.
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Um Verschwendungen bei der Leistungserstellung zu verringern, wird nach quantitativen Begriffen zur Wirtschaftlichkeitskontrolle gesucht. Die Geschichte der Kostenrechnung zur Wirtschaftlichkeitskontrolle beginnt bei fürstlichen Domänenverwaltungen, Berg- und Hüttenwerken, also innerhalb der Kameralwissenschaft des 18. Jahrhunderts. Sie führt dazu, daß eine Plankostenrechnung vor einer ausgebauten Istkostenrechnung entsteht.
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Angebotspreiskalkulationen sind Prognosen über die erwarteten Istkosten und den Auftragsgewinn oder einen Stückgewinn, falls bestimmte Absatzerwartungen sich verwirklichen. Solche Angebotspreiskalkulationen beginnen mit einer Ermittlung der Einzelkosten eines Auftrags im ausgehenden Mittelalter. Obwohl einzelne Gemeinkostenverteilungen und globale Solldeckungsbeiträge oder Rohgewinnzuschläge ab dem Mittelalter überliefert sind, werden Abschreibungen als Kostenarten und Verfahren zur Vollkostenrechnung hauptsächlich als Folge preis- und dividendenrechtlicher Vorschriften erst im 19. und 20. Jahrhundert üblich.
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Kostenrechnung gezielt zur Suche nach einem Handlungsoptimum und darauf aufbauend zur betrieblichen Lenkung und Steuerung einzusetzen, entsteht erst als Folge der kameralwissenschaftlichen Wirtschaftlichkeitskontrolle, von vereinzelten Optimierungsüberlegungen finanzmathematischer Art (die in die Geschichte der Investitionsrechnung gehören) abgesehen. Das Denken in „entscheidungsrelevanten Kosten“ ist hauptsächlich eine Reaktion auf Verfahren zur Vollkostenrechnung, die in der Praxis für verschiedene Zwecke zugleich benutzt wurden.
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Schneider, D. (1992). Entwicklungsschwerpunkte zur heutigen Kostenrechnung. In: Männel, W. (eds) Handbuch Kostenrechnung. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93138-2_8
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