Zu weltanschaulichen und erkenntnistheoretischen Auffassungen

Zusammenfassung

In dem Aufsatz „Zum 31. August 1891”, den er dem 70. Geburtstag seines verehrten Lehrers Hermann v. Helmholtz widmete, finden wir die vielleicht wichtigste Quelle, in der Hertz in geraffter Form seine gesellschaftlichen und politischen Auffassungen darlegt. Hier finden wir bestätigt, daß Hertz in erster Linie ein Vertreter der experimentell-theoretischen Wissenschaft ist, dem das Wohl der Gesellschaft das höchste Ziel ist und der diesem Ziele seine wissenschaftliche Leistung unterordnen möchte:

Die Naturwissenschaften wurden gewiß auch im Anfang des Jahrhunderts in Deutschland eifrig betrieben, die Verdienste eines Humboldt, der unsterbliche Name eines Gauß ließen die Achtung vor der deutschen Forschung nicht erlöschen; aber neben dem Weizen der echten Bemühung sproßte das Unkraut einer falschen Philosophie allzu üppig und allzu bevorzugt, als daß jener zu voller Höhe hätte gedeihen können. Der nüchtern auf dem Wege des Versuches fortschreitenden Forschung fehlte bis gegen die Mitte des Jahrhunderts Reichtum und Glanz des internationalen Erfolges; die Begeisterung, welche die Scheinerfolge der Philosophie begleitete, wurde vom Ausland mit Recht nicht geteilt... Längst ist das anders geworden: selbständig und ebenbürtig steht auch in der experimentellen Forschung die deutsche Wissenschaft neben derjenigen der fortgeschrittensten Nachbarvölker, bald in diesem, bald in jenem Zweige ihnen voraneilend oder hinter ihnen zurückbleibend, im Durchschnitt die gleiche Linie haltend. Den Dank schuldet das Land der emsigen Arbeit gar vieler Mitwirkenden, aber er verdichtet sich naturgemäß auf die kleine Zahl von Männern, an deren Namen sich die wirklichen Erfolge knüpfen.