Postmodernismus als kritische Gesellschaftstheorie? — Herausforderungen und Probleme

Zusammenfassung

Diskussionen über Postmodernismus begannen im Bereich der Kulturtheorie. Sie wiesen auf neue Formen einer „postmodernen“ Kultur auf dem Gebiet der Architektur, Literatur, Malerei usw. hin, welche eine Anzahl von Kunsterzeugnissen bezeichneten, die vorgeblich mit den Formen und Praktiken der Kunst der Moderne brachen. Im Gegensatz zur Ernsthaftigkeit der „Hochmoderne“ stellte der Postmodernismus eine neue Sorglosigkeit, eine neue Verspieltheit und einen neuen Eklektizismus zur Schau, der vor allem in der pop art eines Andy Warhol verkörpert wurde, aber auch im Feiern der Las Vegas-Architektur, happenings, den Videoinstallationen von Nam June Paik, sogenannten underground-Filmen und in Romanen eines Thomas Pynchon Ausdruck fand. Als Gegenbewegung zur gutgearbeiteten, formal hochentwickelten und ästhetisch fordernden Kunst der Moderne, war postmodernistische Kunst fragmentarisch und eklek-tizistisch, indem Formen der „Hochkultur“ und der „Populärkultur“ miteinander verschmolzen und ästhetische Grenzen umgestoßen wurden. Außerdem wurde das Gebiet der Kunst erweitert, um Eindrücke aus der Werbung, die ständig wechselnden Mosaik-steinchen des Fernsehens, die Erfahrungen des Atomzeitalters nach dem Holocaust und eines ständig wachsenden Konsumkapitalismus aufzunehmen. Die moralische Ernsthaftigkeit der Hochmoderne wurde ersetzt durch Ironie, Nachahmung, Zynismus, kommerzielles Denken und in einigen Fällen vollkommenen Nihilismus.