Kongo

Zusammenfassung

Wichtigstes Ereignis bildete der 4. Parteitag der PCT vom 27.–31.7., der die politische Orientierung des Landes für die nächsten fünf Jahre festlegen sollte. Die Vorbereitungskommission des ZK der PCT war vom 7.12.88–16.1.89 zur Ausarbeitung der Parteitagsunterlagen, die anschließend in den Parteigremien diskutiert wurden, zusammengetreten. Die Leitlinien -Wiederankurbelung der Wirtschaft und Verstärkung der Führungsrolle der Partei — hatte Sassou-Nguesso bereits im November 1988 bei einer Sitzung des ZK vorgegeben. In seiner vierstündigen Parteitagsrede übte Sassou-Nguesso scharfe Kritik sowohl an der Übernahme westlicher, mit der Sucht nach materiellen Vorteilen, Bestechlichkeit und kultureller Entfremdung einhergehender Modelle, wie auch am Opportunismus und Dogmatismus mancher Parteimitglieder, wobei er gleichzeitig auf parteiinterne Gegensätze hinwies. Während er einerseits der Korruption, der Verbürgerlichung, der Cliquenwirtschaft und der unerlaubten Bereicherung den Kampf ansagte, betonte er andererseits die Notwendigkeit, die Theorie des Marxismus-Leninismus, die weiterhin als Richtlinie für das Handeln dienen sollte, auf Grund der konkreten historischen Bedingungen Kongos neu zu interpretieren, um Theorie und Praxis in Einklang zu bringen. Für diese indirekte Absage an die bisher verfolgte politische Orientierung konnte sich Sassou-Nguesso die Unterstützung der Streitkräfte sichern, die eine Säuberung des ZK verlangten, um es vom Ultrakonservatismus zu befreien und ihm neue Impulse zu verleihen. Allerdings schienen nicht alle Armeeangehörigen, v.a. solche aus dem Süden, mit der neuen politischen Ausrichtung einverstanden zu sein, da einige Offiziere nach dem Parteitag zurücktraten oder desertierten.