De Gaulle und der Wiederaufbau in der französischen Besatzungszone nach 1945

Zusammenfassung

Das Jahr 1963 scheint in der Haltung de Gaulles gegenüber Deutschland und in den deutsch-französischen Beziehungen einen Markstein zu bezeichnen, eine grundlegende Etappe in der Entwicklung von der Konfrontation der Kriegszeit zur Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern — einer Zusammenarbeit, die zu einer der wesentlichen Grundlagen der europäischen Einigung geworden ist.¹ Indes hat die historische Forschung zur frühen Nachkriegszeit in den letzten Jahren eine Reihe von Initiativen und Entwicklungen herausgearbeitet, in deren Licht die Bedeutung des Vertrages von 1963 in langfristiger Perspektive zu relativieren sein wird. Aus der Distanz mehrerer Jahrzehnte ist die Bedeutung mancher früher Entscheidungen und Maßnahmen klarer als aus der Sicht der Zeitgenossen zu erkennen, Entscheidungen, in denen sich die französische Politik der zweiten Nachkriegszeit entgegen einer verbreiteten Annahme von der nach 1918 betriebenen Politik grundlegend unterschied. Bereits seit Kriegsende haben sowohl politische Konzeptionen als auch durch die politische und ökonomische Situation Europas bedingte Sachzwänge erste Ansätze für eine Zusammenarbeit entstehen lassen, die der Öffentlichkeit zumeist erst mit dem Schuman-Plan 1950 oder sogar mit dem Elysée-Vertrag 1963 deutlich wurden.