Zusammenfassung
Der Satz: ‘Alle Erfahrung ist sozial vermittelt.’ — ist ebenso wahr wie irreführend. Daß fast alle Freuden und Leiden ihre Ursprünge in den Beziehungen zu anderen Menschen haben, und daß unser Selbstbewußtsein aus der Materie der Beziehungen aufgebaut wird, hat Arnold Gehlen im Anschluß an George Herbert Mead als das Axiom vom indirekten Selbstbewußtsein bezeichnet. Wer sind diese anderen, an denen sich unser Selbstbewußtsein und unsere Erlebnisweisen herausbilden? Wenn wir sie als vereinzelte Individuen betrachten, denen alle Wahlmöglichkeiten für das Aushandeln von Ursprungsregeln ihrer Beziehungen zur Verfügung stünden, so würden wir bei der Analyse persönlicher und sozialer Entwicklungen in die Irre geführt. Die anderen treten uns nie voraussetzungslos, nie ohne Erwartungen entgegen, die nicht schon das Ergebnis organisatorischer und damit normativer Bindungen wären. In den Personen tritt uns die Unperson sozialer und normativer Struktur entgegen. Der Wille der anderen ist organisiert, das heißt, schon von vornherein in seinen Freiheitsgraden reduziert. Personen treten uns als Repräsentanten dieser normativ strukturierten Organisation gegenüber.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schmidtchen, G. (1993). Familie und soziales Netz. In: Ethik und Protest. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92548-0_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92548-0_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-322-92549-7
Online ISBN: 978-3-322-92548-0
eBook Packages: Springer Book Archive