Zusammenfassung
Wenn wir uns im folgenden auf die Suche nach sozialwissenschaftlichen Konstrukten über die Familie machen, spüren wir im Bereich der Sozialwissenschaften vorhandenen unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Vorstellungen und den mit ihnen verbundenenen methodologischen Vorgehensweisen nach. Es gilt also zunächst eine Definition von Theorie in unsere Analyse einzuführen. Empirisch-analytischer Orientierung folgend definierte von Beyme 1972 Theorie als
„generalisierende Proposition (…), die behauptet, daß zwei oder mehr Dinge, Aktivitäten oder Ereignisse unter bestimmten Bedingungen sich miteinander verändern“ (v. Beyme 1972: 25).
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Literatur
Für Parsons war die Vorstellung der Auflösung des von ihm für die Wahrnehmung der familialen Funktionen als basal definierten „asymmetrischen“ Geschlechterverhältnisses unrealistisch. Er schrieb: „Von einer Symmetrie zwischen den Geschlechtern kann in dieser Hinsicht keine Rede sein, und (…) es gibt keine ernstliche Tendenz in dieser Richtung“ (Parsons 1955: 13).
Ein abdeckender Überblick über Familientheorien findet sich in: Nave-Herz/Markefkla 1989: 19 ff.
Daß es — wie vielleicht naheliegend erscheinend — die Sozialisation ist, lehnt Luhmann unter Hinweis auf die Vielzahl heutiger Sozialisationsinstanzen ab (ebenda: 86).
Im übrigen kehrt hier ein Denkmodell wieder, das schon von Georg Simmel im letzten Jahrhundert eingeführt worden ist. Er sprach von der „ ‘Kreuzung sozialer Kreise’, durch die die Person ‘aus dem festen Eingewachsensein in einem Kreis in den Schnittpunkt vieler Kreise tritt’. ‘Die Gruppen, zu denen der einzelne gehört, bilden gleichsam ein Koordinatensystem, derart, daß jede neu hinzukommende ihn genauer und unzweideutiger bestimmt’.“ (n. König 1967: 157/158)
Wenn im folgenden schwerpunktmäßig von ehelichen Beziehungen gesprochen wird, dann hat dies seinen Grund lediglich in der Tatsache, daß die empirische rational-choice-Forschung im Bereich der Familiensoziologie und-Ökonomie bis jetzt im wesentlichen die Stabilität und Dynamik ehelicher Verhältnisse untersucht hat. Im Prinzip ließen sich mit dieser Theorie aber ebensogut auch andere Formen von Lebensgemeinschaften untersuchen.
Die Nennung von emotionaler Bindung und/oder Liebe im Zusammenhang eines rational geleiteten Entscheidungsprozesses erscheint hier vielleicht verwunderlich, zählt doch die Liebe unserem Alltagsverständnis nach zu den irrationalen Phänomenen unseres Lebens par exellance. Innerhalb der emotionspsychologischen Forschungsrichtung der rational-choice-Theorien wird jedoch gerade der Liebe (i. S. der „romantischen Liebe“ und in Unterscheidung von „commitment“) ein hoher Stellenwert innerhalb rationaler Kalküle zugesprochen. Mehr dazu: Hill 1992: 125 ff).
Unter Situationsabhängigkeit ist hier nicht eine individuell begründete, sondern eine sozial-historische zu verstehen.
Einen ganz ähnlichen Schwerpunkt der Bedeutung funktional-strategischer Ursachen für die Entstehung von Institutionen definieren auch klassische soziologische Institutionentheorien: „Von einer Institution im eigentlichen Sinne spricht man immer dann, wenn es um Komplexe von institutionalisierten Rollenintegraten oder Statusbeziehungen geht, die in einem gegebenen sozialen System von’ strategischer ‘Bedeutung sind“ (Parsons zit. n. König 1967: 145).
Der Datenfundus der angesprochenen Lebensverlaufstudie umfaßt mittlerweile 6000 Befragte aus 6 Geburtskohorten, die 1920, 1930, 1940, 1950, 1955 und 1960 geboren wurden. Er ist repräsentativ für Westdeutschland und Berlin (West) (Mayer 1991: 684).
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Gerlach, I. (1996). Familie: Sozialwissenschaftliche Konstrukte. In: Familie und staatliches Handeln. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92519-0_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1351-4
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