Zusammenfassung
Emotionen spielen bei der Fernsehrezeption eine große Rolle. Entsprechend liegt es nahe, daß sie in neueren Untersuchungen der Rezeptionsforschung ein umfassendes Interesse finden.1 Dem Großteil dieser Arbeiten ist gemeinsam, daß der Einfluß von Emotionen auf die Textrezeption primär aus psychoanalytischer Sicht betrachtet oder der kommunikative Umgang mit Emotionen ausgeklammert wird. So schließt beispielsweise Krotz explizit all jene “Situationen, in denen mehrere Personen vor dem Fernseher versammelt sind und soziale Verbindlichkeiten unmittelbar relevant werden” (Krotz 1993, 94) aus seinen Überlegungen aus. Stellt man den alltäglichen Umgang der Rezipienten mit dem Medium Fernsehen in den Mittelpunkt der Betrachtung, so fällt auf, daß typischerweise nicht allein ferngesehen wird, sondern gemeinsam im Freundeskreis oder in der Familie (vgl. Hurreimann 1989, 72/Morley 1986, 18 – 39). Hierdurch ist die Rezeption des Fernsehtextes nicht gänzlich unverbindlich, sondern durch soziale Verpflichtungen gekennzeichnet. Eine dieser Verpflichtungen ist die rudimentäre Kommunikationsverpflichtung, die beim gemeinsamen Fernsehen besteht und dieses erst zu einem geselligen Beisammensein macht (vgl. Püschel 1993, 122). Die Rezipienten sprechen während des Fernsehens über vielerlei Dinge, meist über den rezipierten Fernsehtext selbst, den sie bewerten, interpretieren oder monosemieren. Daneben manifestieren sie im Gespräch auch die Emotionen, die sie beim Fernsehen empfinden.
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Hepp, A. (1995). „Das ist spitze ne, dann ist der Schildknecht tot!“ Die Rolle von Emotionen bei der Aneignung von Fernsehtexten. In: Jurga, M. (eds) Lindenstraße. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92513-8_13
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