Zusammenfassung
Wenn die geheimnisgespickte Reise nach Würzburg, die Heinrich von Kleist zum Auftakt des neuen Jahrhunderts im Herbst 1800 unternahm, erfolgreich gewesen wäre, wenn Kleist erreicht hätte, was er sich von der Reise erhoffte, dann würden wir heute vermutlich gar nichts von ihr wissen, nicht einmal das wenige, das an bruchstückhaften Geheimnissen überliefert ist, dürfte erhalten sein — geschweige denn die fragwürdige Begriffsprägung «Würzburger Reise» selbst. Denn dann hätte sich Kleist womöglich zu einem aufgeklärten Popularphilosophen vom Typus eines Christian Garve weiterentwickelt; diesem erstrebten Berufsziel hoffte er mit der Reise näherzukommen. Vielleicht hätte er später sogar die Nachfolge von Immanuel Kant auf dem Königsberger Philosophielehrstuhl antreten und seine Verlobte Wilhelmine von Zenge heiraten können, der er in den geheimnisvollen Briefen aus Würzburg eindringlich nahelegen wollte, die Reise diene dem gemeinsamen Lebens- und Liebesglück. Doch der erwünschte Erfolg blieb aus, Kleist wurde kein Popularphilosoph, und so konnte Wilhelm Traugott Krug Kants Nachfolge in Königsberg antreten und Kleists ehemalige Verlobte Wilhelmine von Zenge heiraten.
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Literatur
de Man 1988: 226.
ebda.
Vgl. Krug 1825. Der einschlägig interessierte Leser sei auch auf seine anonym erschienene «Philosophie der Ehe» (Leipzig 1800) hingewiesen.
Politzer 1967:383.
ebda.
Vgl. Samuel/Brown 1981.
Vgl. Weiss 1984:187 ff.
Vgl. Weidmann 1984: 76 ff.
Samuel/Brown 1981: 55 ff.
Vgl. Grathoff 1984:221.
Vgl. Nachruhm 342 ff (S. 313 ff).
Brüggemann 1985:15–87; Thesenzusammenfassting: 86 f.
Vgl. II, 560 f.
Lütkehaus 1992:36, Textabdruck: 162 ff.
Die literarischen Vorbilder von Kleists Panoptiktim bis hin zu Alain René Lesages «Le Diable Boiteux» sind dargelegt bei Brüggemann 1985: 69 ff.
Vgl. Morris 1899. Die Darstellung ist als Abdruck von Briefzitaten Kleists mit anschließendem Kommentar angelegt, so daß die Lektürefehler unmittelbar einsichtig werden (vgl. schon die Kritik von Meyer-Benfey 1916, bis hin zur Detailanalyse von Brüggemann 1985, dort auch die Kritik der weiteren einschlägigen Literatur).
Vgl. Siebert 1985; bes. S. 197 ff.
Vgl. Heinrich 1983; bes. S. 92–94.
Hoffmann 1924:14.
Gall 1977: 88.
ebda: 89 ff. u. 97.
de Man 1988: 226.
Clauss 1993: 236–244 («Der Geheimbund der Liebe»).
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Grathoff, D. (1993). Das Geheimnis der «Würzburger Reise»: Impotenter Industriespion oder freimauernder Popularphilosoph?. In: Kleists Geheimnisse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92476-6_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12517-6
Online ISBN: 978-3-322-92476-6
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