Zusammenfassung
Die These, daß der gesellschaftliche Prozeß der Kommunikation Ausgangspunkt für die Analyse der semantischen Probleme sein sollte, findet ihre nachdrückliche Bestätigung in der Problematik des Zeichens und der Bedeutung. Vernachlässigt man nämlich bei diesen für die Semantik grundlegenden Problemen ihren gesellschaftlichen, soziologischen Aspekt, kann man sehr leicht in der Sackgasse des Verbalismus und Formalismus landen (wofür im Laufe der Geschichte so manches Beispiel nachgewiesen werden kann).
»Hierauf begaben wir uns in die Sprachschule, wo drei Professoren sich über die zweckmäßigste Methode berieten, ihre Landessprache zu verbessern. Das Projekt des ersten bestand darin, die Rede dadurch abzukürzen, daß man die vielsilbigen Worte in einsilbige verwandle, daß man Verben und Partizipien auslasse; alle vorstellbaren Dinge seien in Wirklichkeit nur Hauptwörter.
Das Projekt des zweiten bezweckte die Abschaffung aller Wörter, und dies wurde als eine große Verbesserung hinsichtlich der Gesundheit wie der Kürze betrachtet. Denn es ist klar, daß jedes von uns gesprochene Wort eine Verminderung unserer Lungen durch Abnutzung bewirkt, folglich auch die Verkürzung unseres Lebens zur Folge hat. Es wurde deshalb folgendes Auskunftsmittel angeboten: Da Worte allein in Zeichen der Dinge bestehen, sei es passender, wenn alle Menschen solche Auskunftsmittel bei sich herumtrügen, die ein besonderes Geschäft bezeichneten, worüber sie sich unterhalten wollten.
...Zwei dieser Weisen habe ich oft unter ihren Bündeln beinahe zusammenbrechen sehen, wie dies bei Hausierern in England wohl der Fall ist. Wenn sie sich in den Straßen begegneten, legten sie ihre Last nieder, öffneten ihre Säcke und hielten ein stundenlanges Gespräch; alsdann füllten sie ihre Behälter aufs neue, halfen sich einander, wenn sie die Last wieder auf den Rücken nahmen, und empfahlen sich.«
Jonathan Swift: Gullivers Reisen
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Siehe H. Delacroix, Le language et la pensee, Paris 1924
Siehe E. Sapir, Language, New York 1921, S. 10.
Siehe F. de Saussure, Cours de linguistique generale, Paris 1949, S. 99
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1960 Adam Schaff, Warschau
About this chapter
Cite this chapter
Schaff, A., Klaus, G. (1960). Das Zeichen — Analyse und Typologie. In: Klaus, G., Einbeck, U. (eds) Einführung in die Semantik. rororo Studium. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92445-2_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92445-2_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-22031-4
Online ISBN: 978-3-322-92445-2
eBook Packages: Springer Book Archive