Zusammenfassung
Wurde schon in Konstellation A im engeren Rahmen der ästhetischen Subjektivität Mimesis resp. das mimetische Vermögen als Nervenpunkt des ästhetischen Verhaltens herausgestellt und in subjekttheoretischer Perspektive als eine allgemein-menschliche, zugleich aber gesellschaftlich-geschichtlich unterdrückte Qualität problematisiert, so soll nunmehr dieses Allgemein-Menschliche im Zustand vor seiner gesellschaftlichen Unterdrückung aufgesucht werden. Damit ist für mich bereits die relevante Denkrichtung im ungewöhnlich ausgedehnten Bedeutungsfeld von Mimesis festgelegt. Es geht mir um die mimetische „Lebensäußerung des Subjekts“ (Ritsert 1990:26), wie sie sich im Vorangegangenen in der Figur Benjamins bereits unmißverständlich artikulierte. Insofern kommt es mir in der folgenden phylogenetischen Untersuchung primär auf das historisch bestimmbare Phänomen Mimesis an, d.h. auf die einstmals gelebte Mimesis, nicht aber auf eine abstrakt philosophische Begriffsreflexion (Blumenberg 1986; Gadamer 1960; Früchtl 1986; Jay 1995), sowie auf spezialwissenschaftliche Anwendungen der Kategorie (Auerbach 1982; Lehmann 1991; Weiss 1984; Wulf 1994). Auch sollen keine modern-fachwissenschaftliche Kategorien, die das mimetische Vermögen als subjektive Kompetenz thematisieren (Lorenzer 1981; Schmid Noerr 1990; Koch 1995; Sample 1995) in historische Verhältnisse zurückprojeziert werden. Eine maximale Nähe hingegen findet mein Ansatz in den Arbeiten von Rudolf zur Lippe über die Naturbeherrschung am Menschen (1974 sowie 1988), die sowohl die Mimesis-Kategorie in unveränderter Tradition der älteren Kritischen Theorie gleichsam bedeutungsmaximalistisch — von der Mimikry bis zum Ausdruck — verwenden als auch historische Veränderungsprozesse in deren Zusammenhang thematisieren.
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© 1998 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
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Mattheis, R. (1998). Archaische Mimesis und frühokzidentale Rationalisierung. In: Bildungsästhetik und Selbstwerdung. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92386-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92386-8_3
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4273-7
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