Zusammenfassung
Das Wolfsburger Projekt Erziehungs- und Erwerbsarbeit wurde Ende 1995 gegründet. Der Konstituierung dieses stadtweiten Kooperationsmodells zwischen Jugendhilfe und Wirtschaft gingen einige Schritte voraus. So veranstaltete das Referat Frauenförderung der Volkswagen AG im November 1994 ein dreitägiges Frauenkooperationsseminar zum Thema „Kinderbetreuung“. Es nahmen erwerbstätige Mütter mit unterschiedlichsten Qualifikationen aus verschiedenen betrieblichen Einsatzbereichen teil. Die Teilnehmerinnen untersuchten ihre Vereinbarkeitssituation zwischen Familie, Kinderbetreuung und Arbeitswelt. Sie kritisierten Mangelzustände und entwickelten erste Lösungsmöglichkeiten. Einen wichtigen Beitrag im Workshop lieferte die Diskussionsrunde mit Expertinnen aus Wolfsburger Initiativen, mit Vertretern des Jugendamtes, Mitgliedern des Ausschusses zur Gleichstellung der Frau sowie des Personalwesens. Die Frauen zogen folgendes Fazit:
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Die Arbeitsverteilung in den Bereichen Kinderbetreuung, Haushalt, Einkauf und Organisation ist nach wir vor geschlechtsspezifisch strukturiert und geht eindeutig zu Lasten der Frauen.
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Die physischen und psychischen Mehrfachbelastungen der Frauen, die aus der Vereinbarung von Erwerbs-, Erziehungs- und Hausarbeit entstehen, sind enorm. Eigene Freiräume finden kaum Platz im engen Zeitbudget.
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Die Selbstkritik am eigenen Rollenverhalten macht deutlich, daß es den Frauen schwer fällt, Arbeit z.B. an den Partner abzugeben.
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Kinderbetreuung ist nach wie vor Frauensache. Großmütter haben an der Kinderbetreuung einen zeitlich größeren Anteil als die Väter/Partner. Deren Einsatz beschränkt sich überwiegend auf das Wochenende.
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Kinderbetreuung für Kleinstkinder wird aus finanziellen Gründen, aber auch aus Informationsdefiziten heraus, weitgehend von der Betroffenen selbst und nicht durch die Inanspruchnahme externer Angebote (z.B. Tagesmutter) gewährleistet.
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Trotz hinreichender öffentlicher Betreuungsmöglichkeiten in Wolfsburg fehlen altersspezifische Kinderbetreuungsangebote, die auf die individuellen, oft flexiblen Bedarfe der Betroffenen ausgerichtet sind. Qualifizierte Informations- und Beratungsleistungen werden vermißt.
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Seehausen, H. (1999). Projekt Erziehungs- und Erwerbsarbeit, Wolfsburg. In: Betrieb und Kinderbetreuung. Deutsches Jugendinstitut Regionale Arbeitsstelle Frankfurt am Main. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92268-7_18
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92268-7_18
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