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Vergleich der hier entwickelten Subjektkonzeption mit der der Psychoanalyse (Freud)

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Part of the book series: Beiträge zur psychologischen Forschung ((BPF))

Zusammenfassung

In den vorbereitenden Rahmenüberlegungen zur Grundlegung unserer Konzeption haben wir zwei Aspekte der psychoanalytischen Theorie des Unbewußten aufgenommen, den der Abwehr und den der Auftriebstendenz des Unbewußten in das Bewußtsein, und haben an ihnen die Möglichkeit einer entsprechenden dialektischen Sichtweise der Positivität bzw. ihrer Kontingenz (Negativität) verdeutlicht. Dabei haben wir angemerkt, daß das psychoanalytische Subjektverständnis — auf Grund ihrer vielfältigen Verzweigung heute ist es genauer, von der Psychoanalyse sensu Freud zu sprechen — einerseits wegen der ihm inhärenten dialektischen Struktur unseren eigenen Vorstellungen nahekommt, andererseits aber aus verschiedenen Gründen für unsere Fragestellung der Ambivalenz gegenüber Fremdem nicht einfach übernommen werden kann. Aufgabe dieses Kapitels ist es, beide Momente: Übereinstimmung wie Differenz, herauszuarbeiten. — Dazu gilt es zunächst, Freuds Subjektkonzeption zu rekonstruieren. Wir gehen dabei von seinem theoretisch zentralen Begriff aus, dem des Unbewußten, und charakterisieren dessen dialektische Relation zum Bewußtsein. Des weiteren ist für uns insbesondere die triebtheoretische Fundierung und ihr Verhältnis zu dieser Dialektik von Belang (Kap. 4.1). Darauf aufbauend kann dann der Vergleich der identitätstheoretischen mit der psychoanalytischen Subjektkonzeption durchgeführt werden. Nach der Herausstellung übergreifender theoriestruktureller Gemeinsamkeiten geht es darum, ob sich die von uns erarbeiteten vier unterschiedlichen Negativitätsmodalitäten psychoanalytisch rekonstruieren lassen. Dies gelingt (weitgehend) für die agonale Positivitäts/Negativitätsrelation, während die arelationale Negativität bei Freud kein Äquivalent hat. Darüber hinaus werden theoriemateriale Unterschiede aufgezeigt (Kap. 4.2). Zusammenfassung und Ausblick schließen das Kapitel ab (Kap. 4.3).

Der Analyse erscheint das Bewußtsein als unheilbar beschränkt, wodurch es nicht allein als Prinzip der Idealisierung instituiert wird, sondern auch als Prinzip der Verkennung, als — Skotom ...

Lacan1

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Literatur

  1. Freud selbst hebt einerseits diese Kooperativität bei der Beherrschung des Zugangs zur Motilität hervor (1900, p. 546; s.w.u. Text), andererseits unterscheidet er durchaus zwischen beiden Systemen, z.B. dadurch, daß er zwischen Vbw und Bw eine zweite Zensur annimmt (o.c., p. 620; 1915a, p. 292). Auch in diesen Unterscheidungen wird aber deutlich, daß die eigentliche qualitative Differenz zwischen Ubw auf der einen und Vbw-Bw auf der anderen Seite zu sehen ist (vgl. auch die entsprechenden Einträge ‘Bewußtheit–Bewußtsein’, ‘Unbewußt–das Unbewußte’, ‘Vorbewußt–das Vorbewußte’ in Laplanche amp; Pon-talis (1972/1967, pp. 97–103, 562–565, 612–615 ).

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  2. Freud beschreibt hier das folgende Experiment von Bernheim: Es „wird eine Person in einen hypnotischen Zustand versetzt und dann daraus erweckt. Während sie sich in dem hypnotischen Zustande, unter dem Einflusse des Arztes, befand, wurde ihr der Auftrag erteilt, eine bestimmte Handlung zu einem genau bestimmten Zeitpunkt, z. B. eine halbe Stunde später, auszuführen. Nach dem Erwachen ist allem Anschein nach volles Bewußtsein und die gewöhnliche Geistesverfassung wiederum eingetreten, eine Erinnerung an den hypnotischen Zustand ist nicht vorhanden, und trotzdem drängt sich in dem vorher festgesetzten Augenblick der Impuls, dieses oder jenes zu tun, dem Geiste auf, und die Handlung wird mit Bewußtsein, wenn auch ohne zu wissen weshalb, ausgeführt“ (Freud 1912, pp. 431f ).

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  3. An einer Stelle hat der späte Freud auch eine Gleich-ursprünglichkeit von Ich und Es impliziert, da nämlich, wo er von der „ursprünglichen“ Einheit beider spricht und meint, daß „kein Grund (besteht), die Existenz und Bedeutung ursprünglicher, mitgeborener Ichverschiedenheiten zu bestreiten” (1937, pp. 85f).

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  4. Darüber hinaus nimmt Freud, was aber in unserem theoretischen Zusammenhang nicht von Belang ist, phylogenetisch fundierte, ererbte Inhalte in Ubw an (z.B. 1915a, p. 294). Es handelt sich hier insbesondere um die „Urphantasien“,die z.B. um „Verführung”, „Kastration“ und die „Beobachtung des elterlichen Geschlechtsverkehrs” kreisen (1915c, p. 242; vgl. dazu Laplanche amp; Pontalis 1972/1967, pp. 573–576).

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  5. Zum Verhältnis von Ichideal und Über-Ich bei Freud vgl. Laplanche amp; Pontalis (1972/1967, pp. 202–205, 540–543) sowie Chasseguet-Smirgel (1981/1975, ‘Anhang’: pp. 215–238).

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  6. Für uns kann außer acht bleiben, daß das Über-Ich bei Freud insofern eine merkwürdige Zwischenstellung zwischen Ich und Es einnimmt, als es einerseits durch seine Herkunft aus Wortresten bewußtseinszugänglich und eine Stufe im Ich ist, andererseits aber seine Besetzungsenergie aus dem Es hat (1923a, p. 282).

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  7. Zum Unterschied der Positionen Mitscherlichs und Parins vgl. Parin (1983/1978, pp. 116–120).

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  8. Der Traum ist auch noch in einer zweiten Hinsicht ein Kompromiß, nämlich zwischen Schlafwunsch einerseits und Triebregungen andererseits (Freud 1900, pp. 584f; 1933, p. 19).

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  9. Das Kapitel VI.E ‘Die Darstellung durch Symbole im Traum - Weitere typische Träume’ ist in der ersten Auflage der ‘Traumdeutung’ von 1900 nicht enthalten, sondern ist erst 1914 unter dem Einfluß entsprechender Arbeiten von Stekel hinzugefügt worden (vgl. Laplanche amp; Pontalis 1972/1967, p. 483). Dabei bezeichnet aber Freud schon in der ersten Auflage ausdrücklich eine „Chiffriermethode“, die mit feststehenden Bedeutungen wie mit einem Wörterbuch den Traum deuten, d.h. übersetzen will, als unzureichend (Freud 1900, pp. 102ff). Dementsprechend kann die symbolorientierte Zugangsweise zum Traum keinesfalls die Assoziationen des Träumers ersetzen, sie ist nur ein ergänzendes Hilfsmittel (vgl. o.c., pp. 355–358). - Zum psychoanalytischen Symbolbegriff vgl. des weiteren (o.c., pp. 481–486) und Lorenzer (1970).

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  10. Zur Triebtheorie Freuds vgl. die entsprechenden Einträge unter ‘Trieb’, ‘Lebenstriebe’, ‘Todestriebe’, ‘Triebmischung - Triebentmischung’ in Laplanche amp; Pontalis (1972/1967, pp. 525–529, 280ff, 494–503, 529–532).

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  11. Zum vorangehenden vgl. insbes. Kap. 3.3. Zur nachfolgenden Rekonstruktion der Erfahrungspotentialbereiche im Rahmen der psychoanalytischen Theoriebildung vgl. insbes. Kap. 3. 4.

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  12. Im Anschluß an den Begriff der Primärprozessualität des Es unterscheidet Morgenthaler zwischen dem in sich unbestimmten, nicht festgelegten triebhaften „Sexuellen“ und der „organisierten Sexualität” (Morgenthaler 1987/1982, p. 142), bei der es sich „im Gegensatz zum Sexuellen… um das (handelt), was der Sekundärprozeß aus den Triebregungen im Es gemacht hat“ (o.c., p. 146), und thematisiert mit dem ‘Sexuellen’ (ähnlich wie Freud mit der ‘polymorph-perversen Veranlagung’) das Ent-grenzungspotential menschlicher Triebhaftigkeit, das wir nachfolgend im Text identitätstheoretisch als Erfahrungspotential der unkonditionalen So-Negativität verstehen.

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  13. Vielleicht ließe sich hier eine Verbindung zu einer Arbeit von Winnicott herstellen, in der er von einem „Kern des Individuums“ spricht, in dem es „überhaupt keine Kommunikation mit der Welt des Nicht-Ich gibt, weder von innen nach außen, noch umgekehrt. Hier ist Ruhe mit Unbewegtheit verknüpft” (Winnicott 1974/1962, p. 249; vgl. p. 245); es handelt sich um „das nicht kommunizierende zentrale Selbst, das auf immer gegen das Realitätsprinzip immun ist und auf immer schweigt“ (o.c., p. 253 ). Eine entsprechende Auseinandersetzung, die außerhalb des hier gesteckten Rahmens liegt, müßte an der psychoanalytischen Selbstpsychologie im weiteren Sinne anknüpfen (vgl. Stein 1979 ).

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  14. Es handelt sich bei dem ökonomischen Aspekt um den neben dem dynamischen und topischen dritten Gesichtspunkt der psychoanalytischen Metatheorie, also der Metapsychologie (Freud 1915a, pp. 280f; vgl. dazu auch Laplanche amp; Pontalis 1972/1967, pp. 307ff).

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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Schneider, G. (1995). Vergleich der hier entwickelten Subjektkonzeption mit der der Psychoanalyse (Freud). In: Affirmation und Anderssein. Beiträge zur psychologischen Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91653-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91653-2_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12728-6

  • Online ISBN: 978-3-322-91653-2

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