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Einleitung: Literatur und politische Kultur der DDR

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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS))

Zusammenfassung

Literatur heißt: Sichtbarmachen von Erfahrungen. In diesem Sinne soll die Literatur der DDR in der folgenden Untersuchung auf die in ihren Alltagsschilderungen zutage tretenden politischen Verhaltensweisen und Werte befragt werden. Mit dem Problemverständnis der Politikwissenschaft und unter Berücksichtigung literaturwissenschaftlicher Interpretationsverfahren soll damit ein Bereich erschlossen werden, dessen Erkenntnisgehalt zwar immer wieder behauptet, dessen Aussagemöglichkeit jedoch immer nur an Analysen einzelner Werke dokumentiert wurde, denen man symptomatischen Charakter zusprach.

Mehr als die großen Vorgänge auf dieser Welt beobachte ich die kleinen, die in ihrer Summe die großen sind. Ich nehme das erste kleine Zittern wahr, und das große Beben überrascht mich nicht.

Kunstwerke, meine ich, sind Mitteilungen über alltägliche Erfahrungen. Viele Menschen machen die gleichen Erfahrungen, aber bisher können nur einzelne sie wiedergeben oder sichtbar machen.

Erwin Strittmatter, Selbstermunterungen. 1981

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Literatur

Zu 1: Zur Zielsetzung der Arbeit: Definitionen

  1. Diese Zusammenhänge zu klären, ist vor allem in der Jugendforschung versucht worden. Vgl. die Publikationen des Zentralinstituts für Jugendforschung in Leipzig; in der Bundesrepublik dazu: Hans Peter Schäfer, Jugendforschung in der DDR. Entwicklungen, Ergebnisse, Kritik, München 1974; sowie: Jugend im doppelten Deutschland, Hrsg. Walter Jaide und Barbara Hille, Opladen 1977; zusammenfassend: Peter Christian Ludz, Mechanismen der Herrschaftssicherung, München 1980, S. 246–256.

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  2. Lucian Pye, Political Culture, in: International Encyclopaedia of the Social Sciences, New York 1968, vol. 11, p. 216.

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  3. Für die symbolische Integration sei an dieser Stelle verwiesen auf die Bedeutung der „expressive symbols“, die ein Autor wie Sidney Verba bei der Definition der politischen Kultur daher auch besonders hervorgehoben hat; dementsprechend bezeichnet er sie als „system of empirical beliefs, expressive symbols, and values”, (Sidney Verba, Comparative Political Culture, in: Lucian Pye and Sidney Verba, Political Culture and Political Development, Princeton 1965, p. 513)

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  4. „Auf die Frage „Wenn Sie zum Buch greifen, lesen Sie dann im allgemeinen lieber einen Roman oder…?“ erhielten wir (in der gesamten Stichprobe) folgende Antwortverteilung: Für Romane entschieden sich 61% der Befragten, für Erzählungen oder Kurzgeschichten 18%, für Theaterstücke oder für Gedichte jeweils 2%. Keine Bevorzugung äußerten 10%, und 7% der Befragten gaben keine Antwort. 79% der Leser also bezeugten eine eindeutige Vorliebe für die Prosaliteratur. (…) In der gegenwärtigen Gesellschaft bedeutet Lesen die Lektüre von Prosaliteratur.” So faßt Dietrich Löffler die Ergebnisse einer umfassenden Leserbefragung zusammen, in: Funktion und Wirkung. Soziologische Untersuchungen zur Literatur und Kunst, hrsg. v. D. Sommer, D. Löffler, A. Walter und A. M. Schert. Berlin und Weimar 1978, S. 294 f. (künftig abgekürzt zitiert als FW (vgl. Kap. II, 3 dieser Arbeit über die Leser der Literaturgesellschaft).

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  5. Gerade einige der jüngeren Autoren (vgl. die Jahrgangsstatistik Kap. II, 6 dieser Arbeit) fanden kaum Möglichkeiten, in der DDR noch zu publizieren, so etwa Brasch (Jg. 1945), Fuchs (1950), Matthies (1951), Maron (1971), Rathenow (1952), Zschorsch (1951).

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  6. Etwa: Stefan Heym, König-David-Bericht, München 1972

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  7. Vgl. die Preußen-Romane z. B. von Stade und teilweise auch Horst von Tümplings (Martin Stade, Der König und sein Narr, Berlin 1975, Horst von Tümpling, Eisermann — Soldat, Berlin 1979, oder das Eulenspiegel-Thema z. B. bei Christa und Gerhard Wolf sowie bei Thomas Brasch.

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  8. Bertolt Brecht, „Wahrnehmung“ in: Gesammelte Werke in 20 Bänden, Frankfurt 1967, Bd. 10, S. 960; Erich Loest, Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene, Halle und Leipzig 1978, Rolf Schneider, Schweigen ist Lüge. Die soziale Revolution im modernen Roman, in: „Die Zeit” Nr. 13, 30.3.79, S. 56; die Anspielung wird auch in anderen Texten mehrfach aufgenommen.

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Zu 2: Politische Kultur

  1. Grundlegend: The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in Five Nations, G. Almond and Sidney Verba, (eds.), Boston 1963 sowie: The Civic Culture Revisited, G. Almond and Sidney Verba, (eds.), Boston, Toronto 1980. Zur Geschichte des Konzepts vgl. ebenda die Einleitung von G. Almond, The Intellectual History of the Civic Culture Concept, p. 1–36, sowie die eingehenden Erörterungen bei Dirk Berg-Schlosser,Politische Kultur. Eine neue Dimension politikwissenschaftlicher Analyse, München 1972.

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  2. Zu dieser Diskussion zusammenfassend: Wertwandel und gesellschaftlicher Wandel, Helmut Klages,Peter Kmieciak (Hrsg.), Frankfurt und New York 1979, darin vor allem die im Einführungskapitel über werttheoretische Grundlegungen und Analysen und die im dritten Abschnitt über Wertwandel und politische Kultur zusammengefaßten Analysen. Sowohl bei den Erörterungen zur deutschen politischen Kultur (hierzu insbesondere Peter Reichel, Politische Kultur der Bundesrepublik, Opladen 1981) wie denen zur politischen Kultur sozialistischer Länder, bei denen die Trennung,alter` und,neuer` Gesellschaftsordnung sinnfällig zu Tage tritt, hat diese Fragestellung daher eine wachsende Rolle gespielt. Sie ist übrigens nicht neu: Alexis de Tocquevilles „Der alte Staat und die Revolution“ läßt sich unter ähnlichen Aspekten lesen.

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  3. Max Kaase: Sinn oder Unsinn des Konzepts „Politische Kultur“ für die vergleichende Politikforschung. Oder auch: Der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln, in: Wahlen und politisches System, M. Kaase und H. D. Klingemann (Hrsg.), Opladen 1983.

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  4. Charakteristisch dafür der Sammelband: Ober den Mangel an politischer Kultur in Deutschland, hrsg. v. H. Brüggemann, H. Gerstenberger u. a., Berlin 1978.

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  5. Vgl. hierzu neben den oben (Anm. 9) angeführten Darstellungen vor allem die auch bei Peter Reichel a. a. O. (Anm. 10) aufgegriffene grundlegende Auseinandersetzung von David Elkins und Richard B. Simeon: A Cause in Search of its Effects, or What does Political Culture explain?, in: Comparative Politics, vol. 11, 1979.

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  6. The Civic Culture, a. a. O. (Anm. 9): G. Almond, Sidney Verba (eds.); die Untersuchung bezieht sich auf Erhebungen aus dem Jahre 1959.

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  7. Heinz Rausch, Politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1980, S. 12

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  8. Martin und Sylvia Greiffenhagen: Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur Deutschlands, München 1979, S. 33

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  9. Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. v. Martin Greiffenhagen, Sylvia Greiffenhagen, Rainer Prätorius, Opladen 1981.

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  10. David P. Conradt, Changing German Political Culture, in: The Civic Culture Revisited, a. a. O. (Anm. 9), p. 212–272

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  11. Ralf Dahrendorf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965; ders., Konflikt und Freiheit, München 1972. Eine frühe Kritik in ähnlichem Sinn schon bei Harry Pross, Die Zerstörung der deutschen Politik, Frankfurt 1959. Im übrigen vgl. die durchaus reichhaltigen Angaben bei P. Reichel, Politische Kultur, a. a. O., (Anm. 10) selbst. Reichel hat seine im Buch entwickelte Theorie in der PVS zur Diskussion gestellt, vgl. ders.: Politische Kultur — mehr als ein Schlagwort? Anmerkungen zu einem komplexen Gegenstand und fragwürdigen Begriff, in: PVS (21) H 4/1980, S. 282 — 399, sowie seinen Artikel im Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland, a. a. O. (Anm. 17)

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  12. Zur Kritik an Reichel vgl. die Auseinandersetzung in der PVS, Forum „Politische Kultur“, PVS (22) H. 1/1981; H. 2/1981, sowie die Antwort des Autors H. 4/1981.

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  13. In der Tat fällt auf, wie selten bei Untersuchungen zur Bundesrepublik der andere deutsche Staat zum Vergleich noch mit herangezogen wird (bei Dahrendorfs Deutschland-Buch war das noch selbstverständlich). Nur eine bedeutende Ausnahme ist hier zu verzeichnen: das „Kulturpolitische Wörterbuch Bundesrepublik Deutschland/DDR im Vergleich“, hrsg. v. W. R. Langenbucher, B. Weyergraf. Diese „Ethnologie der Deutschen, bezogen im wesentlichen auf die kulturelle Konstellation in beiden deutschen Staaten”, von vornherein darauf angelegt, „den Blick für die eigenen Lebensformen zu schärfen, sie gleichsam im Spiegel des Fremden zu betrachten“ (ebenda S. 7), zeichnet in Oberblicksartikeln Entwicklungen seit der Weimarer Zeit nach und verdeutlicht so eindringlich die seither eingetretenen kulturellen Differenzierungen.

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  14. Heide Gerstenberger, Zur Ideologie eines kritischen Begriffs in: PVS, (22), H. 1/1981, S. 120

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  15. Carole Pateman: The Civic Culture: A Philosophic Critique, in: The Civic Culture revisited, a. a. O. (Anm. 9), p. 57–102, hier: p. 77

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Zu 3: Politische Kultur sozialistischer Staaten

  1. Vgl. die Hinweise Gerstenbergers, a. a. O., (Anm. 21), die Vergleich schon zwischen westlichen Demokratien ablehnte, sowie JerzyJ. Wiatr, The Civic Culture from a Marxist-Sociological Perspective, in: The Civic Culture Revisited, a. a. O. (Anm. 9) S. 103124 und C. Pateman, a. a. O. (Anm. 23)

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  2. Wiatr, a. a. O. (Anm. 24), vgl. auch die Hinweise zur sowjetischen Rezeption bei G. Almond, Communism and Political Culture Theory, in: Comparative Politics, vol. 15, 2/1983, p. 129.

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  3. So wirft z. B. Dieter Striitzel in seiner Rezension des „Kulturpolitischen Wörterbuchs“ diesem das Fehlen des Begriffs der politischen Kultur und das Aussparen des gesamten Bereichs vor (zu dem er Stichworte wie Politik, politische Organisation, führende Rolle der Partei rechnet). Vgl. Dieter Striitzel, Kulturpolitisches Wörterbuch, 2. Aufl., in: Weimarer Beiträge, (26), H. 11/1980, S. 171. Hans Koch setzt sich zur gleichen Zeit mit der These vom Fortbestehen einer einheitlichen deutschen Nationalkultur kritisch auseinander und grenzt dabei die politische Kultur des Sozialismus von der des Imperialismus ab: „Politische Kultur durchdringt in der sozialistischen Gesellschaft verschiedenste Ebenen und Schichten geistiger Kultur, vornehmlich die sittliche und künstlerische. Heutzutage wird im Imperialismus Irrationalismus, Mystizismus, Rückkehr des Menschen zu „seinen metaphysischen Quellen” und dergleichen immer eindringlicher gepredigt. Wir hingegen sehen — im Verein mit der Aufgabe, stärker denn je den Reichtum emotionaler Kultur zu fördern — in der Erziehung zum sozialistischen Humanismus entscheidende strukturbildende Werte sozialistischer Kultur.“ (Hans Koch, Legenden und Realitäten, in: Einheit, (35) H. 12/1980, S. 1299.

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  4. Aus diesen gelegentlichen Andeutungen ist zu entnehmen, daß mit einer gründlicheren „Auslegung“ des Begriffs der politischen Kultur gearbeitet wird, und zwar im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die theoretischen Implikationen des „weiten” Kulturbegriffs, der in den 70er Jahren zunehmend Bedeutung gewinnt.

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  5. Artikel „politische Kultur“ im Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus, Berlin 1982. Ihr,Niveau` soll daher durch kontinuierliche ideologische Massenarbeit erhöht werden.

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  6. Archie Brown, Introduction, in: Political Culture and Political Change in Communist States, Archie Brown/Jack Gray (eds.), New York 1977.

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  7. Ebenda, S. 5 ff. Brown formuliert seine Argumente in Auseinandersetzung mit Barrington Moore, Soziale Ursprünge von Diktatur und Demokratie, dtsche. Übers. Frankfurt a. M. 1969; Brian Barry: Sociologists, Economists and Democracy, London 1970, sowie Frank Parkin, Class Inequality and Political Order: Social Stratification in Capitalist and Communist Societies, London 1971.

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  8. Hierzu JerzyJ. Wiatr, a. a. O. (Anm. 24), vor allem p. 105, 114 ff., Carole Pateman,The Civic Culture, a. a. O. (Anm. 23). Die Leninsche Theorie der zwei Kulturen (der herrschenden Kultur als Kultur der herrschenden Klasse und der,zweiten` Kultur, die sich auf Seiten der Unterdrückten ausbildet) geht von ähnlichen Annahmen aus (Lenin,Werke XX, 8 ff.).

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  9. Brown, Introduction, a. a. O., (Anm. 28) p. 17 ff. Brown weist bei dieser Gelegenheit auf vier weitere beachtenswerte Fragen hin, die die gemeinsame Untersuchung verfolgen sollte: Den Zusammenhang zwischen dem Prozeß politischer Sozialisation und politischer Kultur, den Zusammenhang zwischen politischer Kultur und Subkulturen, zwischen sozio-ökonomischen Entwicklungsstand und politischer Kultur und zwischen politischer Kultur und sozialem Wandel.

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  10. Jack Gray, Conclusions, in:,Political Culture…, a. a. O. (Anm. 28) p. 254

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  11. Gray, ebenda, p. 259. Diese m. E. sehr wichtige Unterscheidung ist erstaunlicherweise in der bisherigen Diskussion nicht weiter beachtet worden.

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  12. Zu den Tendenzen der Entwicklung sozialistischer Staaten vgl. u. a. Richard Löwenthal, Political Legitimacy and Cultural Change in West and East, in: Social Research, vol. 46 part 3/1979, p. 401–435, sowie Gert-Joachim Glaeßner: Sozialistische Systeme: Einführung in die Kommunismus-und DDR-Forschung, Opladen 1982; ders., Ende der Reformen? Bedingungen und Grenzen der Wandlungsfähigkeit Sowjet-sozialistischer Systeme am Beispiel der DDR, in: DA (15) H. 7/1982, S. 700–709.

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  13. Peter Christian Ludz, Mechanismen., a. a. O. (Anm. 1) S. 9 Ludz’ Hinweise, daß „schon aus dem publizierten und jedermann zugänglichen Material neue, bisher in der DDR-Forschung kaum genützte Interpretationsmöglichkeiten und Rückschlüsse auf die Mentalitätslage, die politische Kultur oder das,geistige Klima’ zu erschließen seien (ebenda, S. 67), sollen in der folgenden Untersuchung aufgegriffen werden. Gleichzeitig muß allerdings zugegeben werden, daß gerade die Unübersichtlichkeit und Unzugänglichkeit bestimmter Daten zum Bau wissenschaftlicher Elfenbeintürme verführt.

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  14. Dieser von Ludz angelegte Maßstab der Modernisierung ist zumindest kritisch zu befragen; nicht von ungefähr sprechen die Autoren der Gemeinschaftsstudie und auch die meisten anderen Autoren, die von politischer Kultur in sozialistischen Staaten handeln, vorsichtiger von sozialem Wandel. Dazu kommt ein weiteres. Ludz’ sprachpolitische Untersuchungen beziehen sich auf die „offiziöse Sprache, die dem verbindlichen Kodex folgt. Dieser Sprache, die gewissermaßen den Eierschalen antiquierter Denkstile des 19. Jahrhunderts verhaftet ist, sind bestimmte Erfahrungen gar nicht (mehr) zugänglich. Daß Argumentations-und Erkenntnismöglichkeiten aber sehr viel geschmeidiger sind, wird in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit westlichen (vor allem mit westlich-marxistischen) Theorien deutlich. Ihre Theorien werden sehr wohl aufgenommen und teilweise,rückübersetzt`: Dieser Prozeß läßt sich in Literatur-und Sprachwissenschaften durchaus verfolgen. Bei den Sozialwissenschaften im engeren Sinn ist dies, da unmittelbar Machtfragen berührt werden, zweifellos schwieriger; hier entwickelt sich daher zuweilen eine Scholastik von eigentümlicher Spitzfindigkeit.

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  15. Hermann Rudolph, Die Gesellschaft der DDR — eine deutsche Möglichkeit? München 1972, S. 25 Der Verfasser hat in zwei späteren Beiträgen seine Positionen nochmals akzentuiert, aber nicht grundsätzlich geändert: H. Rudolph, Trennende und verbindende Elemente und Traditionen in Deutschland, in: Zur Sache. Themen parlamentarischer Beratung, H. 4/1977, S. 233 ff. und S. 260ff., sowie H. Rudolph, Wie sieht das Selbstverständnis der DDR-Gesellschaft aus? in: Die Identität der Deutschen, hrsg. v. Werner Weidenfeld, Bonn 1983, S. 193–209.

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  16. Vgl. u. a.: Wolfgang Brischer, Die evangelischen Kirchen in der DDR — Raum für alternatives Denken und Handeln? in: Die DDR im Entspannungsprozeß. Lebensweise im realen Sozialismus. Sechzehnte Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1983; Volker Gransow, Political Culture in the GDR: Proposals for Empirical Research, in: Studies in GDR Culture and Society, Proceedings of the Sixth International Symposium on the German Democratic Republic, Washington 1981, p. 1–20; Antonia Grunenberg, Aspekte sozialer, kultureller und politischer Identität in der DDR, in: Die beiden deutschen Staaten im Ost-West-Verhältnis, Fünfzehnte Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1982;

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  17. Henry Krisch: Politische Kultur in der Deutschen Demokratischen Republik, in: Lebensbedingungen in der DDR, Siebzehnte Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1984, S. 3–12.

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  18. Nur wenige seien hier aufgeführt: Timothy Garton Ash, Und willst du nicht mein Bruder sein… Die DDR heute, Hamburg 1981; Irene Böhme, Die da drüben, Berlin 1982; Klaus Bölling, Die fernen Nachbarn, Hamburg 1983; Hendrik Bussiek, Notizen aus der DDR. Erlebnisse, Erfahrungen, Erkenntnisse in der unbekannten deutschen Republik, Frankfurt 1979.

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  19. Arthur M. Hanhardt jr. and Gregory P. Swint, Literature and Political Culture, in: The German Democratic Republic. A Developed Society, ed. by Lyman H. Legters, Boulder, Colorado, 1978, p. 155–178.

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  20. Gebhard Schweigler, Nationalbewußtsein in der BRD und in der DDR, Düsseldorf 1973.

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  21. Anita M. Mallinckrodt, Das kleine Massenmedium. Soziale Funktion und politische Rolle der Heftreihenliteratur in der DDR, Köln 1984.

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Zu 4: Bisherige Untersuchungen zu politischen Aspekten der erzählenden Literatur der 70er Jahre. Probleme des Verfahrens

  1. Vgl. hierzu u. a. W. Emmerich, Kleine Literauturgeschichte der DDR, Darmstadt und Neuwied 1981; Literatur und Literaturtheorie in der DDR, hrsg. v. P. U. Hohendahl und P. Herminghouse, Frankfurt 1976; Literatur der DDR in den 70er Jahren, hrsg. v. P. U. Hohendahl und P. Herminghouse, Frankfurt 1983; Die Literatur der DDR, hrsg. v. Hans Jürgen Schmitt,(Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur Bd. 11) München 1983. Die beiden letztgenannten Bücher wurden mir leider erst nach Fertigstellung der Arbeit zugänglich.

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  2. Peter Weisbrod, Literarischer Wandel in der DDR. Untersuchungen zur Entwicklung der Erzähiliteratur in den 70er Jahren; Heidelberg 1980.

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  3. Ebenda. Natürlich bleibt das Problem einer kritischen Einteilung von Literatur bestehen, es ist übrigens auch in der DDR selbst erörtert worden. So hat Dieter Schlenstedt einige Werke bestimmter Autoren (z. B. von Christa Wolf) als „kritischen Realismus innerhalb des sozialistischen Realismus“ bzeichnet; problematisch erwiesen sich auch hier die vielen „Grenzfälle”.

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  4. Vgl. insbes. das Resumé S. 99 ff. und die Interpretation von Loests „Es geht seinen Gang“.

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  5. Erik Neutsch, Auf der Suche nach Gatt, Halle und Leipzig 1973

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  6. Karl Mannheim, Ideologische und soziologische Interpretation der geistigen Gebilde, in: ders., Wissenssoziologie, Auswahl aus dem Werk, Berlin und Neuwied 1964, S. 388–407, insbes. S. 392 f. über die soziologische Betrachtung der geistigen Gehalte.

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  7. Die Rezeptionsgeschichte der DDR-Literatur in der Bundesrepublik bietet hierzu eher traurige Beispiele. Vgl. Manfred Behn, DDR-Literatur in der Bundesrepublik Deutschland. Die Rezeption der epischen DDR-Literatur in der BRD 1961–1975, Meisenheim 1977, neuerdings: Bernhard Greiner, DDR-Literatur als Problem der Literaturwissenschaft, in: Jahrbuch zur Literatur in der DDR, Bd. 3, hrsg. v. Paul Gerhard Klussmann und Heinrich Mohr, Bonn 1983, S. 233–262. Zu den Problemen ideologiekritischer Textanalyse vgl. Christa Bürger, Textanalyse als Ideologiekritik. Zur Rezeption zeitgenössischer Unterhaltungsliteratur, Frankfurt 1980, dort auch weitere Literaturangaben.

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  8. Diesen aus der französischen Literaturwissenschaft übernommenen Begriff schlug der DDR-Literaturwissenschaftler Dieter Schlenstedt zur Bezeichnung jener großen Zahl von DDR-Romanen vor, die zwar nicht der Trivialliteratur zuzurechnen seien, den Ansprüchen von „Literatur“ im Sinne eines ästhetischen Kanons aber nicht genügen. (Vortrag im Pädagogischen Zentrum Berlin, Mai 1981)

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  9. Siegfried Kracauer, Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films. Frankfurt a. M. 1984

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  10. Leo Löwenthal, Literatur und Gesellschaft. Das Buch in der Massenkultur. 2. Aufl. Neuwied und Berlin 1972, vgl. insbes. S. 43 ff. (über Sozialforschung und Massenkultur) sowie S. 244 ff.

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  11. Vgl. hierzu etwa die späteren Aufsätze von Kracauer, z. B. Siegfried Kracauer, Für eine qualitative Inhaltsanalyse, in: Ästhetik und Kommunikation (3) H. 7/1972, S. 53–58.

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  12. Klaus Theweleit, Männerphantasien. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1978 Alfred Lorenzer, Möglichkeiten qualitativer Inhaltsanalyse. In: Das Argument (23) H. 126/1981, S. 170–180.

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  13. Hierzu: Theodor W. Adorno, Rede über Lyrik und Gesellschaft, in: ders., Noten zur Literatur, Frankfurt 1958. S. 73–104. Daß der Protest gegen soziale Rezeption gerade den sozialen Gehalt eines Kunstwerks ausmachen könne, hat Adorno an anderer Stelle noch stärker betont: Tb. W. Adorno, Thesen zur Kunstsoziologie, in: Seminar: Literatur-und Kunstsoziologie, hrsg. v. Peter Bürger, Frankfurt a. M. 1978, S. 206 f.

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  14. Vgl. dazu die Kap. II, 2 angeführten Beispiele über das Auseinanderfallen politischer und ästhetischer Maßstäbe.

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Zu 5: Politische Kultur, Literatur, Wirklichkeit

  1. Theo Stammen, Politische Kultur und Literatur. Unveröffentlichtes Manuskript. Augsburg 1980

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  2. Dieter Schlenstedt/Rosemarie Lenzer, Produktive Funktionen der Literatur, in: Gesellschaft — Literatur — Lesen. Literaturrezeption in theoretischer Sicht, hrsg. von M. Naumann u. a. Berlin und Weimar 1975 (künftig zitiert als GLL), S. 441

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  3. Vgl. hierzu das nächste Kapitel. — Die vorzügliche Studie von David Bathrick über „Kultur und Öffentlichkeit in der DDR“, in: Die Literatur der DDR in den 70er Jahren, a. a. O. (Anm. 46), S. 53–81, konnte leider nicht mehr in die vorliegende Arbeit einbezogen werden.

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  4. Literatur der Deutschen Demokratischen Republik. Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Horst Haase und Hans Jürgen Geerdts, Erich Kühne, Walter Pallus. Berlin 1976, S. 21 (Geschichte der Deutschen Literatur, Band 11)

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  5. Grußschreiben des ZK der SED an den VII. Schriftstellerkongreß, in: NDL (22) H. 2/1974, S. 3

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  6. Hermann Kant, Die Verantwortung des Schriftstellers in den Kämpfen unserer Zeit, Referat auf dem VIII. Schriftstellerkongreß der DDR, in: NDL (26) H. 7/1978, S. 9 Vor allem der Schluß des Zitats macht die,Schulterschluß`-Funktion dieses Kongresses nach dem literaturpolitischen Umschwung und dem Trubel der Biermann-Ereignisse sichtbar.

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  7. Johannes R. Becher, Von der Größe unserer Literatur, Referat zur Eröffnung des IV. Deutschen Schriftstellerkongresses im Deutschen Theater zu Berlin 9.1.1956, in: IV. Deutscher Schriftstellerkongreß Januar 1956, Protokoll, 1. Teil Berlin DDR 1956, S. 29

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  8. Auskünfte. Werkstattgespräche mit DDR-Autoren, hrsg. von A. Löffler, Berlin und Weimar 1974, S. 195

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  9. Daß Becher zusätzlich noch die nationale Mission der DDR-Literatur betont hatte: „Ihre nationale Sendung ist es, den Charakter der gesamtdeutschen Literatur wesentlich zu bestimmen, und zwar in dem Sinne, die deutsche Literatur wieder zu einer Macht werden zu lassen, zu einer geistigen Großmacht…“, in: Becher, a. a. O. (Anm. 88) S. 22 — steht hier nicht zur Debatte.

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  10. Vergl. hierzu die Einleitung von Hans Naumann zu GLL (a. a. O. Anm. 82), S. 39

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  11. Dieter Schlenstedt, Die neuere DDR-Literatur und ihre Leser, München 1979 (Lizenzausgabe von Schlenstedt, Wirkungsästhetische Analysen, Berlin (DDR), 1979), S. 103 f.

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  12. Eva und Hans Kaufmann, Erwartung und Angebot. Studien zum gegenwärtigen Verhältnis von Literatur und Gesellschaft in der DDR. Berlin (DDR) 1976, S. 27

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  13. Hans Kaufmann, in: Tendenzen und Beispiele. Zur DDR-Literatur in den 70er Jahren, hrsg. v. Hans Kaufmann, Leipzig 1981, S. 25 Aus solchen Zitaten wird allerdings auch ersichtlich, wie vorsichtig,außer der Norm’ liegende Literatur noch durch Literaturwissenschaft und Literaturkritik legitimiert werden muß.

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  14. Robert Weimann, Kunst und Öffentlichkeit in der sozialistischen Gesellschaft. Zum Stand der Vergesellschaftung künstlerischer Verkehrsformen. In: SF (31), H. 3/1979, S. 218 f.

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  15. Schlenstedt, Die neuere… a. a. O. (Anm. 94) S. 150 ff., insbes. S. 166 ff.

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  16. Christian Enzensberger, Literatur und Interesse. Eine politische Ästhetik mit zwei Beispielen aus der englischen Literatur. 2. fortgeschriebene Fassung. Frankfurt 1981, S. 106.

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  17. Ebenda, S. 76. Enzensberger fordert insofern für jedes Werk zunächst eine sinnverstehende, sodann eine sinnkritische Lektüre, „die die gezielte Frage nach dem Interesse festhält: denn anders läßt sich nicht aufdecken, wie darin, meist entgegen dem Anschein, Herrschafts-und Privilegierungsinteressen durch das sinnkonsistent gemachte fiktive Praxisbeispiel harmonisiert sind mit einem über-, außer-oder teilgesellschaftlich ideologischen Sinnziel, und die gesellschaftlichen Mängel dadurch als notwendig, vorübergehend oder unwesentlich erscheinen können. Erfahrungsgemäß ist in dieser Hinsicht eine Beachtung des meist unauffälligen fiktiven Autors ergiebig, und noch mehr die des fiktiven Lesers: sie sind regelmäßig die beiden am wenigsten zensierten ideologischen Figuren literarischer Werke…“ (Ebenda, S. 160) Diese Vermittlung von Interesse und Utopie ist also jeweils kritisch festzuhalten.

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  18. Hans Peter Thurn, Literatur und Alltag im 20. Jahrhundert, in: Materialien zur Soziologie des Alltags, Sonderheft 20 der KZfSS, Opladen 1978, S. 346

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Zu 6: Literatur und Alltag im sozialistischen deutschen Staat

  1. Kurt Hager, Zu Fragen der Kulturpolitik der SED, Rede auf der 6. Tagung des ZK der SED, 6.7.1972, in: Dokumente zur Kunst-, Literatur-und Kulturpolitik der SED 19711974, hrsg. von Gisela Ruft, Stuttgart 1976, hier: S. 510

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  2. Jürgen Kuczynski, Geschichte des Alltags des deutschen Volkes, Studien I-III, Berlin 1980 ff. Zur zögerlichen Auseinandersetzung mit dem Alltagsbegriff vgl. die Rezension der,Studien` in DZPh (30) 2/82, S. 272–277 durch Hans-Christoph Rauh; sowie den Bericht der Arbeitsgruppe Lehmann/Meier („Sozialstruktur und Lebensweise in der ideologischen Auseinandersetzung“) in: Lebensweise und Sozialstruktur, 3. Kongreß der marxistisch-leninistischen Soziologie, Berlin (DDR) 1981, S. 314 ff.

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  3. Jürgen Kuczynski, „Alltag, Tod der Kunst?“, in: NDL (27) H. 10/1979 S. 88–94. ders., Brief an die Redaktion, in: SF (29), H. 4/1977, S. 879 f.

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  4. Jürgen Kuczynski, Schöne Literatur und Alltag, in: NDL (29) H. 7/1981, S. 69

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  5. Hans Joachim Hoffmann, Kultur und Kunst in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Bilanz und Erkundung, in: DZPh (29) H. 3/4/1981, S. 310

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  6. Das neue Programm der SED, abgedruckt in: DA (9) H. 7/1976, S. 754–779, hier: S. 768 unter dem Abschnitt „Die sozialistische Lebensweise“. Im Entwurf hatte es, ausführlicher, noch geheißen: „.. in der Familie sowie in den Lebensgewohnheiten, Denk-und Verhaltensweisen” — eine Definition, die den obenangeführten zur politischen Kultur durchaus entspricht. Die Lebensweise-Diskussion, soweit nicht auf sozialökonomische Planung im Sinne eines,Orientierungsrahmens` bezogen, bewegt sich im übrigen oft in merkwürdig abstrakten tautologischen Zirkeln: „Die Lebensweise ist die durch das millionenfache Tätigsein der Menschen einer konkreten Gesellschaft bzw. Klasse getragene Daseins-und Bewegungsweise der Produktionsweise und des Überbaus, ist eine Totalität von spezifischen Lebensbedingungen aneignenden Lebenstätigkeiten“… so G. Aßmann und T. Hahn in: DZPh (28) H. 1/1980, S. 19, das die Referate zum 3. Kongreß der marxistisch-leninistischen Soziologie in der DDR enthält unter dem Thema „Sozialstruktur und Lebensweise bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik”. Zur Diskussion um die sozialistische Lebensweise vgl. außer den weiteren Aufsätzen in diesem Heft und der Wiedergabe der Referate in dem erwähnten Sammelband „Lebensweise und Sozialstruktur“ (a. a. O. Anm. 115) das Sonderheft des Deutschland Archiv „Die DDR im Entspannungsprozeß. Lebensweise im realen Sozialismus”, a. a. O. (Anm. 40), darin insbesondere den Aufsatz von Michael Langhof, Sozialistische Lebensweise — ideologischer Kampfbegriff oder sozialökonomische Planungskategorie? S. 18–28; zum Zusammenhang mit der Persönlichkeitsdiskussion: Irma Hanke, Vom neuen Menschen zur sozialitischen Persönlichkeit, Das Menschenbild der SED, in: DA (9) H. 5/1976, S. 492–515; allgemein: Christiane Lemke, Persönlichkeit und Gesellschaft. Zur Theorie der Persönlichkeit in der DDR, Opladen 1980

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  7. Vgl. hierzu etwa den Literaturbericht von Richard Albrecht in „neue politische Literatur“ (26) H. 1/1981, S. 1–12

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  8. Das,Kursbuch Heft 41, September 1975, ist explizit dem Thema „Unser Alltag“ gewidmet. Vergl. darin u. a. Karl Markus Michel, Unser Alltag: Nachruf zu Lebzeiten, S. 1–40, gemeint war im Text allerdings die in dieser Zeitschrift insgesamt geübte Sehweise.

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  9. Norbert Elias, Zum Begriff des Alltags, in: Materialien zur Soziologie des Alltags, Sonderheft 20 der KZfSS, 1978, S. 22–28. Elias katalogisiert diese Alltagsbegriffe als für sich genommen allgemein unzureichend — im Text werden sie jedoch nur zum Zweck der Einengung des sehr vieldeutigen Alltagsbegriffs gebraucht.

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Zu 7: Aufbau der Arbeit und Textauswahl

  1. Schlenstedt, Die neuere DDR-Literatur, a. a. O. (Anm. 94) S. 149 ff. Der Terminus „Vorgangsfigur” bezeichnet eine in mehreren Werken wiederkehrende prozessuale Gestalt, ein „besonderes Gefüge von Personen mit den ihnen eigenen Beziehungen, Entwicklungen und Aktionen (…) besondere Zusammenhänge von Milieus, Situationen und Geschehnissen“ — somit eine „komplexe Form der Organisation un-theoretischer Erfahrung” (ebenda, S. 150).

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  2. Der „weite Kulturbegriff“ kam in der DDR in den 70er Jahren konsequent in Anwendung, während vorher noch häufig der „enge” Kulturbegriff (bezogen auf die „geistige Kultur“ des bürgerlichen deutschen Verständnisses) auch für die Kulturpolitik maßgeblich gewesen war. Nach dem Verständnis des historischen Materialismus ist Kultur (als Ergebnis und zugleich Bedingung der Auseinandersetzung mit der Natur im Prozeß der Arbeit) Bestandteil aller gesellschaftlichen Verhältnisse und umfaßt sowohl materielle wie geistige Produktion. Die Übernahme des weiten Kulturbegriffs für die praktischen Fragen kulturpolitischer Leitungstätigkeit in den 70er Jahren hatte zur Folge, daß sowohl Fragen der Arbeitsgestaltung und der Wohnbedürfnisse, aber auch die Unterhaltungs-und Freizeitbedürfnisse breiter Massen als „Kulturbedürfnisse” anerkannt wurden. Fast alle wichtigen kulturtheoretischen Publikationen der letzten Jahre gehen auf dieses Thema ein, so: Beiträge zur Entwicklung sozialistischer Kulturbedürfnisse, hrsg. v. e. Autorenkollektiv unter der Leitung von Erhard John, Berlin (DDR) 1975, insbes. S. 133 ff. Vgl. auch: Sozialistische Kulturrevolution. Verfaßt von Helmut Hanke und Gerd Rossow, Berlin (DDR) 1977. Zusammenfassend: Irma Hanke, Continuity and Change. Aspects of Cultural Policy in the German Democratic Republic since the VIII th Party Congress in 1971, in: Policymaking in the GDR, ed. by Klaus von Beyme and Hartmut Zimmermann, Aldershot 1984

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  3. Die Literatur der Deutschen Demokratischen Republik seit dem VIII. Parteitag der SED, Bibliographischer Informationsdienst der Deutschen Bücherei Nr. 18, Leipzig 1973; Die Literatur der Deutschen Demokratischen Republik. Bibliographie ihrer Entwicklung zwischen IX. Parteitag der SED und 30. Jahrestag der Staatsgründung, Bibliographischer Informationsdienst Nr. 21/22, Leipzig 1980.

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  4. Da er wichtig erscheinende Bücher auswählt. Vergl. Romanführer A—Z, Hrsg. v. Kollektiv Literaturgeschichte unter der Leitung von K. Böttcher. Bd. 11/1 und 11/2: Der deutsche Roman bis 1949. Romane der DDR. Von einem Autorenkollektiv, Leitung W. Spiewok, Berlin (DDR) 1974.

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  5. Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte. Berlin o. J., S. 6 f. Der Hinweis auf Burckhardt ist nicht zufällig, weil seine Art zu fragen nach dem „was Quellen und Denkmäler unabsichtlich und uneigennützig, ja unfreiwillig, unbewußt und andererseits sogar durch Erdichtungen verkünden, ganz abgesehen von demjenigen Sachlichen, welches sie absichtlich melden, verfechten und verherrlichen mögen“ (ebenda, S. 5), auf den methodischen Zugang dieser Arbeit nicht ohne Einfluß geblieben ist.

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Hanke, I. (1987). Einleitung: Literatur und politische Kultur der DDR. In: Alltag und Politik. Zur politischen Kultur einer unpolitischen Gesellschaft. Studien zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91618-1_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91618-1_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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