Zusammenfassung
„Die Pariser Julirevolution machte der Restaurationsperiode ein Ende, aber die Julirevolution der deutschen Literatur datiert schon von früher, datiert von dem Auftreten Heinrich Heines, der mit seinen Reisebildern, deren erster Band 1826 erschien, (...) wenn auch nicht eine neue Sonne, so doch ein neues Morgenrot über dem deutschen Dichterwald aufgehen ließ.“1 Mit diesen Worten faßt der engagierte Demokrat und Kulturhistoriker Scherr rückblickend die Wirkung der Heineschen Prosa auf die sich vornehmlich in den 30er Jahren formierende moderne Literatur der Jungdeutschen Bewegung zusammen. Scherr übergeht jedoch den Namen Ludwig Börnes (1786–1837), dessen Einfluß nicht nur auf die zeitgenössische Literatur allgemein, sondern speziell auch für Heine (1797–1856) in doppeltem Sinne bestimmend wurde: als Vorbild einer aktualitätsbezogenen Literatur und als Widerpart in seinem politisch-ideologischen Selbstfindungsprozeß. Über Heine hinaus beeinflußt Börne die Literatur des Jungen Deutschland vor allem darin, daß er als erster deutscher Schriftsteller die Aufgabe der Literatur unter den gesellschaftlichen Bedingungen umfassend reflektiert und den theoretischen wie praktischen Bezugspunkt exemplarisch darstellt. Unter einem ideologischen Gesichtspunkt stellt Engels seinerseits den Einfluß Börnes auf die geistige Entwicklung Deutschlands insgesamt über die Heines. In Börne, dem Verfasser der Briefe aus Paris (1832/34), sieht er um 1840 den Wegbereiter der neuen philosophischen Richtung der Junghegelianer und eine moralische Qualität, die erst jetzt, nach dem Zerfall der an das Junge Deutschland geknüpften Emanzipationsbewegung, voll in Erscheinung tritt. Für ihn ist Börne als „Bannerträger der deutschen Freiheit“2 eine Ausnahmegestalt in der Geschichte. Die moralische Qualität des Politikers Börne wäre in ihrer Wirkung jedoch undenkbar, wenn sie sich nicht mit dem Talent des Schriftstellers verbunden hätte, der es verstand, das Arsenal aller literarischen Darstellungsformen in einer bis dahin einmaligen Konsequenz in den Dienst seiner pädagogisch-aufklärerischen Absicht zu stellen und so eine journalistische Prosa zu schaffen, die zum Vorbild einer anspruchsvollen Publizistik wurde und die seinen Rang als „Klassiker des Feuilletons“ ohne Vorbehalt gewürdigt hat.
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Literaturhinweise
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Jansen, J. (1982). Das Junge Deutschland. In: Einführung in die deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91543-6_4
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