Zusammenfassung
Möglicherweise hat die intensive Pflege des Mythos „lebenslange Beschäftigung“ in Japan eine Analyse der Karriereverläufe von Arbeitnehmern lange Zeit als überflüssig erscheinen lassen. Das Ideal der Dauerbeschäftigung als das dominante Merkmal der japanischen Personalpolitik wurde — zumindest für die Stammbelegschaften — gleichgesetzt mit Rotation zwischen verschiedenen Tätigkeitsarten und mit primär senioritätsbestimmtem Aufstieg. Daraus erwuchs in der Vorstellung nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Arbeitnehmer selbst das Leitbild des universell einsetzbaren Unternehmensmannes, der für seine weitreichende Anpassungs- und Leistungsbereitschaft mit stetiger Beförderung belohnt wird. Die dauerhafte Beschäftigung wurde gleichgesetzt mit Generalistentum und berechenbarem Aufstieg. Inwieweit dieses Leitbild der Realität entsprach, beziehungsweise welche Differenzierungen sich in welchen Kontexten und bei welchen Personengruppen herausbildeten, wurde jahrzehntelang nicht hinterfragt. Im Ausland faszinierten zugleich die diesem Personalmanagement maßgeblich zugeschriebenen wirtschaftlichen Erfolge Japans, wobei in den einzelnen Ländern jeweils diejenigen Karrieremerkmale des japanischen Modells hervorgehoben wurden, die im eigenen Arbeitsmarkt unüblich waren. Angelsächsische Arbeitswissenschaftler verwiesen besonders auf die Produktivitätsvorteile, die sich aus dem Verzicht auf die Praxis des „hire and fire“ zugunsten einer stetigen Qualifizierung der Arbeitnehmer ergeben können (allen voran Dore 1973, siehe aber auch Cole 1994). In Deutschland erscheinen mittlerweile die in Japan (vermeintlich) gegebenen Vorteile eines Verzichts auf definierte Berufsbilder, auf berufliche Demarkationen oder auf eine beruflich bestimmte Profilierung der Arbeitnehmer attraktiver als das eigene Modell ausgeprägter Beruflichkeit (vgl. Kern und Sabel 1994).
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Ernst, A. (1998). Karriereverläufe von Akademikern. In: Aufstieg — Anreiz — Auslese. Beiträge zu den Berichten der Kommision für die Erforschung des sozialen und politischen Wandels in den neuen Bundesländern e.V. (KSPW), vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91439-2_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2020-8
Online ISBN: 978-3-322-91439-2
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