Zusammenfassung
„Der moderne Mensch“, schrieb 1874 Friedrich Nietzsche, „schleppt zuletzt eine ungeheure Menge von unverdaulichen Wissenssteinen mit sich herum, die dann bei Gelegenheit auch ordentlich im Leibe rumpeln, wie es im Märchen heißt“, eine Anspielung darauf, daß dem wölfischen „derben Wollen und Begehren“ wohl die falsche Nahrung (Wissen statt Geißlein) untergekommen war. Trotzdem: Das Werk, dein dieses Zitat entstammt, heißt nicht „Vom Nutzen und Nachteil organisierter Bildungsprozesse für das Leben“, diese waren noch nicht zum Strukturprinzip für „Verwissenschaftlichung und Reflexivität der Praxis“ (Weingart 1975) avanciert, um den Philosophen außer auf dem Feld der Historie auch hier auf den Plan zu rufen. Die Sorge, namentlich die Erwachsenenbildung werde die Volksseele aus ihrer intuitiven „lebendigen Gemeinschaft, die naiv ist und nichts von sich weiß”, herausreißen und damit jene Zwietracht erst säen, die zu bekämpfen sie angetreten war, wurde erst zu Beginn der Weimarer Republik von Hermann Herrigel (1919; vgl. auch ders. 1927), einem späteren Mitglied des Hohenrodter Bundes, ausgesprochen. Das Problem, wie das systematische Wissen von Bildungsprozessen in den Lebensalltag von Erwachsenen rational und rationalisierend eingreift, wurde hier und dort behandelt, meist spekulativ, von konservativ-warnenden wie emanzipatorisch-hoffnungsvollen Tönen unterlegt (siehe etwa Axmacher 1990).
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Dewe, B. (1999). Lernen in der Wissensgesellschaft: Rationalität und Pragmatik in lebensbegleitenden Bildungsprozessen. In: Lernen zwischen Vergewisserung und Ungewißheit. Studien zur Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, vol 14. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91423-1_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2185-4
Online ISBN: 978-3-322-91423-1
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