Zusammenfassung
Die durchgängige Botschaft des amerikanischen Bildungssystems und der Medienwelt lautet: „Jeder kann es schaffen“. Er darf nur kein Verlierer sein, kein „Loser“. Das entscheidende Kriterium ist der Aufstieg im Berufsleben, die „Career“, und falls diese nicht klappt, zumindest die Perfektionierung (und Vermarktung) besonderer Talente. Zeitschriften und Fernsehshows sind voll von Geschichten, wie der namenlose junge Typ zum Firmengründer und Multimillionär wird. Eine spezifische Form von Ruhelosigkeit, von Streß entsteht, wenn die Menschen immer auf ihren möglichen Vorteil bedacht sein müssen, immer die Nase vorn haben müssen. Zweifellos hat diese spezifische Facette des „amerikanischen Traums“ auch positive Aspekte. So läßt sich beispielsweise der gewaltige Ansporn, sich für seine eigenen Interessen einzusetzen, Klassen-, Rassen- und andere gesellschaftlich gesetzte Grenzen zu ignorieren auch damit erklären. Aber neben der Nervosität und Getriebenheit der „Relativ-Erfolgreichen“ hat dies auch noch eine ganz besondere Rückwirkung auf die „Nicht-Erfolgreichen“, die „Loser“, die „Tellerwäscher“, die nicht zum Millionär geworden sind. Und sie sind die Mehrheit. Sie müssen sich nicht nur mit der von außen bestimmten Arbeitssituation auseinandersetzen, mit den gesellschaftlichen Vorspiegelungen, was man erreichen könnte und der offen zur Schau gestellten Protzigkeit der Erfolgreichen, sondern auch mit den eigenen verinnerlichten Denkmustern, daß sie ja selber schuld an ihrem Elend sind: „Ich hätte ja...“.
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Hildebrandt, H. (1992). Der amerikanische Traum und der Streß der Tellerwäscher(innen). In: Gesundheitsbewegungen in den USA. Reihe „Perspektiven der Sozialpolitik“, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91413-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91413-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0910-4
Online ISBN: 978-3-322-91413-2
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