Zusammenfassung
Was ich in dieser Arbeit erörtern möchte, leitet sich von einer Beobachtung her, die, wie ich meine, nicht bloß subjektiver Natur ist: Auch wenn schon seit längerer Zeit von einer „Krise der Erziehung“ geredet wird, scheint doch erst seit kurzem die Bereitwilligkeit zuzunehmen, die Grundannahmen zu überprüfen, auf deren Basis Erzieher gearbeitet haben. Ich möchte drei solcher Annahmen herausstellen, die mit jenen Theorien der Kognition bzw. der kognitiven Entwicklung (etwa nach Piaget) völlig unvereinbar sind, die den erkennenden Menschen als aktives Subjekt und nicht als bloß passiven Empfänger auffassen. Zuerst ist da die Annahme — heute nicht mehr ganz so gängig wie unter dem Regime des Behaviorismus, aber immer noch recht stark vertreten —, daß Lernen immer der gleiche simple und angeblich wohlverstandene Prozeß ist, den man ganz leicht durch den geschickten Einsatz von Verstärkung in Gang bringen kann. Sodann als zweite die Annahme, daß Wissen, oder wie es manchmal heißt „,Information“, von einem Menschen zum anderen übertragen werden kann. Und drittens die Annahme, daß Wissen so etwas wie eine Abbildung von Sachverhalten ist, die als solche und unabhängig vom erkennenden Menschen „existieren“.
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© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig / Wiesbaden
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von Glaserfeld, E. (1987). Wissen in der Sicht des radikalen Konstruktivismus. In: Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 24. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_12
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Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08598-8
Online ISBN: 978-3-322-91089-9
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