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Generalisierungen und theoretische Schlußfolgerungen

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Book cover Halbbildung und Autonomie

Part of the book series: Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung ((BEISOFO))

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Zusammenfassung

Wir gingen bei der vorliegenden Untersuchung davon aus, daß für eine gestaltadäquate Rezeption kein wie immer strukturiertes Vorwissen im Sinne eines fallspezifischen Kontextwissens (sei es historischer oder theoretischer Art) oder methodischen Kenntnissen nötig ist. Was unterstellt wurde, war vielmehr eine universelle Ausstattung, ein universelles Vermögen der gestaltgültigen Rezeption, das als ein Äquivalent für das das Verstehen sprachlicher Texte konstituierende sprachliche Regelbewußtsein verstanden werden muß. Das sprachliche Regelbewußtsein ist sowohl in der Realität für die Konstitution von Bedeutung verantwortlich als es auch methodologisch die Basis der Rekonstruktion darstellt. Sowohl Bildanalysen (Rekonstruktion) als auch Interview-Analysen (Rezeptions-Praxis) haben nun gezeigt, daß es ein solches Äquivalent gibt. — Worin aber könnte es bestehen?

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Literatur

  1. Der Geschichtlichkeit kommt bei der ontogenetischen Entfaltung dieser Ausstattung (vgl. dazu SINGER 1988) eine die computational schemes in ihrer Struktur prägende Funktion wohl nicht zu; allerdings kann, da es kriteriale Phasen in dieser Entfaltung gibt, sie gefhrdert oder behindert werden.

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  2. Vgl. Freuds Ausdruck ‘somatisches Entgegenkommen’ fir die „Disposition [der Organe] zur Erkrankung an psychogenen und neurotischen Stbrungen“ (FREUD 1910, S. 102, vgl. FREUD 1905, S. 200f ).

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  3. Zu vermuten ist, daß man hier - um mit Wittgenstein zu sprechen - ‘auf dem harten Felsen angelangt ist, und der Spaten biegt sich zurück’ (WITTGENSTEIN 1971, § 217). Man kann keine Gedankenexperimente machen, derart, daß man sich etwa überlegte, wie die Welt beschaffen wäre, wenn die hängenden Formen einer anderen Bedeutung als einer passiv-traurigen entgegenkämen: ’Sie tun es eben nicht.’ So wie wir uns keine Sprachen ausdenken kennen, die nicht der Universalgrammatik folgen, so wie diese den Raum uns möglicher Sprachen konstituiert, so konstituieren die Formen den Raum der uns möglichen Ausdrucksgestalten und wir könnten auf die obige Überlegung hin nur negatorisch sagen: Es wäre eine andere Welt (Konstruieren ließe sie sich einzig abstrakt-formal mit Hilfe der Sprache, etwa als genaues Gegenteil.)

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  4. Die ausdrucksmateriale Bedeutungskomponente läßt sich - neben ihrer abstrakten Bedeutungshaftigkeit -gen(äB Thürlemanns Unterscheidung zwischen dem neutralen Modus und dem evaluativen Modus der Bedeutung ikonischer Elemente, auf die oben verwiesen wurde (1í1.3, THÜRLEMANN 1982, S. 70), als evaluativ bezeichnen, die rein sinnesphysiologisch bestimmbare Komponente würde ihre Funktion in dem neutralen Modus erfüllen.

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  5. Aufschlußreich fier eine Entfaltung dieser Überlegungen scheint eine Auseinandersetzung mit Ray Jakkendoffs ‘intermediate-level theory of conciousness’ zu sein, die an dieser Stelle allerdings nicht geführt werden kann (vgl. JACKENDOFF 1987, bes. S. 285–301)

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  6. Dabei kommt hinzu, daß die Ebenen als hierarchisch hintereinandergeschaltet konzipiert werden müssen. - Vgl. hierzu generell DAUCHER 1967.

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  7. Was Adorno in seinem Mahler-Buch als ‘materiale Fortnenlehre’ (ADORNO 1960 b, vgl. ZEHENTREITER 1995) visierte, zielt in die gleiche Richtung: Ästhetik laßt nicht mehr abstrakt normativ sich entwikkein, sondern nur noch im Ausgang vom konkreten Werk. - Vgl. auch THIYRLEMANN 1982, S. 31: „Il nous semble plus rentables de poser le problème des parcours à deux niveaux différents, celui des lois même de la perception (indépendemment de tout objet particulier) et celui de la structure de l’ouvre concrète,en essayant de dégager quelques moyens qui ensemble seraient susceptibles de procurer un caractère dynamique à la perception de l’objet pictural.“ (Hervorhebung von mir, T.L.) - Die „lois même de la perception” umfassen sowohl die computational schemes der Wahrnehmungsorganisation als auch die auf dem gestalthaften Entgegenkommen der Elemente des Sichtbaren beruhenden bedeutungshaften Beziehungen, die den Kunstwerken selbst immanenten Modelle ruhen auf diesen auf und nutzen sie in einer Weise zur Bedeutungskonstitution, die sie von der Einbindung in die Alltagswahrnehmung befreit. - Mit der Einffihrung des „code-connecteur` (a.a.O., S. 35) zur Übersetzung der Werkstruktur in die in ihr zur anschaulichen Darstellung gebrachte abstrakte Bedeutungsstruktur wird die Thürlemannsche Konzeptualisierung allerdings formalistisch.

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  8. Für solche durch die Erfahrung autonomer Kunst erst ermöglichten, sachangemessenen Analysen sei auf IMDAHL 1980, 1986 b und 1989 und THÜRLEMANN 1989, sowie auf unsere Chardin-Analyse verwiesen.

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  9. Gattungsgeschichtlich ist die Bedingung der Möglichkeit dafür natürlich die Entkopplung der Wahrnehmung ikonischer Elemente von deren Funktion für das gegenständliche Sehen, was wiederum die Erfillung der naturgeschichtlichen Bedingung der - mit Gehlen gesprochen: - Instinktreduktion, d.h. der Befreiung von genetisch fixierten Gattungsprogrammen und deren Ersetzung durch die objektiven Strukturen regelgeleiteter Interaktionen, voraussetzt. In der heterospezifischen Kontrolle postnataler synaptischer Modifikationen des sinnesphysiologischen Apparates (vgl. SINGER 1985, b Abschn.: Zentrale Kontrolle erfahrungsabhängiger Modifikationen,S. 60f) spielt beim Menschen eben die durch die Interaktionsstruktur gesetzte Bedeutsamkeit der Erfahrungssituation eine Rolle, nicht die durch einen zur Biogrammatik passenden Schlüsselreiz ausgelöste zentrale Erregung, die traditionell als ‘Aufmerksamkeit’ bezeichnet wird. 1 An dieser Stelle sei noch einmal auf den Hiatus zwischen sinnlicher und begrifflicher Erkenntnis hingewiesen (vgl. I.4.2), welch erstere methodisch mittels der Rekonstruktion von Ausdrucksgestalten nur unter Anerkennung der UnüberbNckbarkeit des Hiatus zugänglich ist.

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  10. Vgl. fair die musikalische Erfahrung ADORNO 1966 a, S. 112: „musikalische Erfahrung in der frühen Kindheit macht man, wenn man im Schlafzimmer liegt, schlafen soll und mit weitaufgesperrten Ohren hört, wie im Musikzimmer eine Beethoven-Sonate fir Klavier und Violine gespielt wird.“

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  11. Vgl. zu diesem Abschnitt: WER 1994 a, bes. Abschn. 3.2: Zur Konstitution von Erfahrung (S. 371–378), wo ein Teil der hier vorgetragenen Argumente bereits formuliert wurde; allerdings ist dort eine entscheidende Differenzierung, die sich in der vorliegenden Studie vom Material her aufdrängte, noch nicht berücksichtigt (s.u.).

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  12. Der Vorteil der Untersuchung der Konstitution von Erfahrung und des Stellenwertes der sinnlichen Wahrnehmung unter dem Blickwinkel des Zusammenhangs von sinnlicher und begrifflicher Erkenntnis im Ausgang von der Kunstwerk-Rezeption gegenüber anderen Untersuchungen liegt darin, daß die werkadäquate Rezeption dazu zwingt, Erfahrung aufzubauen. Der Ausgang von isolierten Wahrnehmungsele menten oder von der Wahrnehmung immer schon begrifflich erfaßter Objekte dagegen kann nur die Bestätigung von vorgeprägten Kategorisierungen erfassen. Unsere Alltagsdinge sind immer schon in einen begrifflichen Erfahrungsrahmen eingerückt (vgl. hierzu FIEDLER 1971), weshalb die Untersuchung der Wahrnehmung anhand dieser Alltagsdinge, selbst wenn sie davon ausgeht, daß „Sinnesempfindungen nichtkognitive mentale Episoden sind“ (DAHNHARDT 1992), von ihrem Untersuchungsgegenstand nicht gezwungen wird, den dialektischen Übergang von der Sinnesempfindung zum Wahmehmungsurteil und von diesem zur diskursiven Erkenntnis zu rekonstruieren. So beschränkt sich Dähnhardt, wobei die Forschung im Hamburger Graduiertenkolleg, in das seine Untersuchung eingebettet ist, zu den avancierteren auf dem Gebiet zählen darf, auf die Beantwortung der Fragen „Welche Rolle spielen Sinnesempfindungen bei mentalen Episoden des Typs ‘x nimmt ein f wahr’?” und „Welche Rolle spielen Sinnesempfindungen bei mentalen Episoden der Art ‘x nimmt wahr, daß p’?“ (Ebd.) Schon die Formulierung der Fragen zeigt, daß die „mentalen Episoden” immer schon vom diskursiven Denken her konzipiert sind; der undialektische Charakter der Untersuchung wird offensichtlich, wenn man die Fragen, ohne daß ihre Bedeutung verändert würde, so expliziert: ’Wie können Sinnesempfmdungen mentalen Episoden des Typs «s nimmt ein f wahr» subsumiert werden? und ’Wie können Sinnesempfindungen mentalen Episoden der Art «x nimmt wahr, daß p» subsumiert werden?

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  13. Auch wenn diese Formulierung deutlich macht, daß der Anfang immer schon prozeßhaft ist, so prâsupponiert sie doch noch, man könne den Anfang als Anfang ohne weiteres bestimmen. Bildungsprozesse - und das Machen von Erfahrung ist ja genuin ein solcher - sind aber als kontinuierliche Transformationen zu konzeptualisieren, die in der Regel durch eingespielte Routinen in die Bahnen der Reproduktion gelenkt werden. Daß etwas Neues anfing, laßt sich erst retrospektiv bestimmen; die sequenzanalytische Rekonstruktion des Transformationsprozesses kann seine Struktur und die konkrete Motivierung der Entstehung des Neuen bestimmen. Da alles Handeln potenziell die Entstehung von Neuem ist, kann man sagen, daß es keine Struktur des Anfangs an sich gibt: Handeln ist anfangen. Was sich in dieser Hinsicht beantworten laßt, ist allein die Frage: „Unter welchen Ausgangsbedingungen emergiert typischerweise radikal Neues?“ (OEVERMANN 1991, S. 306; s. dort v.a. die Abschn. 6. Zum Problem der Kennzeichnung der Entstehung des Neuen im Material,S. 293–397 und 9. Die inhaltliche Motivierung des Neuen,S. 304–307)

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  14. Bezüglich des Begriffs ‘frühe Erfahrung’ sei ein Vorbehalt bedacht: ob dort überhaupt schon angemessen von Erfahrung gesprochen werden kann. Am Problem der Aura haben Walter Benjamin und Theodor W. Adorno in ihrem Briefwechsel bzgl. des Benjaminschen Essays über Baudelaire diese fur eine Theorie der Erfahrung bedeutsame Frage berührt (BENJAMIN 1980, Bd I.3; s. jetzt auch ADORNOBENJAMIN 1994, S. 411–439). Dabei hat Benjamin recht, wenn er gegenüber Adorno sagt: „Aber wenn es sich in der Aura in der Tat um ein ’vergessenes Menschliches’ handeln dürfte, so doch nicht notwendig um das, was in der Arbeit vorliegt. Baum und Strauch, die belehnt werden, sind nicht vom Menschen gemacht. Es muß also ein Menschliches an den Dingen sein, das nicht durch die Arbeit gestiftet wird.“ (BENJAMIN 1980, Bd. I.3, S. 1134 - Hervorhebung im Original) Die Sprache der Natur, von der Baudelaire in seinem Gedicht Correspondances spricht (La Nature est un temple où de vivants piliers/Laissent parfois sortir de confuses paroles;/L’homme y passe à travers des forêts de symboles/Qui l’observent avec des regards familiers. - BAUDELAIRE 1861, S. 11), ist die vergessene Leistung der Konstitution der Dinge in ihrer sinnlichen Gegebenheit durch den Menschen, der Konstitution, deren Komplement die materielle Form der bedeutungshaften Strukturierung der Sinnlichkeit ist. Hier hat das MMr Kunst als sinnliche Erkenntnis konstitutive Ausdrucksmaterial seinen theoretischen Ort. - Nimmt man nun die Unterscheidung von ’epischem (erfahrungsbildendem)’ und ’reflektorischem Vergessen’, die Adorno einfilhrt und mit der von ’guter’ und ’schlechter Verdinglichung’ parallelisiert (BENJAMIN 1980, Bd. I.3, S. 1131f), so läßt sich einerseits sagen, daß die Ungeschiedenheit von Subjekt und Objekt, ihre gemeinsame Konstitution in der sinnstrukturierten Sinnlichkeit der transitorischen frühen Erfahrung notwendig überwunden werden muß, wenn anders das Subjekt überhaupt als solches soll auftreten können; andererseits aber müssen die frühen Erfahrungen als Potential, als Fundus aller weiteren erhalten bleiben, dürfen nicht mit dem neurotischen Verbot der Erinnerung belegt werden, wenn anders das ausdifferenzierte Subjekt überhaupt erfahrungsfähig, d.h. letztlich: lebendig sein soll. - Damit wird natürlich fraglich, ob die Kontroverse ob diese frühen Erfahrungen angemessen als bewußt (Adorno) oder unbewußt (Benjamin) zu bezeichnen sind, überhaupt sinnvoll ist, ob sie nicht als dieser Unterscheidung selbst vorgängig, ja sie erst ermöglichend angesehen werden müssen; und die genannte Frage, ob die Bezeichnung ’Erfahrung’ hier überhaupt angemessen ist, verschärft sich. - Das Transitorische der frühen Erfahrung impliziert zugleich ihren notwendigen Untergang. Es muß also eine Verfestigung (’gute Verdinglichung) wirksam werden, die den Grund der Geschichte eines Individuums sich bilden läßt. Es ist die strukturierende Sozialität, welche die erfahrungsbildende gute Verdinglichung des chaotischen Reizstromes verantwortet; den Zwang dazu setzt die ödipale Krise: in dieser muß, bei Strafe seines Untergangs, das noch nicht gebildete Subjekt eine Erinnerungsfähigkeit ausbilden und die unmittelbar sinnlich präsente Welt als repräsentierte aus sich heraussetzen, zugleich selbst aus ihr entlassen werdend. Die Struktur dieser Krise ist die Struktur jeglicher Erfahrungsbildung. (Den Mitgliedern der Frankfurter Arbeitsgruppe ’Soziologie und tlsthetik, Jörg Gräbner, Andreas Hansen, Sheng-jer Huang, Claudia Scheid, Inge Wittneben und vor allem Stan Albers, möchte ich far die Anregungen vor allem zu den hier zuletzt angedeuteten Überlegungen, die dort noch weiterer Bearbeitung unterzogen werden, danken.)

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  15. Der Widerspruch zwischen der Behauptung, es sei einerseits kaum jemals eine erschöpfende Explikation der in der sozialisatorischen Interaktion verinnerlichten Reichhaltigkeit möglich, und der Behauptung, andererseits handle sich um einen unausschöpjbaren Fundus, ist nur scheinbar einer. Denn es ist hier aus unterschiedlichen Perspektiven gesprochen: ersteres aus derjenigen des analysierenden Dritten,dessen Rekonstruktion der der Fallstruktur zugrundeliegenden - sozial strukturierten - Antriebsbasis dem üblichen Falsifikationsvorbehalt in verschärfter Weise unterliegt; letzteres aus derjenigen des praktisch handelnden Subjekts,das in dem Moment, wo es sich seinen Fundus vollständig angeeignet und verfügbar gemacht hätte, vollkommen mit sich identisch wäre, was wegen der Ermangelung weiterer Dynamik den Tod bedeuten würde. (Vgl. OEVERMANN 1979/80, 13.V.80, S. 5: „Und nur im Grenzfall ist die [„aus der Sicht des interpretierenden Dritten” „rekonstniierbare“] objektive Bedeutungsstruktur des Fallhandelns restlos in die Selbstdeutung eingegangen. Das ist sozusagen ein empirisch nicht erreichbarer Grenzfall. (Unendliche Analyse)”.)

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  16. Realbefriedigung ist nicht grundsätzlich erforderlich; auch wenn davon auszugehen ist, daß der Sublimierung einmal eine reale Erfahrung zugrunde gelegen haben muß. - Vgl. LEVI-STRAUSS 1981, S. 212: Die wesentliche Rolle des Tausches hat, „was die Frauen betrifft, ihre grundlegende Funktion behalten: zum einen, weil die Frauen das kostbarste Gut bilden, doch vor allem, weil die Frauen nicht in erster Linie [i.O.: ne… pas d’abord] ein Zeichen fir gesellschaftlichen Wert sind, sondern ein natürlicher Stimulus; und zwar der Stimulus des einzigen Triebs, dessen Befriedigung aufgeschoben werden kann: der einzige folglich, bei dem sich im Akt des Austauschs und durch die Wahrnehmung der Gegenseitigkeit, die Veränderung vom Reiz zum Zeichen vollziehen und, durch diesen grundlegenden Schritt den Übergang von der Natur zur Kultur defmierend, zu einer Institution werden kann.“ ( Hervorhebung von mir, T.L. )

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  17. Vgl. oben Baudelaires Correspondances. - Es ist zu beachten, daß nicht die Quantität der erfahrbaren Natur, sondern die Stniktur ihrer Erfahrung entscheidend ist. „Die unmittelbare Naturerfahrung, ihrer kritischen Spitze ledig und dem Tauschverhältnis - das Wort Fremdenindustrie steht daflr ein - subsumiert, wurde unverbindlich neutral und apologetisch: Natur zum Naturschutzpark und zum Alibi.“ (ADORNO 1970, S. 107)

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  18. Allerdings ist hier hinzuzumgen, daß mit dem Untergang dem sakralen Inhalt von Religiosität diese als Struktur erst greifbar wird (vgl. OEVERMANN 1995 a).

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  19. Vergleichbar den ’phonetic features’ Roman Jakosons: „Was entspricht aber dem Unterschied zweier Phoneme? Es entspricht ihm einzig und allein die Tatsache eines Bedeutungsunterschiedes, wogegen der Inhalt dieses Bedeutungsunterschiedes weder bestimmt noch konstant ist.“ (JAKOBSON 1939, S. 155)

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  20. Keineswegs streben wir also Bourdieu nach, bei dem Max Miller „ein unablässiges theoretisches Bemühen“ konstatierte, „mit der Habitustheorie eine Art gesellschaftstheoretischer Grundformel zu liefern” (MILLER 1989, S. 196). - Verwiesen sei neben Miller auf PANOFSKY 1946, BOURDIEU 1970 b, MATTHIESEN 1989, CICOUREL 1989 und MOLLER 1992 (bes. S. 242–259; s.a. Register), sowie natürlich auf Max Weber.

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  21. Auf den sehr informativen, historisch fundierten Essay von Charles Camic, der methodisch sorgfältig ein Stück Begriffsgeschichte der Soziologie leistet (CAMIC 1986), sei hier auch generell verwiesen. Gerichtet gegen die Habit-Vergessenheit ‘reflexive? Handlungstheorien macht er auch gegen modische Überschätzungen des Begriffs gefeit.

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  22. In dem Sinne „that forms of action that are frequently practiced tend over time to become habitual.“ (CAMIC 1986, S. 1044, Fn. 2)

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  23. Mit dem Begriff der Strategie vermengt etwa Aaron V. Cicourel in einem neueren Beitrag zum Begriff des Habitus denselben, wenn er schreibt: „Intuitive kulturelle Strategien müssen Ihr die Lösung alltäglicher Probleme erworben werden.“ (CICOUREL 1989, S. 158) Der Ausdruck „Strategien” ist zur Bezeichnung intuitiver Handlungsmuster untauglich, da strategisches Handeln stets an bewußte Intentionen gebunden ist.

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  24. Damit wird sowohl der zu sehr lediglich hinweishaften „lnkorporationsannahme“ (Habitus als „ein Stack verinnerlichter Gesellschaft, deren Strukturen über die Sozialisation einverleibt werden”), als auch der,,Strategieannahme“ Bourdieus (MOLLER 1992, S. 258) widersprochen; seine „Unbewußtheitsannahme” wie seine, { Stabilitätsannahme“ (die mit dem Habitus verbundenen „Dispositionen bleiben über die Zeit hinweg stabil und leiten die individuellen Praxisstrategien auch dann noch an, wenn sie zur Struktur einer gewandelten Umwelt gar nicht länger passen” - ebd.) sind so zutreffend wie ungenügend theoretisch bestimmt.

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  25. Dieses MiBverständis war zum Beispiel Anlaß filr Bourdieus Bemerkung, die in ihrer ideologiekritisch entlarvenden Attitüde gleichwohl unzutreffend ist, Adorno sei ein arroganter „Theoretiker, der sich weigert, in der Küche der Empirie seine Hände zu beschmutzen, und der zu sehr mit allen seinen Fasern an den Werten und Gewinnen der hohen Kultur hängt, um sie zum wissenschaftlichen Objekt zu machen.“ (BOURDIEU 1982, S. 798)

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  26. Vgl hierzu die Analyse des Flüsterns im Museum: LOER 1995, S. 74f.

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  27. Bei Herrn Merschmann haben wir nun sehen können, daß die Vorstellungen, die er an die Sache heranträgt dem Kunstwerk als diesem Kunstwerk fremd sind, daß sie aber andererseits etwas mit Kunst zu tun haben. - Entweder entstammen die Vorstellungen kunsthistorischem Volkshochschul-Wissen (Gitter, Perspektive), oder gängigen Vorurteilen Ober nicht-naturalistische Malerei (’ist eben vieles empfunden’). - Die dem Cliché gemäße Annäherung an einen - heutzutage dazu besonders geeigneten - Gegenstand, um der „Integration des gleichwohl weiter Nichtintegrierten“ („Halbbildung ist ihr Geist, der mißlungener Identifikation.” - S. 103) willen, ist ein durch äußere Umstände bewirktes Motiv, was der psychischen Struktur von Herm Merschmann entgegenkommt. Bei seinem Versuch, sich mittels eines pubertären Akts in die Schulklasse der sozial höher Gestellten zu integrieren, sich mit ihrem Affekt gegen moderne Kunst zu identifizieren, ist schon fraglich, ob er gelang. Vollends gescheitert ist Herr Merschmann jedoch mit dem Versuch, sich mittels angeeigneter Bildungstrümmer, die er nun zur Klassifikation kultureller Objektivationen benutzt, mit der Bildung seiner Frau zu identifizieren. Scheinhafte Verständigung aber macht genau dies Scheitern subjektiv unkenntlich, und damit oberflächlich so erfolgreich. - Die Scheinhaftigkeit der Verständigung ist als Komplement der Unverbindlichkeit öffentlichen Redens (Adorno spricht einmal sehr treffend von der „Schlamperei der allgemeinen Kommunikation […], die, so wie Gesellschaft heute geartet ist, selber nur dazu hilft, die Wahrheit durch den Schein eines allgemeinen Einverständnisses zu verdunkeln.” - ADORNO 1968, S. 581) auch als Signatur des Zeitgeistes zu betrachten, Ausdruck des Verlusts der Sache als eigenständigen Gegenstands der Kommunikation.

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  28. Die Absurdität dieser Maxime gemessen am Sachhahigkeitspostulat wird besonders deutlich, wenn man sich ihr Analogon für die subsumtionslogische Forschung vor Augen halt: ‘Safer science’. - Mit Karl Marx könnte man von der ’bescheidenen Wahrheitssuche’ sprechen: „Bildet die Bescheidenheit den Charakter der Untersuchung, so ist sie […] ein Kennzeichen der Scheu vor der Wahrheit […]. Sie ist eine der Untersuchung vorgeschriebene Angst, das Resultat zu finden, ein Präservativmittel vor der Wahrheit“ (MARX 1842, S. 6)

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  29. Mit dieser Bestimmung dürfte deutlich geworden sein, daß das Gegenmodell zur Halbbildung nicht die von Bourdieu entworfene „ästhetische Einstellung“ ist, die „nicht zu trennen [sei] von einer besonderen kulturellen Kompetenz” (BOURDIEU 1982, S. 22)

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  30. Vgl. die Analyse der ‘Lindenstraße-Rezeption in MINGOT 1991 und 1993: aus den Produkten der Kulturindustrie kann em nicht Halbgebildeter etwa eklektizistisch zu seinem Lebensentwurf Passendes auswählen, gewissermaßen authentisch sich ein synkretistisches Bild schaffen.

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Loer, T. (1996). Generalisierungen und theoretische Schlußfolgerungen. In: Halbbildung und Autonomie. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90980-0_8

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