Kreativität und mathematisches Denken

Zusammenfassung

Als ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war, kam mein Weltbild durcheinander. Vorher war Erkenntnis immer Erklärung von etwas, das man betrachtete und ihm dann einen neuen Namen gab: »Das sind Legosteine.« »Das ist Schiefer, der Taunus ist ein Schiefergebirge« sind solche Aussagen. Entsprechend rechneten wir Aufgaben wie:

$$ X{\rm{ = 2}} * {\rm{4 + 7}} $$

Also links eine Unbekannte, rechts Bekanntes als Erklärung. Dann plötzlich:

$$ X{\rm{ = 3}} * {\rm{X}} - {\rm{4}} $$

Ich war sehr irritiert, denn wie kann man denn behaupten etwas (X) durch sich selbst (3*X) zu erklären. Mich hat das erst einmal sehr durcheinander gebracht. Sie auch? Haben Sie anschließend verstanden, was da los ist? Es ist auch möglich, Regeln zu lernen, wie man mit solchen Gleichungen umgeht. Es gibt dann eine Gewöhnung und die Verblüffung verschwindet. Das ist nicht dasselbe wie „verstehen“. Wenn Ihr Kind an dieser Stelle des Unterrichts auch Schwierigkeiten hat, freuen Sie sich, vielleicht wird es Mathematik studieren. Noch genauer erinnere ich mich an den Schock von:

$$ f(x)\;{\rm{ = }}\;{\rm{f ' }}(x) $$

Wieder scheint es, als würde etwas durch sich selbst erklärt!