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Eigeninteressen und Nutzenmaximierung

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Zusammenfassung

Aus der Perspektive der Rational Choice-Theorie ist der Grund dafür, dass Individuen handeln, z. B. sich ehrenamtlich politisch betätigen, ein Ziel, welches sie möglichst nutzenmaximierend realisieren wollen. Das faktische Handeln von Individuen wird also nicht auf kausale Bedingungen zurückgeführt, die entweder außerhalb der subjektiven Welt liegen und Individuen vor Aufgaben stellen, die diese durch Handeln bewältigen müssen oder die als biologisch fixierte Bedürfnisse das Verhalten der einzelnen steuern, sondern auf ein Handlungsziel (Telos), das als gegeben angenommen wird und welches Akteure nach dem Minimax-Prinzip realisieren wollen (Maximierung des Nutzen bei einer Minimierung des Aufwandes). Individuelle und kollektive Handlungen werden aus dieser Perspektive durch Ziele motiviert, die den Individuen vor der Handlung eigen sind und deren Wert, die Verausgabung von (z. B. politischer) Aktivität und Ressourcen begrenzt. Je wertvoller Handlungsziele für Akteure sind, desto höher liegt der Grenznutzen, ab welchem sich der Aufwand für die Zielrealisierung nicht mehr rentiert; bzw. je knapper die Ressourcen, desto höher liegt der Wert des Handlungsziels (Output- und Input-Maximierung). Situative Bedingungen (etwa andere Akteure und Institutionen) kommen dabei als Chancen oder Hindernisse für die Durchführung eines Handlungsplans in den Blick, bestimmen aber nicht die Zielorientierung selbst.

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Endnoten

  1. Die Offenlegung des Eigeninteresses als Maßstab für die Rationalität der Mittelwahl ist für die teleologische Erklärung konstitutiv, nicht aber die Frage der Herkunft der Ziele, die von der Rational Choice-Theorie ausgeklammert wird (Coleman 1995: 312). Coleman z. B. hat in der Diskussion die Erforschung der Interessengenese aus der Soziologie in den Bereich der “Sozialpsychologie” verwiesen. Die Auslagerung dieser Frage berührt zwar nicht die Chancen teleologischer Erklärungen, aber damit verabschiedet sich die Rational Choice-Theorie aus den Grundlagentheorien und wird zu einer “applied science”, weil sie sich nicht um die Aufklärung der Grundlagen ihrer wichtigsten Grundbegriffe kümmert. Tatsächlich ist es doch interessant, zu untersuchen, wie Individuen Interessen generieren, denn dabei könnte sich herausstellen, dass Eigeninteressen oder auch das Nutzenmaximierungsprinzip von sozialen Normen oder von kommunikativen und kreativen Prozessen abhängen, die dann für das Verständnis nutzenorientierten individuellen Handelns grundlegend wären. Wenn allerdings das Problem der “randomness of ends” (Parsons 1961, siehe 2. und 5. Kapitel in diesem Teil der Arbeit) für die Rational Choice-Theorie keinen Anlas für Nachforschungen darstellt, kann nicht beantwortet werden, ob der Interessenbegriff ein Grundbegriff der Soziologie sein kann. In den “Grundlagen der Sozialtheorie” hat Coleman eingestanden, dass die Genese der Ziele in der ökonomischen Handlungstheorie entweder “lediglich” als “eine Unvollständigkeit der Grundlagen ökonomischer Theorie” betrachtet wird oder dass einfach von einer “Unveränderbarkeit von Nutzen oder Vorlieben” ausgegangen wird. Coleman selbst versucht an gleicher Stelle, die Genese von Zielen zu erklären. Dabei muss die Rational Choice-Theorie jedoch, so Coleman, “das scheinbar Unmögliche vollbringen: Sie muss den Wandel von Nutzen (oder Zielen) ausgehend vom Prinzip der Nutzenmaximierung erklären” (Coleman 1992: 251). Die Lösung des “Unmöglichen” gelingt Coleman nicht, denn wenn Akteure neue Ziele suchen, können keine Ziele vorausgesetzt werden, die nutzenmaximierend realisiert werden könnten. Damit ein Nutzen maximiert werden kann, muss ein klarer Nutzen (oder ein Ziel) definiert sein, so dass eine “Theorie der instrumenteilen Rationalität” zum Einsatz kommen kann. Ausgehend vom Prinzip der Nutzenmaximierung kann die Genese von Zielen nicht erklärt werden, denn dieses Prinzip ist auf die Frage der Maximierung von gegebenen Nutzen oder Zielen beschränkt. Wenn die Rational Choice-Theorie die Entwicklung von Handlungszielen nicht rekonstruieren kann, kami sie erst recht nicht die anspruchsvolle Frage nach der “Rationalität” der sozialen Interaktionen fragen, durch welche Ziele generiert werden (siehe 4. Kapitel im Zweiten Teil). Mit der Einschränkung auf die Rationalität der Mittelwahl bei der Erforschung sozialer Prozesse (effektiv oder nicht effektiv), bleibt nicht nur die Frage der rationalen Begründung der Handlungsziele, sondem auch die Frage nach der Bedeutung substantieller und qualitativer kultureller Werte als Maßstäbe, die das Handeln von Akteuren jenseits von Rationalitätsgesichtspunkten motivieren können, unbeantwortet (siehe 3. Kapitel im Zweiten Teil).

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  2. Zum Thema “Utility and Preferences”, “Dispositions and Meta-Preferences” und “Interpersonal Comparability and Commensurability” aus der Sicht der Rational Choice-Theorie siehe vor allem die Sammlung klassischer Aufsätze in Hamlin (1996). Einen äußerst interessanten Versuch, im Rahmen der Theorie rationaler Wahl und in Auseinandersetzung mit dem Kommunitarismus, unterschiedliche “Präferenzebenen” und deren Beziehung zueinander zu konzeptualisieren unternimmt Teepe (1998). Allerdings bleibt auch hier — erstens — die Frage nach der Genese von Präferenzen und damit die Grundlegung der Rational Choice-Theorie, — zweitens — die Begründung der Universalität des Nutzenmaxi-mierungsprinzips als Bedingung für die Anwendung der Rational Choice-Theorie auf alle Handlungsbereiche (allgemeine Sozialtheorie) und — drittens — die Frage nach der Stabilität von Präferenzen als Bedingung von Modellbildungen unbeantwortet.

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  3. Die Lösung des Gefangenendilemmas wird in der Rational Choice-Theorie durch kontraktualistische Moraltheorien angestrebt, wie sie in der Tradition von Hobbes z. B. David Gaulthier (1985) vorgelegt hat. Gaulthier versucht zu zeigen, dass kontraktualistische moralische Normen immer Kooperationsvorteile bieten und deshalb “self-enforcing” sind und somit auf das nutzenorientierte Handeln einzelner reduziert werden können. Ähnlich verfährt auch James M. Buchanan (1975), der die Entstehung von Rechtsnormen und Verhaltensregeln aus dem eigennützigen Verhalten von Menschen ableitet. Siehe auch die Auseinandersetzung über “Rationality and Morality” innerhalb der utilitaristischen Sozialtheorie und Philosophie in Hamlin (1996).

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  4. Coleman entschärft die Spannung zwischen Objekt und Subjekt dadurch, dass er “objektive Interessen” auf “subjektive Interessen” (die Individualebene) zurückführt. “Objektive Interessen” sind demnach nur scheinbar außerhalb des Individuums angesiedelt, denn tatsächlich besteht die Objektivität und Äußerlichkeit von Interessen entweder in “systematischen Verzerrungen”, die dann entstehen, wenn es zu “Abweichungen von der Rationalität” kommt (wenn Akteure aus irgendwelchen Gründen nicht die effektivsten Mittel wählen) oder wenn Sozialwissenschaftler “über längere Zeiträume hinweg, die Vermehrung oder Verminderung der Befriedigung eines Akteurs beobachten (können), die durch seine Verfolgung subjektiver Interessen erreicht wird” (Coleman 1992: 246), so dass der Akteur nicht mehr sofort realisiert, dass scheinbar “objektive Interessen” tatsächlich nur eine Akkumulation oder Verstetigung “subjektiver Interessen” sind.

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Schubert, HJ. (2002). Eigeninteressen und Nutzenmaximierung. In: Demokratie in der Kleinstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_10

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-13770-4

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