Zusammenfassung
Es gibt eine logische Stufenfolge der Probleme des Verfassungsstaates, die man mit Stichworten etwa so kennzeichnen kann:
-
1.
Formaler Gesetzesstaat: Selbstbindung des Staates in generellen und abstrakten Regelungen, die in bestimmten Verfahren getroffen und die publiziert werden; Gesetzmäßigkeit der Verwaltung; Festlegung von Organisation und Kompetenzen.
-
2.
Materialer Rechtsstaat: Probleme der Gewährleistung der materialen Gerechtigkeit, der Freiheitssicherung und der Sozialstaatlichkeit der formalen Rechtssätze, also: Bindung des Gesetzgebers an Grund- und Menschenrechte, an das Verhältnismäßigkeitsprinzip, d. h. Eingriffe in die Freiheit nur, soweit sie geeignet, erforderlich, im angemessenen Verhältnis zum Zweck und nicht unzumutbar sind, Vertrauensschutz; sozialstaatliche Verfassungsaufträge; ferner Probleme der Rechtsgewinnung: Auslegung von formellen Gesetzen unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten, Rechtsbildung praeter und contra legem, Billigkeitsfragen; das Verhältnis von Naturrecht und positivem Recht, die Bedingungen der Legitimität der Legalität.
-
3.
Rechtswegestaat: Richterliche Kontrolle der formalen und materialen Rechtsstaatlichkeit; Prinzipien des fairen Verfahrens, insbesondere des rechtlichen Gehörs, des gesetzlichen Richters und der Unschuldvermutung; Instanzenweg.
-
4.
Gewaltenteilender Verfassungsstaat: Institutionelle Sicherung der persönlichen und sachlichen Unabhängigheit der Richter; institutionelle Trennung von Gesetzgebung und Exekutive; der Grundstz vom Vorbehalt des Gesetzes (Eingriffe in Freiheit und Eingentum nur aufgrund von formelzum Zweck der Erzwingung von Kooperation un Kontrolle im Dienter der Sicherung formaler und materialer Rechtsstaatlichkeit (checks and balances); richterliche Kontrolle auch des Gesetzgebers durch eine Verfassungsgerichtsbarkeit usw.
-
5.
Parlamentarischer Vergassungsstaat: Prärogativen des Parlaments, das aus regelmäßig wiederkehrenden Wahlen hervorgeht, insbesondere Geserzgebungsrecht und Vorrang des parlamentarischen Gesetzes; Budgetrecht sowie Kontrolle und evtl. auch Wahl der Regierung.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturhinweise
Bähr, O.: Der Rechtsstaat. 1864.
Bäumlin, R.: Staat, Recht und Geschichte. 1961.
Böckenforde, E.-W.: Entstehung und Wandel des Rechtsstaatsbegriffs, in: Festschrift für Adolf Arndt, 1969, S. 53 ff.
Denninger, E.: Recntsperson und Solidarität. Ein Beitrag zur Phänomenologie des Rechtsstaates unter Berücksichtigung der Sozialtheorie Max Schelers. 1967.
Forsthoff, E. (Hg.): Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit. 1968.
Gneist, R. von: Der Rechtsstaat und die Verwaltungsgerichte in Deutschland. 1872, 2. Aufl. 1879.
Kirchheimer, O.: Über den Rechtsstaat, in: Politische Herrschaft, Fünf Beiträge zurLehre vom Staat, 1967, S.122 ff.
Kriele, M.: Befreiung und politische Aufklärung. Plädoyer für die Wurde des Menschen. 1980.
Luhmann, N.: Gesellschaftliche und politische Bedingungen des Rechtsstaats, in: Politische Planung, 1971, S. 53 ff.
Neumann, F.: Demokratischer und autoritarer Staat. 1967.
Scharpf, F.: Die politischen Kosten des Rechtsstaates. 1970.
Welzel, H.: Naturrecht und materiale Gerechtigkeit. 4. Aufl. 1962.
Rights and permissions
Copyright information
© 1980 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Kriele, M. (1980). Herrschaft des Rechts. In: Einführung in die Staatslehre. WV studium, vol 35. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89766-4_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89766-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-22035-2
Online ISBN: 978-3-322-89766-4
eBook Packages: Springer Book Archive