Zusammenfassung
Die erste Formulierung eines methodologischen und theoretischen Programms macht das Bemühen um eine eigene Standortbestimmung durch wechselseitige Abgrenzung deutlich: Die Abgrenzung gegenüber einer inadäquaten Ökonomiekritik sollte zugleich die Voraussetzung einer Theoriekritik klären, die den Eigenwert theoretischer Abstraktion nicht leugnet, sondern ihre Konstruktionsentscheidungen explizit macht. Die Bestimmung eines genuinen soziologischen Standortes bleibt eng verknüpft mit der Abgrenzung des ökonomischen Tatbestandes. Die Betonung der normativen Elemente im Handlungsschema erscheint als positive Füllung der Residualkategorien, die das ökonomische System zur soziologischen Interpretation “freigibt”. Die weitere Ausarbeitung des voluntaristischen Theorieprogramms bezieht sich sowohl auf die konzeptionelle Umsetzung des paradigmatischen Konzepts der ‘Wertintegration’ als auch auf die Relation von Soziologie und Ökonomie als theoretische Systeme. Auch hier ist von einer Reziprozität des theoretischen Diskurses auszugehen: Die theoretische Spezifikation des ursprünglichen Programms stellt die Theoriekonstruktion vor neue Fragen, die u.U. zu neuen konzeptionellen Entscheidungen führen. Ebenso stellt sich das Problem der Abgrenzung des ökonomischen Tatbestandes im Lichte der erreichten Kodifikation des soziologischen Theorieprogramms neu.
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Literatur
Vgl. T. Parsons, The School Class as a Social System: Some of its Functions in American Society, in: Social Structure and Personality, New York 1964 (1959), S. 129–154.
Vgl. M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, op. cit., S. 44–50.
Parsons läßt weitgehend offen, wie eine generelle Theorie sozialer Systeme in ihrem Gegenstandsbezug beschreibbar wäre. Parsons zieht offensichtlich eine engere Fassung der Soziologie als Theorie institutioneller Phänomene bzw. als Theorie der Institutionalisierung vor. Vgl. SS, S. 548–552.
Vgl. T. Parsons, Die Motivierung des wirtschaftlichen Handelns, op. cit., S. 136–159.
Vgl. Ib., S. 139. Parsons folgt hier weitgehend der Argumentationslinie Max Webers: Wenn ökonomisch rationales Handeln empirisch nicht als alleiniges oder dominantes Handlungsmotiv verstanden werden kann, dann kann auch theoretisch der Idealtypus des rationalen Handelns nicht der einzige oder zentrale Bezugspunkt einer allgemeinen Theorie des sozialen Handelns sein. Vgl. T. Parsons, Introduction to Max Weber: The Theory of Social and Economic Organization. In: T. Parsons, Essays in Sociological Theory, New York 1947, S. 3–86.
Diese Perspektive nimmt explizit K. Polanyi ein: Vgl. K. Polanyi, Ökonomie und Gesellschaft, op. cit., S. 219–227.
Diesen Aspekt betonte bereits Schumpeter: J. Schumpeter, Wesen und Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, Berlin 1970 (1908), insb. S. 539–541.
Vgl. z.B. Sombarts allgemeine Kategorien zur Charakterisierung wirtschaftlicher Orientierungen (“Wirtschaftgesinnung”) und Organisationsformen. W. Sombart, Die drei Nationalökonomien, op. cit., S. 206–207.
Vgl. T. Parsons, Systematische Theorie in der Soziologie. Gegenwärtiger Stand und Ausblick, in: Beiträge zur soziologischen Theorie, op. cit., S. 31–64.
Eine solche Konzeption entwickelt z.b. M. Olsen, Economics, sociology and the best of all possible worlds, in: The Public Interest, Summer 1968, S. 96–118.
Vgl. T. Parsons, Die Motivierung des wirtschaftlichen Handelns, op. cit., S. 138–139.
Schumpeter spricht bereits von der Nutzentheorie als einer “Logik der Werte”, ohne jedoch auf eine formale Theorie rationaler Entscheidungen zurückgreifen zu können. Vgl. J.A. Schumpeter, Geschichte der ökonomischen Analyse, Bd. 2, Göttingen 1965, S. 1285; G. Gäfgen, Theorie der wirtschaftlichen Entscheidung, Tübingen 1963, S. 45–50.
Vgl. J.A. Schumpeter, Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie, op. cit., S. 49–54.
Mehrdimensionalität bedeutet, daß innerhalb eines theoretischen Rahmens verschiedene Dimensionen von Wertmustern definiert werden können. In SS lassen sich drei Dimensionen von Wertorientierungen ausmachen: die kognitive, die moralisch-evaluative und die expressive. Vgl. SS, S. 57 ff.
G. Eisermann, Vilfredo Paretos System der allgemeinen Soziologie, op. cit., S. 123–124.
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Saurwein, KH. (1988). Die strukturfunktionale Perspektive. In: Ökonomie und soziologische Theoriekonstruktion. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 109. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88880-8_3
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