Zusammenfassung
Die Verhaltensforschung ist heute in zunehmendem Maße als physiologische Arbeitsrichtung gekennzeichnet. Insofern ist sie untrennbar mit anderen physiologischen Disziplinen verknüpft. Hierzu gehören vor allem die Sinnes-, Nerven- und Muskelphysiologie sowie die Stoffwechselphysiologie. Denn mit jeglicher Analyse des Verhaltens beschreiben wir zugleich eine Integrationsstufe physiologischen Geschehens eines Organismus. Es ist nicht erstaunlich, daß gerade die Verhaltensforschung die geschichtlich jüngste physiologische Arbeitsrichtung darstellt. Zwar hat man sich bereits seit Jahrhunderten mit Verhaltensweisen befaßt; allerdings nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden. Das Verhalten der Tiere regte seit jeher affektbetonte Deutungsversuche an und war insofern immer ein Feld groß angelegter Spekulationen, die in zahlreiche naturphilosophische Betrachtungsweisen aufgenommen wurden. Man glaubte mit großer Selbstverständlichkeit etwas über das „Seelenleben“ bei Tieren aussagen zu können. Dieses geschah auf anthropomorpher Grundlage. Jeden tierischen Ausdruck, sei es die Körperform verbunden mit der Körperhaltung, die Bewegungsform oder die Mimik, verglich man mit Verhaltensformen des Menschen. Aus einem solchen Vorgehen resultierten Verhaltensbeschreibungen, wie sie im alten „Brehm“ oder aber im Volksmund ihren Niederschlag fanden. So sprach man von dem hochmütigen Lama, von der dummen Gans, dem schlauen, hinterlistigen Fuchs usw. Jede objektive Beobachtung tierischen Verhaltens mußte durch eine solche Betrachtungsweise unterdrückt werden. Zweifellos neigt der Mensch grundsätzlich dazu, subjektive Erlebnisse im Umgang mit Tieren sehr hoch zu bewerten.
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© 1982 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Buchholtz, C. (1982). Geschichte der Verhaltensforschung. In: Grundlagen der Verhaltensphysiologie. Vieweg Studium Grundkurs Biologie, vol 53. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88785-6_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88785-6_1
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-07253-7
Online ISBN: 978-3-322-88785-6
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