„Vado Mori“ Von der Herausforderung der Heilkunde durch den Tod

Zusammenfassung

Aus der Sicht des historisch und ethnomedizinisch denkenden Mediziners wird verdeutlicht, daß Geburt, Sterben, Tod wie Krankheit, Not, Leid, Schmerz und Krise weltweit anthropologische Grundkonstanten und historisch konstante Phänomene sind. Die gegenwärtige Situation in der Bundesrepublik Deutschland wird der Chance der Ethnomedizin gegenübergestellt, die Bewältigungsmodelle aus verschiedenen Kulturen kennenzulernen, mit ihnen vergleichend zu arbeiten und das Modell der eigenen Kultur in solchem Vergleich besser verstehenzulernen. Es wird hervorgehoben, daß für diese Tagung Sterblichkeitswissen und Todesangst die infragekommenden menschlichen Grundkonstanten sind und daß gleichzeitig unsere Fragemöglichkeiten auf die spezifisch professionalisierten Denkstrukturen der Angehörigen des modernen Medizinsystems am Ende des 20. Jahrhunderts beschränkt bleiben müssen. Dieser Standortbestimmung werden einige erläuternde historische Elemente beigefügt. Für die heilenden Berufe heute wird zwar die Forderung erhoben, das Betroffensein durch den Tod anderer nicht zu verdrängen, sondern es als Herausforderung für die Annahme und Vorbereitung des eigenen Sterbens zum Nutzen der betroffenen Patienten zu verarbeiten. Doch das ist wohl eine Überforderung und wird es auf lange Sicht bleiben.

Summary

Birth, death, dying, like disease, poverty, suffering, pain and crimes are worldwide anthropological and historical basic phenomena. The present situation in the Federal Republic of Germany is upraised against the chance of medical anthropology to learn about coping models in different cultures, to work with them comparatively and to subsequently better understand the model of the own culture. Knowledge of dying and fear of death are universals and at the same time our ability to ask questions are restricted to the mental structures of members of the modern medical system of the end of the 20th century. Some historical elements are utilized to explain this position. The healing professions today are requested not to repress this feelings caused by the death of other persons but to take them as a challenge for the benefit of their dying patients. That, however, will be for a long time to come too high a demand.