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Universale soziologische Theorie auf der Basis naturalistischer Epistemologie?

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Probleme sozio-ökologischer Systemtheorie

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 129))

Zusammenfassung

Luhmann bezieht im Grundsätzlichen den Standpunkt einer ‘naturalistischen’ oder ‘evolutionstheoretischen’ Epistemologie, die ihm nicht nur als Teil einer allgemeinen Systemtheorie gilt, sondern auch als Basis der Entwicklung einer fachuniversalen soziologischen Theorie genommen wird. (Vgl. Luhmann 1984, S.30f., S.90 u.a.) Die Brisanz dieses Vorgehens flammt schon in Luhmanns eigenen Statements dazu auf, insofern er hervorhebt, daß dieser “systemtheoretische Ansatz (..) die klassische Epistemologie (sprengt), die nur danach fragen konnte, ob einem theoretischen Konzept eine Realität entspricht. An deren Stelle tritt die Vorstellung der Realität als eines selbstreferentiellen Prozesses, der 1. in der Form von Evolution sich selbst die Bedingungen seiner eigenen Möglichkeit schafft und 2. im Selbstvollzug Systeme bildet, die sich von ihrer Umwelt unterscheiden und sich zu dieser System/Umwelt-Differenz in Beziehung setzen können.”246 Eine der damit verbundenen Konsequenzen lautet, daß die “Schnittlinie (..) nicht mehr zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften (verläuft), sondern zwischen Theorien mit Universalitätsanspruch, die sich durch diesen Anspruch in Selbstreferenzprobleme verwickeln, und begrenzteren Forschungstheorien, die nur thematisch begrenzte Ausschnitte der Welt thematisieren.”247 Daher sollen in diesem Kapitel die Konzepte, an die Luhmann sich anschließt, kurz dargestellt und hinsichtlich einiger Implikationen des Praxis/Theorie-Verhältnisses verschiedener Wissenschaften problematisiert werden. Sodann soll die Luhmannsche Transponierung derselben auf ein sozialtheoretisches Niveau nachvollzogen und im Zusammenhang mit eigenen Überlegungen in ihren Ansprüchen und Konsequenzen kritisch bearbeitet werden.

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Literatur

  1. Luhmann 1981c, [Geschichte als Prozeß und die Theorie sozio-kultureller Evolution], S.180.

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  2. Luhmann 1984, S.658. Hinsichtlich der Universalitätsdimension wird damit auch die Frontstellung oder besser das Konkurrenzverhältnis gegenüber dem dialektischen Materialismus deutlich, zumindest insoweit dieser objektivistisch als universalistische Theorie nicht nur der Gesellschaft und ihrer Historie, sondern auch als naturwissenschaftlichen Ansprüchen genügen sollende Naturdialektik etc. aufgefaßt wird.

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  3. Zur Namensgebung und Historie sowie Ubersicht vgl. den Sammelband von Siegfried J. Schmidt (Hrsg.), Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus, Ffm. 1987. Knorr-Cetina bezeichnet diese Richtung, eine Kombination von Neurobiologie und Systemtheorie, auch als ‘kognitionstheoretischen Konstruktivismus’ und hebt sie vom älteren ‘social constructivism’ (Berger/Luckmann) und der neueren Parallelrichtung des ’programmatisch empirischen Konstruktivismus’, sowie von dem mit der Psychotherapie verbundenen kommunikationstheoretischen Konstruktivismus (Watzlawick) ab. Vgl. Karin Knorr-Cetina, Spielarten des Konstruktivismus, in: Soziale Welt 1989/1.+2., S.86–96.

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  4. Vgl. neben mehreren anderen Publikationen Rupert Riedl, Biologie der Erkenntnis - Die stammesgeschichtlichen Grundlagen der Vernunft, Berlin, Hamburg 1979; Gerhard Vollmer, Evolutionäre Erkenntnistheorie, Stuttgart 19802; ders., Was können wir wissen?, Bd.1 Die Natur der Erkenntnis, Bd.2 Die Erkenntnis der Natur, Stuttgart 1985/1986; Franz M. Wuketits, Biologische Erkenntnis: Grundlagen und Probleme, Stuttgart 1983; ders., Biologie und Kausalität - Biologische Ansätze zur Kausalität, Determination und Freiheit, Berlin, Hamburg 1981; ders., K. Lorenz (Hrsg.), Die Evolution des Denkens, München 1983.

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  5. Vgl. Karl R. Popper, Objektive Erkenntnis - Ein evolutionärer Entwurf, Hamburg 1973, besonders S.81f. und 283ff.; siehe ferner ders., Logik der Forschung, Tübingen 19827. Zur Kritik und Einordnung in den Diskussionsverlauf vgl. Helmut Peukert, Wissenschaftstheorie - Handlungstheorie - Fundamentale Theologie, Ffm. 1978, besonders S.122ff., speziell ‘Historismus und Neo-Darwinismus in der Wissenschaftsgeschichte?’, S.157ff.

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  6. Vgl. S.J. Schmidt, Der Radikale Konstruktivismus: Ein neues Paradigma im interdisziplinären Diskurs, in: ders. 1987, S.11f. Eine Keimzelle dieser neuen Theorieentwicklungen ist das ‘Biological Computer Laboratory’ der Uni of Illinois (Urbana), gegründet von H.v. Foerster.

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  7. Diese Auffassung argumentiert diametral zur herkömmlichen Verhaltensbiologie und der evolutionären Erkenntnistheorie, welche die Prämisse der Anpassung an die Umwelt zentral in die Erklärung einbauen, und entgegengesetzt zu streng funktionalistischen Analysen, die die Leistung eines Organs in Hinblick auf die Außenwelt - z.B. die des Auges hinsichtlich der Repräsentation der äußeren Welt - erklären. Der Radikale Konstruktivismus benutzt zur Erklärung der Leistung eines Organs hingegen nur die Parameter, die von diesem System selbst operativ verwendet werden. Das Auge sieht also nicht die Außenwelt, sondern modifiziert als Rezeptor die Impulse eines neuronalen Netzes, welches eine Wahrnehmung erzeugt - es sieht, was es sieht. Die erfolgreiche Orientierung eines Lebewesens in einer Umwelt setzt also keine Repräsentation der Außenwelt voraus, sondern die Erzeugung einer Wahrnehmung. Die intern erzeugte Wahrnehmung und das (beobachtbare) Orientierungsverhalten in einer Umwelt sind strukturell verkoppelt, daher effektiv. Die entscheidende Funktion der Wahrnehmung liegt damit nicht in der Erkenntnis einer objektiven Realität, sondern in der überlebensfördernden Verhaltenssteuerung und zu diesem Zweck ist - so Gerhard Roth -’ein Wissen um objektive Sachverhalte völlig unwesentlich’. Vgl. G. Roth, Die Selbstreferentialität des Gehirns und die Prinzipien der Gestaltwahrnehmung, in: Gestalt Theory 1985/7, S.228–244. Hinzuzufügen wäre, daß dies vielleicht wie intellektuelle’Korinthenkackerei’ anmutet, aber es geht hier nicht um das Alltagsverständnis, sondern um Theorie, und die muß sich mit Problemen der Forschungspraxis herumschlagen, die sich im alltäglichen Leben nicht stellen; vgl. dazu etwa die Aufsätze ‘Größenkonstanz und das Problem der Wahrnehmungsräume’ sowie ‘Eine biologische Theorie der relativistischen Farbkodierung in der Primatenretina’, in: Maturana 1982, S.81–87 und 5. 88137.

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  8. Vgl. Maturana 1982, S.18f. sowie 142f. Dies steht völlig im Gegensatz zur üblichen Form der Hirn/EDV-Analogie in der Folge Inputs, Informationsverarbeitung, Outputs. Das Computerparadigma wird in der Kybernetik Zweiter Ordnung zwar beibehalten, aber in der Form auf selbstreferentielle Operationen umgestellt. Dahinter steht der Gedanke, daß gerade auch das weitere Vordringen der Computerforschung in die Sphären der ‘artificial intelligence’ durch ein zu einfaches Verständnis des Organismus und seines Nervensystems - als heuristisches Modell zum Entwurf zukünftiger Computergenerationen - behindert wird.

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  9. Maturana 1982, S.146, siehe auch S.298f. Insofern hier Information zu einer selbstreferentiell erzeugten Größe wird, liegt auch ein Gegensatz zur klassischen Auffassung der Kybernetik vor, die Information weniger als Konstrukt versteht, sondern sie als an sich seiende Größe neben Materie und Energie stellt; vgl. etwa Wiener 1949 und Günther 1963.

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  10. Vgl. Maturana 1982, S.39. Der neurobiologisch-systemtheoretische Konstruktivismus behandelt das Korrespondenzproblem von Wahrnehmung und Wirklichkeit nicht von Seiten der Sinnesorgane, sondern von Seiten des Gehirns bzw. des Nervensystems her. Grundlegend ist hierbei das vom Neurophysiologen Johannes Müller bereits Mitte des 19. Jhds. formulierte Prinzip der ‘undifferenzierten Codierung’: Das Nervensystem reagiert auf äußere Erregungsursachen nur mit Hilfe verschiedener Erregungsintensitäten, codiert aber nicht das Wesen des äußeren Ereignisses oder Gegenstandes, von dem der Reiz welcher auf seine Rezeptoren einwirkt, ausgeht; vgl. Heinz v. Foerster, Erkenntnistheorien und Selbstorganisation, in: Schmidt 1987, S.133–158, hier S.138f. Für den Konstruktivismus steht daher fest, daß die Auffassung, die die Sinnesorgane als ‘Tore des Gehirns zur Welt’ begreift, durch welche ein Informationsfluß ins Gehirn übertragen wird, unhaltbar ist; vgl. Schmidt 1987, S.14. So begreift etwa Roth im Anschluß an Maturana/Varela das Gehirn nicht mehr als umweltoffenes Reflexsystem, sondern als funktional geschlossenes System, welches nur seine eigene Sprache alternierender Erregungsmuster versteht; durch Umwelteinflüsse modulierte Erregungszustände der Rezeptoren führen zur Weiterleitung von Nervenimpulsen, die eine Übersetzung des verursachenden Ereignisses in die Sprache des Nervensystems darstellen, wobei das ’Original’ für das Gehirn verloren geht. Da im weiteren innerhalb des Gehirns signalverarbeitende und bedeutungserzeugende Komponenten nicht zu trennen sind, ist Wahrnehmung = Interpretation = Bedeutungszuweisung. Auf den Punkt bringt dies Roth indem er feststellt, daß dem Gehirn “nur seine eigenen Zustände, nämlich neuronale Erregungsmuster, zugänglich (sind), (aber-A.M.) niemals die externe Reizsituation. Die wirkt auf die Rezeptoren, nicht aber auf das Gehirn. Das Gehirn kann also gar nicht abbilden, weil es gar keinen Zugang zu irgendeinem Urbild hat. Es kann nicht repräsentieren, nicht re-konstruieren, es kann nur (für sich und in sich selbst) präsentieren, es kann nur konstruieren.” (Gerhard Roth, Die Selbstreferentialität des Gehirns und die Prinzipien der Gestaltwahrnehmung, in: Gestalt Theory 7, 1985, S.228–244, hier S.237)

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  11. Maturana 1982, S.303. Eine gewisse Parallele zum Marxschen ‘das Sein bestimmt das Bewußtsein’ ist damit vorhanden. Wo dies bei Marx aber auf gesellschaftliches Sein und das Bewußtsein vergesellschafteter Individuen bezogen ist, (vgl. etwa das Vorwort ‘Zur Kritik der Politischen Ökonomie’, MEW 13, S.7ff., sowie vor allem ‘Zur Kritik des Hegelschen Staatsrechts’, MEW 1, S.203ff.), ist der entsprechende Zusammenhang bei Maturana allerdings auf die individuelle Existenz bzw. deren biologische Selbsterzeugung und dem Bewußtsein als Reflexion dieses Verhältnisses und Mittel desselben bezogen. Vgl. im weiteren auch Reinhard Mocek, Systemdenken zwischen Dialektik und Konstruktivismus - Zur Theorie selbstreferentieller Systeme, in: Dialektik 12, S.214ff.

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  12. Entsprechend dem bekannten Kriterium der Intersubjektivität von Beobachtungs-bzw. Protokollsätzen.

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  13. G. Rusch, Von einem konstruktivistischen Standpunkt. Erkenntnistheorie, Geschichte und Diachronie in der empirischen Literaturwissenschaft, Braunschweig, Wiesbaden 1985, S.210, zit. nach Schmidt 1987, S. 42.

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  14. Vgl. Schmidt 1987, S.39. Diese These ließe sich gegenüber der evolutionären Erkenntnistheorie nicht vertreten, da sie rekursiv die ‘Tatsachen’, die sie als Axiome verwendet, in ihrer Geltung konfirmiert.

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  15. Die Begriffe Kybernetik 2. Ordnung (v. Foerster) und radikaler Konstruktivismus (v. Glasersfeld) werden von mir synonym verwendet, zumal der harte Kern der theoretischen Gemengelage dieser Richtung von beiden gleichermaßen repräsentiert werden kann; vgl. Heinz v. Foerster, Sicht und Einsicht - Versuche zu einer operativen Erkenntnistheorie, Braunschweig, Wiesbaden 1985 und E. v. Glasersfeld, Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Arbeiten zum Radikalen Konstruktivismus, Braunschweig, Wiesbaden 1987.

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  16. Schmidt rechnet zu den materialistisch-monistischen Aspekten des Radikalen Konstruktivismus auch, “daß Materie und Geist nicht kategorial voneinander getrennt werden (..), sondern daß sich Bewußtsein notwendig entwickelt, wenn lebende Systeme eine bestimmte materiale Komplexität und selbstorganisa- tionelle Selbstreferentialität entwickelt haben.” (Schmidt 1987, S.42) Der Geist/Körper-Dualismus wird von Luhmann in seiner Theorie aber im Zuge der Trennung des Menschen von den sozialen Systemen voll aufrechterhalten: Der Mensch steht in der Umwelt sozialer Systeme heißt, daß psychische und getrennt davon gedachte organisch-physische Systeme sich in der Umwelt der Gesellschaft befinden. Wo psychische und soziale Systeme noch in einem Interaktionszusammenhang stehen, insofern beide sinnprozessierende Systeme sind, ist die Existenz physischer Systeme für beide aber nur noch eine logische Voraussetzung. Die Dualität von Sinn und Materie, von psychischem und organischem System, von sozialen und physikalischen Systemen ist für die Luhmannsche Theorie geradezu konstitutiv, auch wenn sie innerhalb einer verwaschenen Konzeption umgemünzt wird zu einer Transposition gleicher, analoger Gesetzmäßigkeiten von einer in die andere Dimension. Demgegenüber ist der monistische Radikale Konstruktivismus auf jeden Fall bestrebt diese Dualität aufzuheben.

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  17. Nicht nur bei Maturana, sondern innerhalb der ganzen Richtung finden sich recht heterogene Positionen, die einerseits das Symbol der High-Tech-Gesellschaft, den Computer, als Modell zur Interpretation des Lebens, des Bewußtseins, des Menschen und seiner Gesellschaft verwenden, andererseits aber ausgesprochen sozialethische Auffassungen und progressive Ideen vertreten und mit dem Denken des Organizismus, der Soziobiologie oder einem technokratischen Positivismus wenig zu tun haben. Will man hier über ‘Verdinglichung’ diskutieren, kommt erschwerend hinzu, daß die Begriffe der Natürlichkeit und Künstlichkeit, von Subjekt und Objekt, Lebewesen und Maschine usw. heute nicht mehr mit der ehemals vorhandenen Selbstverständlichkeit gebraucht werden können, denn transklassische ‘Software-Maschinen und ’artificial intelligence’ zeigen Phänomene, die früher dem ureigensten Wesen menschlicher Subjekthaftigkeit zugeordnet wurden. Die Technologie des ’cyber space’ verwandelt unsere Wahrnehmungsorgane und Sensomotorik in ‘Schnittstellen’, die unseren Eintritt in eine synthetische Realität vermitteln. Funktionelle, elektrophysikalische und pharmakologische Erkenntnisse unserer Hirnphysiologie interpretieren unsere autonome Psyche nicht nur als ein manipulierbares System, sie können es auch dazu machen, insofern die Technologien, um dieses zu tun, sich rasch fortentwickeln. Wenn die Gentechnologie DNA-Fragmente von einer Species in eine andere transferiert oder dies gar mit vollsynthetisch hergestelltem Erbgut zu tun sucht, dann bestehen nicht nur ökologische und gesellschaftliche Gefahren, sondern es stellen sich auch Fragen ein, die an den Kern unseres Weltverständnisses rühren, insofern ein Lebewesen nicht mehr das ist, was es früher war, nämlich ein durch-sich-selbst und für-sich-selber seiendes Wesen; statt dessen erfüllt es Funktionen, wie etwa die Produktion pharmazeutisch zu vermarktender Hormonpräparate oder körpereigener ’Drogen’, die von Menschen bestimmt werden, für die es ’konstruiert’ wird wie eine Maschine. Dies betrifft dann natürlich auch die (uns leitende) Auffassung, die wir von uns selber haben, eben unsere Identität. Wenn die Grenzen von Subjekt und Objekt, von Lebewesen und Maschine, von Natürlichkeit und Künstlichkeit aber nicht nur hinsichtlich ihrer Funktionen als begriffliche Interpretationsmuster verschwimmen, sondern auch in der Realität verlaufen, dann geht es nicht mehr allein um ideologische Deformationen unserer Identität oder um gesellschaftliche Verblendungszusammenhänge, die uns nicht zu dem Leben finden lassen, welches wir für uns erstreben, sondern um die existenzielle Substanz unseres Mensch-Seins. Siehe hierzu etwa Arno Bammé et al., Maschinen-Menschen, Mensch-Maschinen - Grundrisse einer sozialen Beziehung, Reinbek bei Hamburg 1986, und Joseph Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, Ffm. 1978.

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  18. In diesem Zusammenhang untersucht Lipp mögliche sozialdarwinistische Implikationen des in die Sozialwissenschaften transferierten Autopoiesismodells bzw. die möglichen Tendenzen zu Metabiologie oder Soziobiologie; vgl. Wolfgang Lipp, Autopoiesis Biologisch, Autopoiesis Soziologisch - Wohin führt Luhmanns Paradigmawechsel?, in: KZSS 39, 1987/3, S.452–470. Zu bemerken ist weiterhin, daß die Kriterien des Überlebens und der Fortsetzung der Autopoiesis zwar eine elementare Ähnlichkeit aufweisen, sie jedoch insofern verschieden sind, als die Rückbindung von Erkenntnis an den Prozeß autopoietischen Existierens weiter gefaßt ist, als der entsprechende Zusammenhang in der evolutionären Erkenntnistheorie. Erkenntnis ist in beiden Fällen ein Moment des Lebensprozesses selbst, wird aber innerhalb der evolutionären Erkenntnistheorie (entsprechend ihrer Koppelung an die Evolutionstheorie) enggeführt auf Überlebensleistungen, während die Nützlichkeit oder Bewährung von,Erkenntnis mit Hilfe des Autopoiesis-Modells als nützlich für den autonomen Prozeß autopoietisch existierenden Lebens gesehen wird, wobei die Bedeutung dessen, was nützlich ist, durch die Autopoiesis selbst (pragmatisch) festgelegt wird - das Bewährungskriterium ist also einerseits ein objektives, andererseits ein subjektives, bzw. hinsichtlich einer wissenschaftlichen Gemeinde autopoietischer Individuen ein intersubjektives.

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  19. Luhmann 1984, S.31. Am Rande ist festzuhalten, daß schon mit dieser Differenz rein semantisch die Möglichkeit der Existenz real existierender nicht-selbstreferentieller Systeme offen gelassen wird, was wohl als Rückversicherung gegenüber anderen Anwendungsfeldern der allgemeinen Systemtheorie gedacht ist, die sich auch mit Systemen befassen, die kaum als aus sich selbst heraus dynamisch operierende zu verstehen sind. Da aber die Anwendbarkeit des Systembegriffs überhaupt mit dem Prinzip der Selbstreferenz verkoppelt gedacht wird, muß Luhmann darüberhinaus die Frage, welchen “Sinn es haben könnte, Formen und Objekte, die keinerlei Selbstreferenz aufweisen, als Systeme zu bezeichnen, im Rahmen einer Untersuchung sozialer Systeme offen lassen” (Luhmann 1984, S.593), denn für diese ist klar: “Soziale Systeme sind zweifelsfrei selbstreferentielle Objekte” (Lohmann 1984, 5. 593 ). In einem weiteren Zusammenhang ist dies nicht unwichtig, da hier der Versuch vorliegt, mögliche Schwächen einer generellen Subjektivierung eines primär objektivistischen Systembegriffs vorzubeugen. Die grundlegende Problematik des Dualismus von zu erkennendem ‘Objekt’system und erkennendem ‘Subjekt’system wird dadurch allerdings verschüttet, indem so getan wird, als sei im Bereich der sinnhaften sozialen Systeme die Figur der Selbstreferenz allein schon ausreichend, um dies zu klären, da Sinn sich immer nur auf Sinn beziehen kann und nicht auf anderes. Daß möglicherweise soziale Systeme noch aus anderem bestehen könnten, als aus einem substanzialisiert gedachten Sinn, muß dazu aber negiert werden; was natürlich für Systeme überhaupt nicht möglich ist, will man nicht solipsistisch alles Sein zugunsten von Bewußtseinsinhalten bzw. bewußtseinsanalogen Prozessen negieren.

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  20. Luhmann 1984, S.30. Unüberhörbar verkündet Luhmann hier seinen Bruch mit Parsons ‘analytischem Realismus’.

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  21. Man kann sich sicherlich viele Systeme vorstellen - eine Systemtheorie mit Universalanspruch, die verschiedenste Systeme umfassen will, verlangt aber nach einer äußerst allgemeinen Definition von System, die es überhaupt erst ermöglicht, unterschiedene und so als einzelne Systeme qualifizierte Einheiten im Rahmen eines allgemeinen Systembegriffs miteinander in Beziehung zu setzen. Wie könnte so etwas aussehen? Luhmann gibt schon in der Einführung seiner allgemeinen Theorie sozialer Systeme eine Definition, die so informationslos ist, daß man sich einen Kommentar eigentlich erübrigen kann: “Von System im allgemeinen kann man sprechen, wenn man Merkmale vor Augen hat, deren Entfallen den Charakter eines Gegenstands als System in Frage stellen würde. Zuweilen wird auch die Einheit der Gesamtheit solcher Merkmale als System bezeichnet.” (Luhmann 1984, S.15) Eine Unterscheidung (Luhmann würde sagen müssen: eine Differenz) von System und Nicht-System kann ich hierin nicht erblicken. Was ist aber ein System, wenn es differenzlos qualifiziert wird? Ist es sozusagen das System an-sich’?

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  22. Vgl. Luhmann 1984, S.30. Allerdings wird dieser Anspruch der Systemtheorie auch relativiert, denn generell - so Luhmann - kann es keine Erkenntnistheorie vermeiden, den Gegenstand der Erkenntnis so zu definieren, daß sie selbst als einer ihrer Gegenstände wiederauftaucht, wie die Philosophie in der Philosophie Hegels; vgl. Luhmann 1981c, [Vorbemerkungen zu einer Theorie sozialer Systeme], S. 19.

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  23. Vgl. Luhmann 1981c, S.19. Mir stellt sich dabei zunächst die Frage, was ‘realitätsimmanente Probleme’ überhaupt sind? Sind sie (epistemische oder gegenständliche) Probleme, die die Realität selber mit sich selbst hat, die sie selbst lösen müßte? Daß Subjekte real sind, Teile einer Realität, Elemente einer von ihnen (mit) hervorgebrachten sozialen Realität sind, ist hingegen für mich klar. Das Problem, die Reflexion, die Lösung, sind damit Begriffe, mit denen Subjekte ihre Schwierigkeiten mit sich selbst oder mit ihrer Umgebung behandeln, aber nicht einfach Vorgänge, die in dieser sie umgebenden Realität selbst zu finden wären. Daß Probleme und Problembearbeitungen nicht durch freischwebende Subjekte vorgenommen werden, sondern durch solche, die mit und in gesellschaftlichen und nicht-gesellschaftlichen Realitätsstrukturen (inter)agieren, bleibt dabei immer vorausgesetzt. Insofern es in der Wissenschaft Probleme gibt, existieren natürlich auch in der sozialen Realität Probleme, zumal die Wissenschaften selbst einen Ausschnitt sozialer Praxis darstellen. Man kann beides nur nicht so gegenüber stellen wie Luhmann das tut, hier die realitätsimmanenten Probleme, dort die wissenschaftliche Problemformulierung und -bearbeitung, und beides für isomorph erklären. Gerade hier greift der Ansatz der Dialektik, Subjekt und Objekt, praktisch wie theoretisch vermittelt zu sehen; vgl. auch Luhmann 1984, S.173, der das natürlich nicht so sehen kann.

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  24. Luhmann 1981c, S.19. Angesichts der Denkfigur der Selbstreferenz und ihrer Objektivation im selbstreferentiellen System könnte man - so Luhmann - die Subjekt-Terminologie nur noch retten, indem man formulieren würde: “ein Bewußtsein sei ein Subjekt der Welt, neben dem es andere Subjektarten gibt, vor allem soziale Systeme. Oder: psychische und soziale Systeme seien Subjekte der Welt. Oder: sinnhafte Selbstreferenz sei Subjekt der Welt. Oder: Welt sei ein Sinnkorrelat. In jedem Fall sprengen solche Thesen die klare cartesische Differenz von Subjekt und Objekt. Will man den Subjektbegriff von dieser Differenz her denken, wird er unbrauchbar, die Differenz wird sozusagen selbst subjektiviert. Das selbstreferentielle Subjekt und das selbstreferentielle Objekt werden isomorph gedacht - so wie eigentlich auch die Vernunft und das Ding an sich bei Kant.” (Luhmann 1984, S.595) In Anbetracht dieser Verwicklungen schließt Luhmann mit der rhetorischen Frage, ob man ‘dann nicht mit dem einfachen Begriff der Selbstreferenz’ auskommen könne.

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  25. Vgl. A.D. Hall, R.E. Fagen, Definition of Systems, in: General Systems Vol.I 1956, S. 20f.

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  26. Siehe in diesem Zusammenhang auch Clemens Albrecht, Liebe als System - Zur Passion des Codierens. Eine fragmentarische Glosse über Niklas Luhmann oder: Die Macht und Ohnmacht der Gefühle, in: Soziologie 1986/2, S.104–116, hier S.110f.

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  27. Wichtig zu bemerken ist, daß Luhmann seine epistemologische Position allein gegenüber einer ‘subjektiven’ Erkenntnistheorie in der Tradition der Subjekt-oder Bewußtseinsphilosophie von Descartes über Kant bis Husserl abhebt bzw. sich mit dieser auseinandersetzt, aber dialektische Beiträge zu diesem Thema auf der Linie Hegel - Marx und Nachfolgende ignoriert. Diese Vorgehensweise findet ihre Entsprechung auf dem Feld der Luhmann’schen Retrospektiven auf die Entwicklung der Gesellschaftstheorie, wie schon Habermas feststellte: “Wenn man sich die Übereinstimmung in zentralen Denkfiguren klarmacht, nimmt es Wunder, daß Luhmanns dogmengeschichtliche Rekonstruktionen als Zwischenglied zwischen der klassischen Lehre von der Politik (Aristoteles und Thomas) und der eigenen Theorie der Gesellschaft nur die modernen Naturrechtslehren (Locke, Hobbes, Grotius) zulassen, während die Tradition der Naturgesellschaftslehren (Ferguson, Smith, Millar) und die Geschichtsphilosophie (Voltaire, Condorcet, St.Simon) im Schatten bleiben und die dialektische Gesellschaftstheorie (Hegel, Lorenz v. Stein, Marx) ganz ausgeblendet wird.” (Habermas, [Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie?..], in: Habermas, Luhmann 1971, S. 143 )

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  28. Luhmann 1984, S.246. In der dazugehörigen Fußnote fügt er gegen analytische Systemkonzeptionen gerichtet hinzu: “Jedenfalls sollte die (unumstrittene) Freiheit der Themenwahl für wissenschaftliche Analysen nicht mit einer (sehr bestreitbaren) Freiheit zur Bestimmung der Objektgrenzen verwechselt werden.” (Luhmann 1984, S.246 Anm. 7 )

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  29. Der Selbstbezug, auch die Selbstthematisierung der Systeme, erscheint dann auf dem Bidschirm der funktionalen Analyse als Selbstsimplifikation des Objektssystems, die ihrerseits die Funktion einer notwendigen (..) Reduktion von möglicher Komplexität erfüllt.” (Luhmann 1984, S.89) Nicht weniger willkürlich könnte man auch umgekehrt argumentieren: Die sogenannte Selbstsimplifikation des Objektsystems kann nämlich genausogut dem beobachtenden Theoriesystem geschuldet sein, wird aber dem Objektsystem zugeschrieben, um dem eigenen Ausschematisieren Latenzschutz zu gewähren. Vgl. im weiteren Luhmann 1984, S.458f.

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  30. Neben diesem - hier hervorgehobenen - Bezug zur gesellschaftlichen Praxis existiert selbstredend auch ein konstitutiver Bezug der Erkenntnistheorie zu den Gegenstandsfeldem der verschiedenen Wissenschaften, wobei die Erkenntnistheorie die wissenschaftlich-theoretische Erschließung derselben metatheoretisch reflektiert und es meist dabei beläßt ohne zu sehen, daß damit die Entwicklung der gesellschaftlich-praktischen Auseinandersetzung mit diesen Gegenstandsbereichen eine relevante Größe wird, denn die verschiedenen Wissenschaften sind gerade als katalysierende Moment dieser Entwicklung nicht unabhängig von ihr zu denken.

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  31. Vgl. hierzu etwa Hermann Bondi, Einsteins Einmaleins. Einführung in die Relativitätstheorie, Ffm. 1974, soie Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze - Gespräche im Umkreis der Atomphysik, München 1969, und ders., Quantentheorie und Philosophie, Stuttgart 1979.

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  32. Diese Relativität physikalischer Erkenntnis im Sinne ihrer Abhängigkeit von den Wechselwirkungen, die sie mit ihrem Gegenstand verbinden, ist ein allgemeiner Sachverhalt und nicht ein auf Gebiete der Quantenmechanik eingeschränkter, für die er allerdings im besonderen Maße relevant ist. Näheres dazu vgl. etwa Niels Bohr, Atomphysik und menschliche Erkenntnis, Braunschweig 1964.

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  33. Gleiches gilt auch für das - weniger etablierte - Theorem der Autopoiesis, welches - insofern es auf eine allgemeine Theorie der Organisation lebender Systeme abzielt - hier als ‘funktionales Äquivalent’ der Evolutionstheorie gelten darf.

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  34. Auf der anderen Seite ist heute aber auch zu erkennen, daß nicht nur Bedingungen des Erkenntnisprozesses im rekursiven Verhältnis von evolutions-oder systemtheoretisch konstituiertem Gegenstand und biologischer Erkenntnis zu verorten sind, sondern auch seine Folgen hierin zu thematisieren sind: So erforscht die Molekularbiologie als ‘genetic engeneering’ nicht nur entsprechende Gesetze der Veerbung und Evolution organischer Systeme, sondern beeinflußt diese selbst, indem sie den Prozeß ihres Evoluierens verändert. Dieser Zusammenhang ist aber auch ein allgemeiner: Die Ökologie erforscht nicht nur die Existenzbedingungen der Organismen im Verhältnis zu ihrer Umwelt, sondern löst - insofern sie das gesellschaftlich praktizierte Naturverhältnis verändert - auch Folgen für ihren Gegenstand aus.

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  35. Dem eigenen Erkenntnisgegenstand anzugehören, ist also keinesfalls als Spezifikum der Sozialwissenschaften anzusehen, was bisher immer (auch in Hinblick auf genuin geisteswissenschaftliche Methoden und in Abwehr positivistischer Verkürzungen des Selbstverständnisses und des Arbeitens der Sozialwissenschaften) betont wurde. Vielmehr ist zu konkretisieren, daß die Soziologie nur im Rahmen ihrer Fachreferenz das menschliche Subjekt innerhalb dieses rekursiven Verhältnisses von Erkenntnis und Gegenstand behandelt und nicht schlechthin hier der Träger der Erkenntnis in seinen eigenen Gegenstand fallt.

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  36. Insofern Luhmanns Konzeption der sich selbst begründenden (soziologischen) Supertheorie eine rein logische Konstruktion einer sich selbst innerhalb ihres Gegenstandes (mit)behandelnden Theorie ist, die daraus ihren (fach)universellen Geltungsanspruch ableitet, trifft sie die hier aufgezeigte theoretische und praktische Rekursivität wissenschaftlichen Erkennens im Verhältnis zu ihrem Gegenstand nur teilweise. Insbesondere ist sie daher kaum geeignet, den Schritt zu einem neuen Wissenschaftsparadigma wirklich zu gehen. Dagegen ist die Kategorie der Supertheorie aber nützlich hinsichtlich der Verteidigung selbst postulierter Geltungsansprüche: “Die allgemeine Theorie sozialer Systeme erhebt, (..), den Anspruch, den gesamten Gegenstandsbereich der Soziologie zu erfassen und in diesem Sinne universelle soziologische Theorie zu sein. Ein solcher Universalitätsanspruch ist ein Selektionsprinzip. Er bedeutet, daß man Gedankengut, Anregungen und Kritik nur akzeptiert, wenn und soweit sie sich ihrerseits dieses Prinzip zu eigen machen.” (Luhmann 1984, S. 33 )

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  37. Unter Akzeptanz dieser Doppelbedingung von Erkenntnis erscheint diese dann folgerichtig als eine der Selbstreferenz von Subjekt und Objekt überhobene ‘emergente Realität’, da sie sich “nicht auf Merkmale zurückführen läßt, die im Objekt oder im Subjekt schon vorliegen” (Luhmann 1984, S.658). Zur These der doppelt selbstreferentiellen Bedingtheit von Erkenntnis vgl. R. Glanville, “The Same is Different”, in: Zeleny 1981, S.252–262.; zur Kritik vgl. auch D. Zolo, Reflexive Selbstbegründung der Soziologie und Autopoiesis. Über epistemologische Voraussetzungen der ‘allgemeinen Theorie sozialer Systeme’, in: Soziale Welt 36, 1985/4, S.519–534.

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  38. Genau an diesem Punkt scheint Luhmann sich nicht entscheiden zu können oder zu wollen, ob er dem korrespondenztheoretischen Falsifikationismus der evolutionären Erkenntnistheorie oder dem pragmatisch-utilitaristischen Falsifikationismus des radikalen Konstruktivismus folgen soll. Beobachtungen und Erkenntnisse gelten so ohne Beachtung der Alternative zugleich als systemintern konstruierte (Realität bzw. Erkenntnis) wie auch als systemintern repräsentierte objektive (Realität bzw. Erkenntnis), wobei auch die Überprüfung derselben als systemintern zu vollziehende gegenüber den Kriterien dieser beiden Richtungen einfach verschwimmt. Grundlegend problematisch, aber in ihrer Ambivalenz argumentativ nutzbar, wird so etwa ‘die Verortung der System/Umwelt-Differenz in der Realität’. Nach Luhmann ist diese keine ‘ontologische’, denn sie “zerschneidet nicht die Gesamtrealität in zwei Teile: hier System und dort Umwelt. Ihr Entweder/Oder ist kein absolutes, es gilt vielmehr nur systemrelativ, aber gleichwohl objektiv. Es ist Korrelat der Operation Beobachtung, die diese Distinktion (wie auch andere) in die Realität einführt.” (Luhmann 1984, S.244) Zu guter letzt ’begründet’ er dies noch damit, daß er “mit einer neu sich entwickelnden Epistemologie von naturalen Operationen aus(geht) und (..) für Beobachten, Beschreiben, Erkennen keine ’metaphysische’, subjektive Sonderstellung in Anspruch (nimmt).” (ebd.; beachte hinsichtlich der Distanz zu Maturana auch die dazugehörige Fußnote Nr. 5 )

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  39. Dies gilt auch für solche Erweiterungen dieser Ansätze, die mit Hilfe von Projektionen des subjektiven Erkenntnisprozesses auf die (so konstituierte) objektive Realität arbeiten oder das Begreifen des subjektiven Erkenntnisprozesses unter Kategorien vollziehen, mit Hilfe derer dieser seinen Erkenntnisgegenstand erfaßt und beschreibt.

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  40. Vgl. auch Luhmann, Sthenographie, in: ders. et al. 1990c, S.119–137, der anscheinend annimmt, daß die Tautologie-und Paradoxieprobleme das Haupteinfallstor der Kritik an seinem Werk darstellen, und dem zu begegnen versucht durch eine ausgezeichnete Darstellung eben dieser Phänomene, die er als unvermeidliche Begleiterscheinungen systemintern selbstreferentiell prozessierter Erkenntnis betrachtet, die es vorzuführen und zu vertiefen gilt, um dem Kritiker–der den gleichen Problemen der Theoriekonstruktion unterliegt–zumindest eine Nase voraus zu sein. Zum Zirkularitätsproblem vgl. auch F.J. Varela, Der kreative Zirkel. Skizzen zur Naturgeschichte der Rückbezüglichkeit, in: Paul Watzlawick (Hrsg.), Die erfundene Wirklichkeit, München 1981, S. 294–309.

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Metzner, A. (1993). Universale soziologische Theorie auf der Basis naturalistischer Epistemologie?. In: Probleme sozio-ökologischer Systemtheorie. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 129. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88748-1_5

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