Zusammenfassung
In dieser Arbeit ging es bisher im wesentlichen um die Problematik von Natur und Gesellschaft in der Systemtheorie Luhmanns. Es ging also einerseits um das Verhältnis der naturwissenschaftlich geprägten Querschnittsdisziplin ‘Systemtheorie’ zur sozialwissenschaftlichen Erkenntnis, zum anderen um das Verhältnis der von Luhmann systemtheoretisch modellierten Gesellschaft zu ihrer ökologischen Umwelt. Mit dieser Form der kritischen Aufarbeitung sollte gleichzeitig eine konstruktive Aneignung des möglichen Potentials systemtheoretischen Denkens für eine sozio-ökologische Theoriebildung, sowie der damit verbundenen Schwierigkeiten erfolgen. Im Hintergrund stand dabei die Überlegung, daß die Systemdenkweise mit dem Begriff des Ökosystems ein fruchtbares, breit angelegtes und ausbaufähiges Konzept entwickelt hat. Eine abschließende Beurteilung seines Potentials kann zwar hier nicht geliefert werden, weil sich die Ökologie als wissenschaftliche Disziplin in einem Konstitutionsprozeß befindet — ihre Methoden und ihre Theoriebildung also stark an Entwicklungsprozesse gebunden sind 494, wohl aber läßt sich eine Richtung angeben, für die es sich lohnt einzutreten: Die konzeptionelle Orientierung an der Ganzheit der Natur und der Verbundenheit ihrer vielfältigen Komponenten. Der Ökosystembegriff bietet hier die Möglichkeit eines Alternativweges zwischen romantischen Vorstellungen einer beseelten Naturganzheit und einer sich weitgehend auf isolierte Zusammenhänge beschränkenden analytisch-reduktionistischen Naturwissenschaft. Eine systemtheoretisch orientierte Soziologie, so wäre weiter zu folgern, sollte am ehesten dazu in der Lage sein, hier Anschlußkonzepte und — überlegungen zur Thematisierung des Verhältnisses von gesellschaftlichem und ökologischem System zu liefern. Da Luhmanns Werk allgemein entweder als elaborierteste soziologische Systemtheorie oder doch zumindest als ein mit dem Werk Parsons’ vergleichbares genommen wird, stand es hier stellvertretend für die Umsetzung systemtheoretischen Denkens in die Sozialwissenschaften. Allerdings zeigte sich, daß trotz aller interdisziplinären Orientierung, und abweichend vom verkündeten Anspruch universeller soziologischer Theorie, den er auch an der Ökologieproblematik der modernen Gesellschaften zu exemplifizieren sucht, der zentrale Ansatz, nämlich über den Ökosystembegriff eine Verbindung zur sozialwissenschaftlichen Theoriebildung herzustellen, von Luhmann ausgeblendet wird.
“Nicht die ‘sachlichen’ Zusammenhänge der ‘Dinge’, sondern die gedanklichen Zusammenhänge der Probleme liegen den Arbeitsgebieten der Wissenschaften zugrunde: o mit neuer Methode einem neuen Problem nachgegangen wird und dadurch Wahrheiten entdeckt werden, welche neue bedeutsame Gesichtspunkte eröffnen, da entsteht eine neue ‘Wissenschaft’.” 493
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Metzner, A. (1993). Ausblick: Über Konturen sozioökologischer Theorie. In: Probleme sozio-ökologischer Systemtheorie. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 129. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88748-1_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88748-1_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12471-1
Online ISBN: 978-3-322-88748-1
eBook Packages: Springer Book Archive